Unser Fanti hat neuen TÜV, die Familienbesuche und Geburtstage sind beendet und es ist noch genügend Zeit bis Weihnachten. Also geht es für uns endlich wieder auf die Straße. Wir starten ein kleine Herbsttour, deren Ziel noch nicht feststeht. Ok, natürlich haben wir schon einen ersten Zielpunkt. Wir treffen uns mit Ernst und Sonni im lieblichen Taubertal. Was wir dort alles erlebt haben und ob sich ein Ausflug mit dem Camper zum Taubertalradweg lohnt, erfahrt ihr jetzt.
Auf nach Tauberzell in “Middlfranggn”
Nachdem wir uns von unserer Familie verabschiedet haben, geht es endlich los. Wir verlassen Niederbayern und steuern zielgerichtet in Richtung Norden. Das Wetter für die nächsten Tage verspricht das Beste und wir freuen uns, unsere Freunde nach einer gefühlten Ewigkeit wiederzusehen.
Ich, als gebürtiger Mittelfranke, freue mich ganz besonders wieder einmal in meine alte Heimatregion zu kommen. Gerade im Herbst ist die Weinlese in vollem Gange und ich bin gespannt, ob wir zu einem Glas “Federweißen” und einem Stück Zwiebelkuchen kommen. Ich bin allerdings “Guter Dinge”. Aber zunächst gilt es ca. 300 Kilometer bis zum Zielort zu meistern.
Info
Tauberzell liegt an der sogenannten “Romantischen Straße”, welche sich auf einer Länge von 413 Kilometern, von Würzburg bis nach Füssen erstreckt. Es gibt auch die Möglichkeit über den Radweg “Liebliches Taubertal” die Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Auf der “romantischen Straße” passiert man bekannte Orte und Sehenswürdigkeiten wie z. B. Würzburg mit seiner Residenz, Rothenburg ob der Tauber mit seinem mittelalterlichen Stadtbild oder Augsburg mit seiner bekannten Fuggerei. Auch das Schloss Neuschwanstein liegt auf dem Weg.
Kostenloser Wohnmobilstellplatz in Tauberzell
Am frühen Abend erreichen wir unseren Zielort, ein kostenloser Wohnmobilstellplatz direkt an der Tauber. Unsere Freunde sind bereits eingetroffen und auch andere Reisende haben sich an diesem wirklich schön gelegenen Ort eingefunden.
Ein Teil des bereits erwähnten Radwegs “Liebliches Taubertal” führt direkt am Stellplatz vorbei. Eine super Gelegenheit für eine Radtour.
Der Stellplatz bietet genügend Platz für bestimmt 15 Wohnmobile. Eine Ver- und Entsorgung ist allerdings nicht vorhanden.
Wir verbringen den frühen Abend an der frischen Luft und freuen uns schon auf den nächsten Tag, auch wenn wir uns erst noch an das Campen ohne Hund gewöhnen müssen.
Bremserfest, Federweißer und der Beweis, dass die Welt klein ist
Am Nachmittag geht es also auf zu einer kleinen Erkundung durch das Dorf und zum Bremserfest.
Der Magen knurrt bereits ordentlich und auf dem Dorfplatz haben sich schon jede Menge Leute eingefunden. Wir bekommen einen gemütlichen Sitzplatz und werden auch prompt bedient. So manches auf der Speisekarte führte allerdings zu leichter Verwirrung bei den “Nichtfranken”. :-D. So bereitet es mir große Freude den Übersetzer zu spielen und mit den Leuten im Dialekt zu sprechen.
Übrigens: Als Bremser oder Federweißer bezeichnet man einen noch nicht fertig gegorenen Wein. Er ist meist sehr süß und beinhaltet je nach Gärung mehr oder weniger Alkohol. Dazu werden oft Zwiebelkuchen oder andere fränkische Spezialitäten gereicht. Man unterscheidet übrigens zwischen Federweißer (aus weißen Rebsorten) und Federroter (aus roten Trauben).
Nach unserer Verköstigung und einem doch schon in der Gärung etwas fortgeschrittenerem Federweißen erkunden wir noch den kleinen Ort, als plötzlich ein uns bekanntes Wohnmobil auf der Hauptstraße auftaucht.
Sabine und Detlef, die wir in Marokko kennengelernt haben, sind gerade auf der Durchreise. Auch sie sind auf der romantischen Straße unterwegs und wollten uns einen kleinen Besuch abstatten. Unglaublich wie klein die Welt doch sein kann.
Und auch abends ist bei uns einiges los. Denn im Dorf scheint sich herumgesprochen zu haben, dass ein gelber, alter Laster auf dem Wohnmobilstellplatz steht. So bekommen wir Besuch von einem ganz lieben Pärchen, welches selbst einen Robur fährt. Wir sind immer wieder begeistert von solch spontanen und überraschenden Begegnungen.
Hier noch ein paar Bilder von dem wirklich supersüßen Dorf Tauberzell.
Eine kleine Radtour entlang der Tauber
Am nächsten Tag ist es Zeit, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden, schließlich campen wir ja nicht umsonst am Taubertalradweg. Die Fahrräder werden vom Heck geholt, kurz gecheckt und dann kann es auch schon losgehen.
Beim ersten Berg merkt Robby, dass sie die letzten zwei Monate kaum auf dem Drahtesel gesessen ist, aber der war auch ganz ordentlich. Grund genug, um in die andere Richtung zu fahren, da weiß ich, dass es nur kleine Steigungen gibt. Der geteerte Radweg führt an süßen fränkischen Häuschen und Wald/Wiesen vorbei. Ein permanenter Begleiter ist die Tauber, welche ihr Wasser ebenfalls am Radweg entlang führt.
Kurz vor Rothenburg ob der Tauber setzen wir uns auf eine Bank, genießen den Ausblick und entscheiden uns dafür, dass es für die erste Tour reicht.
Die zweite Tour geht schon besser
Am Tag drauf probieren wir die andere Richtung aus und fahren bis nach Creglingen, wo wir spontan auch ein paar Kleinigkeiten einkaufen, bevor es zurückgeht. Die Tour ging schon wieder wesentlich besser als die am Tag zuvor. Und auch lustige Schildchen entdeckt man unterwegs.
Tipp: Am Taubertalradweg bei Tauberzell geht es in Richtung Creglingen einen ziemlich steilen Berg rauf und logischerweise auch wieder runter. Wenn man durch’s Dorf fährt, spart man sich den. 😉
Am Nachmittag kommt ein neues Wohnmobil auf den Stellplatz in Tauberzell und ein liebes Pärchen mit einem 10 Wochen alten Riesenschnauzer-Welpen spricht uns an. Sie sind mit Sabine und Detlef befreundet und wollten die Campofanten auch mal kennenlernen. Robby bekommt bei dem kleinen schwarzen Fellknäuel spontanen Milcheinschuss und auch ich muss gestehen, der Kleine stiehlt allen die Show.
Abschiedsessen im Landgasthof zum Falken
Schon nach dem Bremserfest haben wir einen Tisch im Landhaus zum Falken in Tauberzell reserviert, um dort mit einem leckeren Essen den Abschied zu zelebrieren, der unweigerlich für längere Zeit bevorsteht. Die Frauen machen sich schick und um 18.00 Uhr nehmen wir an einem süßen Tisch in einer rustikal und traditionell eingerichteten Stube platz.
Wir genießen die fränkischen festen und flüssigen Köstlichkeiten, die uns hier serviert werden und können das Restaurant, welches fußläufig vom Wohnmobilstellplatz erreichbar ist, nur wärmstens empfehlen.
Tschüss ihr Lieben
Ich kann Abschiede nicht leiden, vor allen Dingen dann nicht, wenn ich weiß, dass wir uns länger nicht wiedersehen werden. Für Sonni und Ernst geht es nach Portugal. Unsere Reisepläne gehen diesmal in eine ganz andere Richtung, weswegen der Abschied am nächsten Morgen sehr schwerfällt. Ein großes Manko am Reiseleben, dass man liebe Menschen immer wieder gehen lassen muss und manchmal nicht weiß, wann es ein Wiedersehen gibt.
Nach ein paar tollen Tagen in Tauberzell geht es für uns weiter Richtung Norden – wir können Berlin schon rufen hören. Was wir da machen, erzählen wir schon bald. 🙂