Die aktuellen Zeiten sind wirklich verrückt. Hätte uns vor vier Jahren jemand erzählt, dass wir ein Grundstück in Portugal kaufen werden, hätten wir demjenigen garantiert nicht geglaubt. Und heute ist es so, dass wir uns eine Base geschaffen haben. Hier wollen wir euch nun in Worten, Bildern und Zahlen etwas über unser kleines Paradies erzählen und wie es überhaupt dazu kam.
Unsere Corona-Quarantäne und was sich daraus entwickelt hat
Die Quarantäne haben wir in Sardoal verbracht. Unsere liebe Freundin Isabel hat uns bei ihrer Cousine ein tolles Plätzchen organisiert, wo wir vier Monate mit Sonni und Ernst zusammen in einem wunderschönen Garten mit jeder Menge Obstbäume und Blumen verbringen durften.
Nicht umsonst heißt dieses schöne Fleckchen Erde Quinta das Flores.
Hier fanden wir dann auch plötzlich eine kleine Katze in unserem Garten. Wir fütterten sie an, tauften sie auf den Namen Diva.
Einige Wochen später fand ich durch Zufall auf Instagram ein Bild von Bemyfriend und war sofort verliebt. Eine kleine schwarze Katze mit einer mehr als interessanten Färbung. Das wäre doch die ideale Spielkameradin für Diva, denn alleine bleiben sollte sie auf keinen Fall. So holten wir die kleine Maus im Tierheim von Castelo Branco ab und tauften sie auf den Namen Esra.
Auch wenn die Maßnahmen gelockert wurden, so hatten wir trotzdem kein gutes Gefühl, nun wieder weiterzureisen wie vorher. Und so stieg der Wunsch nach einem Ort, an dem wir auch in diesen schwierigen Zeiten sein dürfen.
Und dann ging es auch schon los, dass wir die ersten Immobilienanzeigen durchstöberten.
Die Suche nach einer Quinta in Portugal
Es dauerte nicht lange und wir hatten die ersten Grundstücke gespeichert, die uns von den Bildern her schon mal gut gefallen haben. Leider war es alles andere als einfach, den Makler zu erreichen und dann zu einem Besichtigungstermin zu kommen – hier will der Immobilienmakler anscheinend nichts verkaufen, denn auf eine Reaktion auf unsere E-Mail haben wir lange warten müssen.
Erste Besichtigungen
Doch dann war es endlich so weit und wir hatten die erste Runde Grundstücksbesichtigungen. Eines hatten wir von den Bildern her richtig gut gefunden und konnten es mit zwei Weiteren besichtigen. Also mieteten wir uns ein Auto und fuhren nach Castelo Branco. Dort sahen wir als Erstes das Grundstück, welches wir sehen wollten.
5000 m2, schöne Aussicht, allerdings mit Nachbarn. Es hat uns gefallen, aber das Gefühl hat gefehlt. Auch die zwei Grundstücke, die danach kamen, waren zu weit von unserer Vorstellung weg.
Schade, aber so hatten wir schon mal die Klarheit, dass 5000 m2 definitiv zu klein für uns sind.
Das richtige Grundstück bei der zweiten Besichtigungsrunde
Die zweite Runde Besichtigungen führt uns wieder in die Region Castelo Branco, diesmal allerdings mit einem anderen Makler. Wir haben uns ein Grundstück ausgeguckt und nehmen die Gelegenheit wahr, auch noch zwei weitere in der Nähe anzuschauen.
Diese waren allerdings nicht so ganz unseres. Das Erste lag in einer Senke, sodass wir keinen Ausblick gehabt hätten.
Das Zweite lag im Wald und war so sehr von Eukalyptus und Bäumen umgeben, dass ich wohl bei jeder Feuerwarnung einen Herzinfarkt bekommen hätte.
Das Dritte war dann das, welches wir uns ausgesucht hatten.
Wenn die Anfahrt schwierig ist
Die “Quinta Montinho”, wie sie zu diesem Zeitpunkt heißt, war schon von der Anfahrt her sehr spannend. Es dauerte ein wenig, bis wir den richtigen Weg gefunden hatten. Und dann ging es mit dem Mietwagen dem Makler hinterher über einen Feldweg, der zum Ende hin immer schlechter wurde.
Unser Fahrzeug hatte wenig Bodenfreiheit und so mussten wir es vor dem letzten Wegstück stehen lassen und zu Fuß den kleinen Abhang runterlaufen. Die Angst aufzusetzen war viel zu groß.
Die Besichtigung des Grundstücks
Als wir vor dem Eingang standen, sah ich schon die vielen Korkeichen auf dem Grundstück.
Wir folgten dem Weg und standen auf einer großen freien Fläche mit jeder Menge Eichen, vertrocknetem Gras und einem schönen Blick in die Ferne.
Ich stellte mich auf einen riesigen Stein, der wie ein Walrücken aus der Erde schaute, und musste da schon das erste Mal grinsen.
Der Makler zeigte uns die verschiedenen Bereiche des Grundstücks.
Die 1,75 ha teilen sich auf in:
- Granitos
Dieser Bereich ist ganz oben und besteht aus schönen großen Kullersteinen sowie jeder Menge wilden Buschwerks. Hier sind auch Terrassen angelegt, die man unter der wilden Bepflanzung aber nur erahnen kann. Die Aussicht von hier oben ist einfach grandios.
- Korkeichen
In der Mitte des Grundstücks ist viel Freifläche mit einem wirklich großen Brunnen, der eher aussieht wie ein Teich und jeder Menge alter, großer Korkeichen.
- Gemüsebeet
Am Ende verjüngt sich das Grundstück und bietet unterhalb der Quelle die idealen Bedingungen für Obstbäume und ein großes Gemüsebeet.
Logischerweise ist ein solch abgelegenes Stück Land nicht erschlossen. Aber der Brunnen und die Quelle stellen das ganze Jahr die Wasserversorgung sicher und Strom produzieren wir dank Sonnenenergie selber. Zum Glück ist die Internetverbindung auch richtig gut, also was brauchen wir mehr?
Stefan und ich können uns während der Besichtigung immer nur grinsend ansehen und ich glaube, wir haben beide gemerkt, dass es das ist. Natürlich wollten wir erst mal eine Nacht drüber schlafen, aber es hätte mich schon sehr gewundert, wenn sich einer von uns plötzlich anders entschieden hätte.
Wir haben einen Deal
Nach der Nacht drüber schlafen waren wir beide immer noch hin und weg. Und auch Sonni und Ernst, die ebenfalls bei der Besichtigung dabei waren, konnten sich sehr für dieses schöne Stück Land begeistern.
Und so kam es, dass wir unsere Kaufabsicht mitteilten und die Verhandlungen um den Preis begannen. Dass das Grundstück ausgeschnitten und gesäubert werden muss, war auch klar, und so konnten wir uns am Ende auf einen etwas höheren Kaufpreis als von uns vorgeschlagen einigen, aber dafür würde der Verkäufer bzw. der Makler das Ausschneiden übernehmen.
Auch der Anfahrtsweg muss natürlich gemacht werden, das soll allerdings die Gemeinde machen, wurde uns erklärt.
Vorkaufsrecht der Nachbarn
Wir reservierten das Grundstück für uns zu den gemachten Bedingungen, überwiesen 500 Euro und von da an hieß es dann warten. In Portugal haben die Nachbarn beim Verkauf eines Grundstücks nämlich grundsätzlich ein Vorkaufsrecht.
Bei uns dauerte es ziemlich lange, bis die Nachbarn ausfindig gemacht wurden, und so vergingen bestimmt fünf Wochen, bis unser Makler uns anrief und berichtete, dass kein Nachbar es kaufen möchte und der Notartermin schon in zwei Tagen sein wird.
Notartermin, jetzt wird es ernst
Irgendwie waren wir ja schon aufgeregt und echt froh, dass wir das Certificado do Registo und die NIF-Nummer schon lange vorher in der Tasche hatten.
So brauchten wir lediglich unsere Ausweise, mussten einen Tag vor dem Termin noch den Kaufpreis an den Käufer überweisen und die Kopie als Beleg mitbringen. Die Verkäufer waren sooooo nett und der Termin ging ganz fix über die Bühne.
Juhuuuuu, wir haben unser Grundstück in Portugal gekauft. Wie verrückt das doch ist.
Wenn der Umzug auf sich warten lässt
Soooo gerne wären wir noch am selben Tag umgezogen. Allerdings musste der Weg erst gemacht, und das Grundstück ausgeschnitten werden. Zwei Wochen nach dem Notartermin war der mittlere Teil des Grundstücks zwar ausgeschnitten, aber das Reparieren des Weges zog sich hin. Wir wurden ständig vertröstet, dass die Gemeinde den Weg zwar machen würde, der Präsident aber keinen genauen Termin nennt usw.
Am Freitag-Abend hatten wir dann die Idee, einen Versuch zu starten, den letzten Teil des Weges selber notdürftig zu reparieren, sodass wir zumindest dort hinkommen. Die Anfahrt wäre mit unserem Lkw vielleicht irgendwie gegangen, aber für Sonni und Ernst hätte es keine Möglichkeit gegeben.
Wir reparieren unsere Zufahrt
Also packten wir die beiden am Samstag Früh mit ein und fuhren zusammen mit Schubkarre, Schaufeln und Spitzhacke zu unserem Grundstück.
Wir nahmen Steine von unserer Mauer, packten sie auf den Pick-up, fuhren den Weg hoch, luden sie in das Loch und schütteten es dann mit Kies auf. Diese Prozedur dauerte ungefähr 2 – 3 Stunden. Meine Güte waren wir danach geschafft. Das Arbeiten in der prallen Sonne bei etwa 33 Grad ist schon heftig.
Morgen ziehen wir um
Die ganze Zeit waren wir am Grinsen und obwohl die Arbeit echt anstrengend war, freuten wir uns auf den Umzug. Denn wozu nun noch warten? Am Sonntag-Morgen packten wir also all unser Hab und Gut auf den Pick-up und in den Lkw und fuhren gegen 11.00 Uhr los Richtung Castelo Branco.
Dort noch mal alles auffüllen und entleeren und dann kann es losgehen.
Der Umzug auf unsere eigene Quinta
Da wir unbedingt noch ein paar Sachen einkaufen mussten, trennten wir uns kurz vor Castelo Branco und ich fuhr einkaufen, während Sonni und Ernst und Stefan noch Gas tanken fuhren. Als Treffpunkt vereinbarten wir danach das kleine Dorf ,durch welches wir müssen, wenn wir zu unserem Grundstück wollen.
Dort gibt es einen kleinen Berg, den man um die Kurve hochmuss, und Ernst war sich nicht sicher, ob das mit seinem Überhang gut gehen kann. Doch zum Glück hat das super gepasst und auch unser Lkw passte durch die historischen kleinen Sträßchen.
Hält die provisorische Befestigung unseres Weges?
Ich war die Erste, die bergab über unsere provisorische Befestigung fahren durfte. Der Pick-up ist kein Problem, allerdings ragt ein großer Stein in den Weg, der uns das größte Kopfzerbrechen machte.
Zuerst war Stefan dran. Die großen Reifen rollten problemlos über die Steinrampe und der Vorderreifen ging auch gut an dem großen Kullerstein vorbei. Mit dem Hinterreifen touchierte er den Stein, aber außer etwas quietschenden Geräuschen passierte zum Glück nichts Schlimmeres.
Der spannendste Part kommt noch
Spannender wurde es bei unseren Freunden. Ihr Wohnmobil hat bei Weitem nicht so viel Bodenfreiheit wie unseres, und da wo bei uns Reifen sind, ist bei ihnen der Aufbau. Langsam zirkelte er den riesigen Camper auf die Steinrampe. Immer wieder rutschten einzelnen Steine ein wenig zur Seite, doch insgesamt hielt unsere Konstruktion richtig gut.
Die größte Aufregung war der große Stein an der Seite. Zentimeter für Zentimeter schob sich das große Womo vorwärts und der Stein verschwand unter dem Aufbau. Doch dann wurde es ziemlich eng und so musst Ernst noch mal zurücksetzen, bevor es weitergehen konnte. Links die Steinmauer, rechts der Stein, der in den Weg ragt – gar nicht mal so einfach, doch am Ende schaffen auch die beiden den Weg nach unten.
Wir freuen uns so riesig, dass wir es geschafft haben und fallen uns erleichtert in die Arme.
Wir sind angekommen
Was für ein verrücktes Gefühl, nun endlich auf unserem eigenen Grundstück zu stehen?
Wir genießen den doch sehr heißen Nachmittag mit unseren lieben Freunden im Schatten einer Korkeiche. Auch die Katzen fühlen sich gleich pudelwohl, obwohl Diva einige Minuten braucht, bis sie sich zu Esra nach draußen traut. Sieht ja auf ein Mal alles ganz anders aus als bisher gewohnt.
Da wir alle ziemlich müde sind, lassen wir den Abend nach dem Essen schön ausklingen, genießen den Sonnenuntergang und duschen uns im Dunkeln noch mal kalt ab.
Wie sehen unsere Pläne aus?
So wirklich richtig große Pläne haben wir ehrlich gesagt gar nicht, sondern eher Wünsche. Bis nächstes Jahr werden wir die Zeit nutzen und uns hier wohnlich einrichten.
Mein Wunsch ist eine große Außenküche mit Sitzbereich. Außerdem soll es eine Übernachtungsmöglichkeit für Besuch geben und eine Außendusche. Des Weiteren möchten wir unten ein großes Gemüsebeet anlegen und jede Menge Obstbäume pflanzen.
Für den nächsten Sommer wünschen wir uns dann eine schöne Gelegenheit, um uns im kühlen Nass zu erfrischen. Wie das genau aussehen wird, steht aber noch in den Sternen. Vielleicht ein Pool, vielleicht ein Schwimmteich – wir werden sehen.
Ist es das Ende unserer Reise?
Nein, das ist es definitiv nicht. Allerdings ist es eine tolle Möglichkeit, einen Ort zu haben, an dem man sich wohlfühlt und wo man sein darf, bis diese Krise vorbei ist. Danach werden wir auf jeden Fall zeitweise wieder auf Reisen sein.
Mit unseren lieben Freunden werden wir uns dann koordinieren, wer hier ist und wer unterwegs ist. So müssen die lieben Katzis auch nicht zwangsläufig reisen, da sie Autofahren nicht so wirklich mögen.
Doch wer weiß schon, was in einem Jahr oder in ein paar Monaten ist? Wenn wir in den letzten Jahren was gelernt haben, dann das, dass Pläne sowieso immer wieder umgeworfen werden. Also nennen wir es eher Wünsche als Pläne, mal sehen, was davon dann in Erfüllung geht.
Ach ja, einen Namen hat unsere Quinta noch nicht, aber der kommt mit Sicherheit noch. Dafür hat unser Pick-up schon einen Namen, er heißt Ernesto.