Häufig kommt die AGM-Batterie im Wohnmobil zum Einsatz. Wer sich eine neue Versorgungsbatterie kaufen möchte, stellt sich die Frage, welcher Batterietyp zu den eigenen Bedürfnissen passt. Deswegen möchten in diesem Ratgeber einen Blick auf die Technik und deren Vor- und Nachteile werfen. Außerdem erfährst du, mit welchem Ladegerät du deinen Akkumulator laden kannst.
Was ist ein “Blei-Vlies-Akku”?
Die AGM-Batterie ist eine spezielle Bauform des Bleiakkumulators. Hier wird der Elektrolyt in einem Vlies aus Glasfaser gebunden.
Die Abkürzung AGM steht für Absorbent-Glass-Mat.
Da es sich hierbei um einen fest verschlossenen VRLA-Akku handelt, ist je nach Hersteller ein lageunabhängiger Einbau möglich, was u. a. im Wohnmobil für die AGM-Batterie spricht. Doch das ist nicht das Einzige, warum dieser Batterietyp so häufig zum Einsatz kommt.
Durchschnittliche Lebensdauer
Natürlich gibt es immer wieder Ausreißer, aber allgemein lässt sich sagen, dass ein Blei-Vlies-Akkumulator im Schnitt zwischen fünf und sechs Jahren halten sollte. Alles was drunter ist, ist entweder auf eine schlechte Batteriequalität, falsche Lagerung beim Händler oder falsche Ladung/Tiefentladung zurückzuführen.
Wir haben aber auch Freunde, deren AGM-Batterie fast elf Jahre gehalten hat. Aber auch das ist eher ein Ausnahmefall und nicht die Regel.
Die durchschnittliche Lebensdauer hängt natürlich auch von der Art und Häufigkeit der Nutzung an. Das A und O ist das Vollladen der Batterie, sodass alle Ladephasen abgeschlossen werden können, genau wie beim Gel-Akkumulator.
Was spricht für die AGM-Batterie im Wohnmobil?
Es gibt mehrere Punkte, die für die Nutzung der AGM-Batterie im Wohnmobil sprechen. Ihr Vorteil gegenüber der Blei-Säure-Batterie ist, dass es sich um ein geschlossenes Batteriesystem handelt (VRLA) und somit auslaufsicher ist. Der Elektrolyt wird hier einem Vlies gespeichert. So kann selbst bei einer Beschädigung keine Batteriesäure austreten.
Außerdem ist sie wartungsfrei, d. h. man muss kein destilliertes Wasser nachfüllen. Auch ist ein Einbau im Innenraum möglich. Die Rüttelfestigkeit spricht sogar für eine Verwendung in 4×4- bzw. Geländefahrzeugen.
Wer leistungsstarke Geräte betreiben möchte, der ist hier ebenfalls gut bedient, da dieser Batterietyp auch mit leistungsstarken Wechselrichtern betrieben werden kann.
Ein weiterer Faktor, der für viele entscheidend ist, ist der Preis. Meist liegen die AGM-Batterien im mittleren Preissegment und sind damit im Vergleich zur viel teureren Lithium-Batterie sehr attraktiv.
Was ist nachteilig?
Neben den vielen Vorteilen der Nutzung einer AGM-Batterie im Wohnmobil oder auch Wohnwagen gibt es natürlich auch ein paar Nachteile, auf die wir kurz näher eingehen wollen.
- Gewicht & Größe
Die Blei-Vlies-Akkumulatoren gehören nicht gerade zu den Leichtgewichten der Batterietechnik. So kommt eine AGM-Batterie bei einer Kapazität von 220 Ah gern mal auf knappe 70 kg. Wenn man davon zwei Stück verbauen muss, dann sind das 140 kg und das, wo es gerade im Camper oft auf jedes Kilo ankommt.
Auch sind die AGM-Batterien nicht gerade klein. Um beim Beispiel der 220 Ah Batterie zu bleiben, wären wir bei Maßen von 522 × 238 × 240 mm. - Spezielle Ladetechnik nötig
Für das Laden der AGM-, sowie auch jeder anderen VRLA-Batterie ist spezielle Ladetechnik nötig, was u. U. ebenfalls ein negativer Faktor ist, der sich bei der Anschaffung des speziellen Ladegeräts ebenfalls im Geldbeutel bemerkbar macht. Heutzutage sind die meisten Wohnmobile aber bereits mit den passenden Ladegeräten ausgestattet. - Empfindlich bei hohen Temperaturen
Hohe Temperaturen schaden dem Akku zwar nicht, allerdings sinkt die Lebensdauer der Batterie mit steigender Temperatur. Am besten gefällt ihr eine Umgebungstemperatur von um die 20°C. Eine dauernde Außentemperatur von 30°C verringert die Lebensdauer der Deep Cycle AGM-Batterie von Victron beispielsweise schon um die Hälfte. (Quelle: https://www.victronenergy.de/upload/documents/Datasheet-GEL-and-AGM-Batteries-DE.pdf)
Größenvergleich: AGM- / Lithium-Batterie mit derselben nutzbaren Kapazität (200 Ah)
Vor- und Nachteile im Überblick
Um dir einen schnellen Überblick zu geben, haben wir hier in einer Liste stichpunktartig die Vor- und Nachteile der AGM-Batterie im Camper noch mal zusammengefasst.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Auslaufsicher | Hohes Gewicht |
Rüttelfest | Empfindlich bei hohen Temperaturen |
Wartungsfrei | Spezielle Ladegeräte nötig |
Entnahme hoher Ströme möglich | Größe |
Für leistungsstarke Wechselrichter geeignet | Nimmt beim Laden zum Ende hin immer weniger auf |
Geringe Selbstentladung | |
Kurze Ladedauer | |
Preislich attraktiv |
Ladezyklen
Ein wichtiger Punkt, der auf jeden Fall Beachtung finden sollte, ist das Laden und Entladen des Akkus. Denn hier gibt es ein paar Besonderheiten, die beachtet werden sollten.
Was du zum Entladen wissen solltest
Gerade wer im Thema nicht drin ist, denkt, dass man beispielsweise eine 100 Ah AGM-Batterie kauft und dann auch 100 Ah zur Verfügung hat. Dem ist allerdings nicht so. Denn im Gegensatz zum LiFePO4-Akku können von der Gesamtkapazität lediglich 50 % entnommen werden. So hat man von den 100 Ah nur 50 Ah zur Verfügung. Das sollte beim Kauf unbedingt beachtet werden.
Tipp: Achte neben der Kapazität unbedingt auch auf die Kenngröße bzw. Bezugszeit, die mit Abkürzungen wie C1, C20 usw. angegeben ist. Nähere Informationen dazu findest du in unserem Beitrag zur Wohnmobil-Batterie.
Wenn du dir unsicher bist, wie groß dein Akkumulator konzipiert sein sollte, dann ermittle deinen täglichen Strombedarf mit unserem Solarrechner. Es wäre doch schade, wenn du am Ende deine Verbraucher nicht betreiben kannst, weil du auf gut Glück eine 150 Ah AGM-Batterie gekauft hast, aber dein Bedarf viel höher liegt.
AGM-Batterie laden, so geht’s
Bevor wir Kapazität entnehmen können, müssen wir die AGM-Batterie laden, doch wie funktioniert das? Grundsätzlich sei erst mal gesagt, dass tägliches Aufladen für ein langes Batterieleben sorgt. Wer seinen Akku ständig an der unteren Kapazitätsgrenze betreibt, wird vermutlich nicht lange Freude daran haben.
Doch wie kann man seinen Akku nun aufladen?
Einerseits kannst du ein Ladegerät dafür nutzen. Doch dafür solltest du darauf achten, dass ein AGM-Akkumulator nicht mit einem normalen Ladegerät geladen werden kann. Hierfür ist ein Modell notwendig, welches eine angepasste Kennlinie verwendet.
Andererseits kannst du den Akku auch während der Fahrt mithilfe von einem Ladebooster oder Trennrelais laden. Allerdings fährt man häufig nicht lang genug, um den ganzen Ladezyklus durchzumachen.
Welches Ladegerät ist für die AGM-Batterie geeignet?
Geeignete Ladegeräte für AGM-Batterien verfügen über eine sogenannte IOuO-Ladekennlinie, die sich meist per Schalter auf den Batterietyp einstellen lässt. So wird einerseits eine Vollladung ermöglicht, andererseits ein Überladen verhindert.
In unserem Shop findest du viele Ladegeräte namhafter Hersteller, die für deine AGM-Batterie geeignet sind.
Wie läuft die Ladung denn nun eigentlich genau ab?
Hauptladung
In der Hauptladephase wird die Aufbaubatterie mit Konstantstrom versorgt. Dabei bestimmt sie selbst, wie viel vom Ladegerät bezogen wird. Die Phase läuft, bis der Akku zwischen 70 und 80 % Kapazität erreicht hat.
Ausgleichsladung
Jetzt wird der Akkumulator mit der Ausgleichsladung versorgt und vollgeladen. Dabei liegt je nach Batterietyp eine Ladespannung bis zu 14,8V an. Auch hier bestimmt der Akku selbst, wie viel er aufnimmt. Fällt der Strom unter einen bestimmten Ampere-Wert, wird die letzte Phase eingeleitet.
Erhaltungsladung
Die Erhaltungsladung ist dafür da, um Akku auf seinem Ladezustand zu halten.
Wer schon mal eine AGM-Batterie laden musste, der weiß, dass das manchmal ganz schön langwierig sein kann. Du denkst, dass nur noch 10 Ah fehlen und der Akku in einer Stunde voll sein müsste, doch weit gefehlt. Je voller der Akku wird, umso weniger nimmt er auf, sodass sich gerade das Laden der letzten paar Ah gefühlt ewig hinzieht. Aber das ist der wichtigste Teil, denn das sorgt für eine lange Lebensdauer.
Unsere persönlichen Erfahrungen und Empfehlungen
Wir hatten uns beim Restaurieren unseres Wohnmobils 2016 nach langem Abwägen ebenfalls für einen Blei-Vlies-Akku entschieden. Die Wahl fiel bei uns auf eine 240Ah Batterie, die wir unserem Bedarf angepasst haben.
Die Batterie hat uns auch gute Dienste geleistet und gerade bei der Mitternachtssonne in Norwegen waren wir eigentlich immer voll. Allerdings brach die Batterie nach gut zwei Jahren in ihrer Kapazität extrem ein und so standen wir irgendwann an dem Punkt, dass wir nur noch 20 Ah zur Verfügung hatten.
Heute nutzen wir eine LiFePO4-Batterie, was gerade deswegen vorteilhaft für uns ist, weil wir im Camper leben und tagtäglich unsere Geräte laden und betreiben müssen. Gerade das dieser Batterietyp aufnimmt, was die Solaranlage liefert, sorgt bei uns für große Freude, denn wenn die Sonne scheint, ist die Batterie im Nullkommanichts wieder voll.
Würden wir allerdings nur ein paar Wochen im Jahr in den Urlaub fahren und regelmäßig Landstrom für die Batteriepflege zur Verfügung haben, würden wir uns wieder für eine AGM-Batterie im Camper entscheiden. Ist ein regelmäßiges Volladen des Akkus z. B. beim Freistehen nicht möglich, dann wäre die Lithium-Batterie für uns das Mittel der Wahl.
Beitrag erstellt: 10.06.2021