Wie viel Kapazität hat meine Versorgungsbatterie noch und wo kann ich ablesen, wie viel Energie über meine Solaranlage heute reingekommen ist? Obwohl viele Wohnmobile ab Werk mit einer Füllstandsanzeige für die Bordbatterie ausgestattet sind, ist diese Messeinheit nur eine ungefähre Annäherung an die tatsächlich noch vorhandene Restkapazität. In den meisten Fällen wird anhand der Batterie-Spannung der aktuelle Ladezustand der Batterie ausgewertet. Wie ich bereits in meinem Beitrag zum Thema “Batteriekapazität und Ladezustand messen” beschrieben habe, bietet diese Art der Füllstandsanzeige nur einen groben Überblick. Wer auf Lithium-Akkus umrüsten möchte, bekommt alleine über die Spannung gar keine vernünftige Auskunft mehr geliefert, da Lithium-Batterien ihre Spannung relativ konstant halten können. Abhilfe schafft in beiden Fällen ein Batteriecomputer. Wie dieser genau funktioniert und wie man ihn relativ einfach im Wohnmobil nachrüsten kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist ein Batteriecomputer?
Die meisten Geräte bestehen zum einen aus einem Display mit dem eigentlichen Batteriecomputer und zum anderen aus einer Messeinheit (Messwiderstand), dem sogenannten Shunt. Beides zusammen sorgt für eine genaue Berechnung des aktuellen Ladezustands der Wohnmobil-Batterie.
Anhand des Stromflusses, welcher durch den Shunt geleitet wird, errechnet der eigentliche Computer die Restkapazität der Wohnmobil-Batterie. Zumeist kann der aktuelle Ladezustand über ein Display abgerufen werden. Dabei erkennt der Computer sowohl Strom, der aus der Batterie entnommen wird, aber auch Strom, der durch das Laden in den Akku fließt.
Kontrollieren, wie viel die Solaranlage in die Batterie lädt …
Aber mit der Messung der Restkapazität alleine ist es nicht getan. Zusätzlich wird noch die aktuelle Spannung der Batterie angezeigt, wie viel Strom aktuell in die Batterie fließt (wenn diese z. B. über eine Solaranlage geladen wird) oder wie viel gerade entnommen wird. Viele Geräte bieten auch Auskunft über die ungefähre Restlaufzeit. So kann man sehen, nach welcher Zeit der Akku bei der aktuellen Stromentnahme voraussichtlich leer sein wird.
Alarm, wenn die Versorgungsbatterie leer wird
Ein einstellbarer Alarm kann z. B. so programmiert werden, dass vor einer zu tiefen Entladung gewarnt wird. Je nach Modell können auch Relais angesteuert werden, die z. B. bei Erreichen eines bestimmten Ladezustands die Lasten trennen. Damit wird eine Tiefentladung der Versorgungsbatterie vorgebeugt.
Welcher ist der Richtige für mich und worauf ist beim Kauf zu achten?
Wie bereits erwähnt, gibt es Batteriecomputer mit verschiedenen Ausstattungsmerkmalen. Welche Unterschiede es gibt, wollen wir nun kurz erläutern.
Batteriecomputer ohne Display
Seit Kurzem bietet Victron Energy u. a. einen Batteriecomputer ohne Display an. Die gesamte Elektronik ist dann im Shunt verbaut. Via Bluetooth verbindet sich ein Smartphone oder Tablet mit der Messeinheit und ersetzt somit das eigentliche Display. Eine Bluetooth-Funktion ist aber auch bei vielen Modellen mit Display bereits integriert oder kann durch einen sogenannten Bluetooth-Dongle nachgerüstet werden.
Batteriecomputer mit Bluetooth
Es gibt Batteriecomputer, die bereits Bluetooth integriert haben. Andere können nachgerüstet werden. Vorteile sind die einfachere Programmierung, da man sich nicht mühevoll mit vier Tasten durch die Menüs klicken muss. Außerdem kann man gemütlich am Handy den aktuellen Status über eine App abrufen.
Wie bereits erwähnt bietet Victron auch einen SmartShunt an. Dieser wird ohne Display geliefert. Der Vorteil ist ein geringer Aufwand bei der Verkabelung. Außerdem muss kein Platz für das Display gefunden werden. Die Batteriecomputer von Victron Energy können alle mit Bluetooth ausgestattet werden oder haben es bereits integriert. Bei den Modellen von Votronic muss für eine Bluetoothfunktionalität grundsätzlich ein Zusatzmodul erworben werden.
Batteriemonitor für 2 Batterien
Möchtest Du auch deine Starterbatterie überwachen, solltest Du darauf achten, ob das gewählte Modell dies kann. In den meisten Fällen erstreckt sich diese Messung nur auf die aktuelle Spannung. Eine wirkliche Gesamtüberwachung der Kapazität findet nicht statt. Für die Starterbatterie ist dies aber ausreichend. Die Batteriecomputer von Votronic bieten von Haus aus die Überwachung einer Zusatzbatterie an. Bei Victron Energy gibt es diese Möglichkeit ab dem Modell BMV-702.
Größe des Shunts (Messwiderstand)
Die Modelle von Victron Energy haben einen 500A Messshunt im Lieferumfang enthalten. Dies bedeutet, dass Ströme bis max. 500A über die Messeinheit geführt werden können. Für die Anwendung im Wohnmobil ist dies meist ausreichend.
Votronic bietet unterschiedliche Modelle mit verschiedenen Shunts an. Diese reichen von 100A bis zu 400A Belastbarkeit. Sollte ein größerer Wechselrichter betrieben werden, ist auf die passende Größe des Shunts zu achten. Je größer der Shunt, umso teurer wird der Batteriecomputer. Eine nachträgliche Aufrüstung der Messeinheit ist nur bei den Victron Energy Modellen möglich.
Batteriecomputer im Campofant Shop
Bei uns im Shop findest du die verschiedensten Modelle.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Batteriecomputer im Wohnmobil nachrüsten
Die Nachrüstung eines Batteriecomputers ist mit etwas handwerklichem Geschick relativ einfach umzusetzen. Im Lieferumfang ist fast alles für den Anschluss enthalten.
Folgende Werkzeuge werden für den Einbau benötigt. Eventuell sind noch ein zusätzliches Batteriekabel oder Rohrkabelschuhe für den Anschluss nötig. Dies entscheidet sich je nach bereits vorhandener Verkabelung.
- Akkuschrauber,
- Stichsäge oder Lochbohrer,
- Schraubendreher,
- Ringschlüssel in M8 oder M10 (je nach Modell),
- Schrauben zur Befestigung des Messshunts,
- Crimpzange,
- Seitenschneider,
- Batteriekabel, Rohrkabelschuhe, Schrumpfschlauch und Heißluftföhn.
Minuspol der Batterie trennen
Zunächst trennt man das Batteriekabel vom Minuspol der Batterie.
Platz für den Shunt finden
Der Messshunt muss in der Minusleitung möglichst nahe der Batterie eingebaut werden. Ist ein passender Platz gefunden, wird die Einheit mittels Schrauben fest mit dem Untergrund verbunden.
Vorhandene Minusleitung am Shunt anschrauben.
Die vorhandene Minusleitung wird jetzt mit dem Shunt verbunden. Bitte unbedingt auf die Beschriftungen achten, damit der richtige Anschluss gewählt wird (im Falle des Victron Energy Shunts “Load and Charge”). Sollte der Anschluss nicht passen, ist ein entsprechender Rohrkabelschuh zu montieren. Beim Victron Shunt ist die Verschraubung als M10, beim Votronic als M8 ausgeführt.
Stromversorgung zum Shunt herstellen
Am Shunt selbst befindet sich ein Anschluss für die Stromversorgung. Dieses Kabel wird entsprechend am Pluspol der Batterie montiert. Im mitgelieferten Kabel ist eine passende Sicherung integriert.
Platz für das Display suchen und ausschneiden
Ist ein passender Platz für das Display gefunden, wird mithilfe einer mitgelieferten Schablone die Lochgröße ermittelt. Anschließend wird das Loch mit einer Stichsäge/Lochbohrer ausgeschnitten.
Display montieren
Jetzt wird das Display in der Bohrung versenkt und angeschraubt.
Verkabelung des Displays
Nun muss noch das Display mit dem Shunt verbunden werden. Im Lieferumfang ist ein entsprechendes Kabel vorhanden. Sollte das Kabel zu kurz sein, gibt es entsprechende Verlängerungen. Fünf Meter sollten in den meisten Fällen aber reichen.
Messshunt mit dem Minuspol der Batterie verbinden
Jetzt muss nur noch der Shunt mit dem Minuspol verbunden werden. Hier ist in dem meisten Fällen ein entsprechendes Kabel anzufertigen.
In meinem Fall nutze ich ein 54qmm Kabel, um für unseren 2000 Watt Wechselrichter inkl. Solaranlage und andere Verbraucher genügend Reserve zu haben.
Achtung! Damit der Messshunt alle Verbraucher und Ladegeräte erfassen kann, dürfen zwischen dem Minuspol der Batterie und dem Shunt keine weiteren Minusleitungen angeschlossen werden. Dies gilt auch für die Masseverkabelung auf die Karosserie.
Batteriecomputer einstellen, so geht’s
Damit der Batteriecomputer richtig arbeiten kann, muss dieser noch entsprechen konfiguriert werden.
- Batteriekapazität
Hier wird die Gesamtkapazität der Batterie eingetragen. - Vollladespannung
Ab dieser Spannung wird die Batterie als voll erkannt. Der Wert richtet sich nach dem verwendeten Batterietyp und sollte auf ca. 0,2V unter der Erhaltungsladung eingestellt werden, da sonst die Batterie oftmals zu früh als vollgeladen erkannt wird (bitte die entsprechende Bedienungsanleitungen zurate ziehen). - Peukert-Wert
Dieser Wert ist meist im Datenblatt der Batterie zu finden. Für Bleibatterien ist die Werkseinstellung oftmals passend (nähere Infos finden sich ebenfalls in der Bedienungsanleitung).
Es gibt noch viel mehr Einstellmöglichkeiten, was aber hier den Rahmen sprengen würde. Mit diesen Grundeinstellungen ist dein neuer Batteriecomputer erst ein Mal einsatzbereit. Weiteres findest Du in der jeweiligen Anleitung des Herstellers.
Feinjustierung nach der Installation
Nach der ersten Installation wird der Batteriecomputer 100% Ladezustand anzeigen, egal wie voll die Batterie tatsächlich ist. Deshalb sollte der Akku zunächst mit einem geeigneten Ladegerät komplett geladen werden. Anschließend synchronisiert man den Batteriecomputer über die entsprechende Tastenkombination am Display oder über die App. Ab diesem Zeitpunkt berechnet der Computer genau, was an Restkapazität verfügbar ist und synchronisiert sich automatisch.
Dank Batteriemonitor den aktuellen Ladezustand immer im Auge
Ab sofort weißt Du immer, wie viel Strom Du noch zur Verfügung hast. Gerade wenn man oft freistehen möchte, ist diese Überwachung perfekt. So kann einer Tiefentladung rechtzeitig entgegengewirkt und der Verbrauch geplant und evtl. angepasst werden.
4 Kommentare für “Batteriecomputer im Wohnmobil: Infos & Anleitung für Einbau”
Matthias
Super erklärt.
DANKE!
Robby
Schick uns doch hierzu gerne eine Anfrage per Mail 🙂
andreas schörg
Genau so habe ich es nach deiner Anleitung schon im April gemacht. Funktioniert einwandfrei.
lG Andy
Ulrich Strobel
Sehr informativ. Wo kann ich mir denn so ein Teil einbauen lassen. Ich selbst kann es nicht.