Wir führen seit einem halben Jahr eine Ehe auf engstem Raum. Funktioniert das? Geht man sich nicht auf den Zeiger, wenn man 24 h am Tag und 7 Tage die Woche zusammen ist? Heute ist der 10.10. – wir feiern in diesem Jahr den 6. Hochzeitstag und sind seit 7 Jahren zusammen. Dies ist für uns Anlass genug einen kleinen Einblick in unser Beziehungsleben zu geben, was gerade auf engstem Raum durchaus eine Herausforderung sein kann. Doch fangen wir mal von vorne an.
Eine ganz normale Beziehung
Als wir noch in unserem Haus gewohnt haben, sah unsere Ehe wahrscheinlich aus, wie bei vielen anderen auch. Jeder hatte seinen Job und unter der Woche blieb nicht viel Zeit für den jeweils anderen. So ging ich bereits lange vor Stefan aus dem Haus, um nach München zur Arbeit zu fahren. Nachmittags schnell heim kommen, noch eine große Runde mit dem Hund gehen, sich um den Haushalt und Einkäufe kümmern und dann noch für ein paar Stunden auf die Couch, bevor es dann heißt, ab ins Bett, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Oft hat man in Gedanken noch die Arbeit und den Stress mit nach Hause getragen und war froh, wenn man einfach abschalten konnte. Und doch hat es sich bei aller Normalität anders entwickelt, als normalerweise üblich. Eigentlich wäre es Zeit gewesen für Karriere oder Kinder, doch das kam in unseren Träumen nicht vor.
Gemeinsame Entwicklung
Die größte Angst, die man in einer Ehe neben eventueller Untreue hat ist wohl die, dass man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Wir hatten das große Glück, dass wir uns gemeinsam in ein und dieselbe Richtung entwickelt haben und dann auch noch in eine, die doch ziemlich extrem ist.
Wir fragen uns immer wieder, was genau eigentlich zu dieser Entwicklung geführt hat. Doch eine plausible Antwort auf diese Frage haben wir nicht. Denn eigentlich war bzw. ist unsere Ehe ganz normal und ohne Besonderheiten. Wir haben im Laufe der Zeit lediglich angefangen alles zu hinterfragen und unseren Konsum und unseren Lebensinhalt überdacht. Das war es dann, was irgendwann zu unserer radikalen Entscheidung geführt hat.
Zerreissprobe
Die Vorbereitungszeit war eine nervenaufreibende und auch anstrengende Zeit für uns. Jeden Tag in die Arbeit und danach noch in die Halle, um am Auto zu schrauben. Jede freie Minute nichts anderes tun, als dieses Auto irgendwie fit zu kriegen und nebenbei gab es noch so viele andere Dinge die organisiert werden wollten. Unsere Nerven lagen blank und jeder war an der Grenze seiner Belastbarkeit. So haben wir uns schnell wegen Kleinigkeiten gestritten und die Stimmung war nicht gerade die Beste. Immer wieder gab es Situationen, wo wir uns gegenseitig wohl am liebsten an die Wand geklatscht hätten. Doch auch das hat uns nicht entzweit sondern genau das Gegenteil bewirkt. Dieses gemeinsame Arbeiten an unserem großen Projekt hat uns letztendlich noch mehr zusammengeschweisst.
Ehe auf engstem Raum
Die Umstellung auf das Leben im Wohnmobil war für uns nicht allzu groß. Wir waren es schon vorher gewohnt viel Zeit miteinander zu verbringen. Als wir noch im Haus gelebt haben, haben wir die meiste Zeit zusammen verbracht und auch sonst waren wir nie das Pärchen, wo jeder viel für sich unternommen hätte. Wenn wir unterwegs waren, dann immer zu zweit und das ist bis heute so geblieben. Nicht, weil der jeweils andere nicht darf oder einer eifersüchtig wäre, sondern weil wir es so wollen. Jeder von uns weiß, dass er völlig frei ist in seinem Tun. Vielleicht ist das der Grund, warum wir es nicht nutzen.
Nun leben wir seit 6 Monaten in Fanti. Bei Tagen, an denen das Wetter schön ist, spielt sich eigentlich alles draußen ab. So kann man auch einfach mal alleine wandern gehen o.ä., wenn man eben mal nicht Lust auf das Selbe hat. Gerade in Finnland kam es immer wieder mal vor, dass Stefan sich den Hund geschnappt hat und mit dem Rucksack bepackt losgezogen ist. Ich habe in der Zeit meist Videos geschnitten, neue Beiträge geschrieben oder einfach meine Häkelsachen ausgepackt.
Doch natürlich gab es auch Tage mit schlechtem Wetter. Mit Emily müssen wir zwar raus, egal welches Wetter ist, aber der Großteil des Tages spielt sich bei Regen natürlich im Wohnmobil ab. Selbst wenn es eine Woche durchgeregnet hat, gab es nicht einen Tag, an dem wir uns gewünscht hätten, dass der jeweils andere nicht da wäre. Wir genießen die Zeit miteinander, die wir so intensiv in unserem vorherigen Zusammenleben nicht hatten.
Marotten und schlechte Angewohnheiten
Was einem auf diesem kleinen Raum natürlich noch viel mehr auffällt sind die Dinge, die einem auf den Senkel gehen. Sei es nun eine offene Zahnpastatube oder die im Raum verteilten Socken. Jeder hat seine eigenen Marotten und gerade auf so kleinem Raum gilt es noch mehr als überall sonst tolerant zu sein und manche Dinge einfach hinzunehmen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch wichtig Rücksicht zu nehmen und seine eigenen Meinungen und Ansichten nicht als das Nonplusultra anzusehen. Ein guter Mittelweg ist das Maß aller Dinge. So das sich keiner massiv eingeschränkt fühlt oder jeden Tag aus der Haut fahren muss.
Wie hält man das aus?
Wir hören immer wieder mal von Freunden oder auch von der Familie, dass sie sich das mit ihrem Ehepartner auf so engem Raum 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche nicht vorstellen könnten.
Bei Paaren, wo jeder sehr viel Zeit für sich braucht und auch sehr viel Freiraum braucht könnte diese Art zu leben sicher mehr als nur eine Herausforderung sein. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es Ehen gibt, die so nicht funktionieren und daran vermutlich scheitern würden. Diese Beziehungen sind mit Sicherheit nicht schlechter, aber die Rahmenbedingungen sind einfach andere. Man muss als Paar seine Art finden, wie man das Zusammenleben gestaltet, so das beide glücklich und zufrieden sind. Für uns ist es genau diese Art des Zusammenlebens und wir können und möchten es uns auch nicht mehr anders vorstellen.
Unser Rezept für ein harmonisches Zusammenleben
ist ganz einfach: REDEN! Und nicht erst dann, wenn man innerlich wegen irgendetwas schon total sauer oder enttäuscht ist. Sondern immer dann, wenn es Bedarf zu reden gibt. Je länger man Probleme oder Sorgen mit sich herumschleppt, desto mehr hat das Einfluss auf einen selbst. Wenn man sie sofort anspricht, dann kann man gemeinsam eine Lösung dafür finden. Und genau das ist es worauf es ankommt. Man ist nicht allein und wie soll der Partner wissen was falsch läuft, wenn man ihm nicht die Chance gibt und es ihm sagt.
Man muss einfach einsehen das niemand frei von Fehlern ist. Dabei sind es doch gerade die kleinen Fehler, die einen Partner liebenswert machen. Und dabei ist es ganz egal, ob man auf großem oder kleinen Raum zusammenlebt, es gibt immer Höhen und Tiefen und die gilt es gemeinsam zu meistern.
Könntest du dir vorstellen mit deinem Partner auf so engem Raum dauerhaft zusammenzuleben?
12 Kommentare für “Hochzeitstag – wie funktioniert eine Ehe auf engstem Raum?”
Robby
Hey Flo,
vielen Dank für dein Lob. 🙂
Ja, das deckt sich mit unseren Erfahrungen. Sicher nicht jedes Paar ist dafür gemacht, aber wir sind super happy, dass es bei uns funktioniert. Und mittlerweile kennen wir sehr viele, bei denen die Enge kein Problem ist. 🙂
Viele Grüße und euch auch viele tolle Erlebnisse.
Robby
Flo
Servus ihr zwei,
ein toller Blog und echt ein spannender Beitrag. Wir – also meine Freundin und ich – leben auch auf recht engem Raum. Mit 38qm aber doch deutlich mehr als ihr (und manchmal wochenlang im Zelt, das geht auch)
Im Prinzip ist es aber das gleiche. Wer seinen Freiraum braucht, für den ist das nix. Aber wenn man zu 100% auf der selben Wellenlänge liegt, ist das überhaupt kein Problem.
Liebe Grüße und weiterhin tolle Erlebnisse
Flo
Stefan
Hallo Carola,
wir können es uns auch jetzt schon gar nicht mehr anders vorstellen. 🙂 Wir sind da wirklich optimistisch das es auch in Zukunft klappen wird.
Alles gute für euch zwei und immer Knitterfreie Fahrt.
LG
Stefan
Carola
Hi ihr 2, wir – mein Liebster und ich – leben auch schon seit 3 Jahren im Fahrzeug auf engstem Raum … und können uns gar kein anderes Leben mehr vorstellen.
Also immer locker und optimistisch bleiben, aber das seid ihr ja …
LG
Caro
Robby
Hey, na das hoffen wir doch auch, dass es so bleibt wie es ist. Aber wir sind bester Dinge. Danke dir 🙂
Theo
Hallo,
dann mal viel Erfolg und das es immer so läuft, wie beschrieben. Einfacher wird das jedenfalls nicht, höchstens eingespielter 😉
Ich drück jedenfalls die Daumen!
Stefan
Hallo Lars,
danke für die Blumen. 🙂 Wir sind auch nicht nur auf Reisen, wir haben irgendwie angefangen ein anderes Leben zu führen und wollten auch diese Erfahrungen gerne teilen.
LG Stefan
Stefan
Hallo Sara,
wir wissen unser Miteinander auch sehr zu schätzen und fühlen uns in unserem kleinen Heim pudelwohl.
Wir hören von Freunden und Familie immer wieder diese Aussage die du beschreibst. “Ich würde es niemals länger Aushalten” :-). Für uns nicht vorstellbar.
Danke für Deine lieben Worte 🙂
LG Stefan
Stefan
Hi Michl,
da meldet sich doch gleich der Ehemann :-). Danke für deine Worte.
LG Stefan
Sara alias sgkunst
Was für ein schöner Beitrag!
Es hat richtig Spaß gemacht ihn zu lesen 🙂
Ich freue mich sehr für euch, dass ihr so füreinander geschaffen seid und euch sogar das Mini-Leben in eurem Wohnwagen Spaß macht 🙂 Ich selbst hätte dazu wohl keine Lust. Ich glaube das Miteinander wäre nicht das Problem, mein Freund und ich sind ähnlich anhänglich wie ihr beiden. Mir würde der kleine Raum – auch wenn um mich herum die Wildnis ist, um auszubrechen – die Luft rauben. 2 oder 3 Wochen Urlaub auf diese Weise ist bestimmt traumhaft aber was ihr da durchzieht ist schon heftig 😉
Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß.
Ich schaue eure Videos, wenn ich es bemerke immer sehr gerne! Gute Fahrt!
Liebe Grüße > sara
Michael Jäger
Ja, ich hab schließlich die beste Frau der Welt. Hast toll geschrieben Robby. GRÜSSE an den heissgeliebten Ehemann.
Michl
Lars
Toller und wirklich sehr interessanter Bericht – auch ganz abseits der “normalen” Reiseberichte.