An der Grenze Ceuta erwartete uns eine nervenaufreibende Ausreise. Doch davon wussten wir natürlich noch nichts, als wir unseren letzten Campingplatz in Moulay Bousselham verließen. Und eigentlich war die Ausreise noch gar nicht auf dem Programm gestanden. Doch der Mangel an freien Übernachtungsplätzen führte zu unserem spontanen Entschluss.
Die letzte Nacht in Marokko
Nach unserer Nacht auf einem Campingplatz in “Moulay Bousselham” fuhren wir schon früh los, um uns im Norden von Marokko nochmal einen Platz für ein paar Nächte zu suchen. Wir haben ja schließlich noch knappe 2 Wochen Zeit, bevor wir wegen dem ablaufenden Visum ausreisen müssen. Und manchmal ist die Welt wirklich klein. So ging Stefan auf dem Campingplatz schon mal vor, um zu sehen, wo wir unser Wasser noch auffüllen können. Als er zurückkam grinste er und erzählte mir, dass er Philipp gerade gesehen hatte. Der weiße Unimog stand am selben Campingplatz wie wir und auch er machte sich bereit, für die Weiterfahrt. Wir begrüßten uns und tauschten schnell die Neuigkeiten der letzten Wochen aus, bevor wir dann weiterfuhren.
Spontane Entscheidung kurz vor der Grenze Ceuta
Wir verließen den Campingplatz und fuhren Richtung Tanger. Wir hatten noch knappe 150 km vor uns und wollten uns kurz vor der Grenze Ceuta nochmal nach einem Schlafplatz umsehen. Dabei fuhren wir an dem riesigen Hafengelände von Tanger Med vorbei. Das ganze Gelände ist bewacht und abgeriegelt und alles in allem sehr beeindruckend. Doch die zwei potentiellen Schlafplätze, die wir anfuhren, schieden als Übernachtungsplätze schnell aus und so kamen wir immer näher an die Grenze Ceuta. Na, dann fahren wir doch einfach schon mal über die Grenze und bleiben einfach noch ein wenig in Ceuta. Das war der Plan und so näherten wir uns der Grenze. Da ahnten wir noch nicht, dass uns der Grenzübergang noch einiges abverlangen würde.
Grenze Ceuta
Wir fuhren auf die Grenze Ceuta zu, als wir schon eine lange Schlange von Autos dort stehen sahen. Na, das dürfte wohl etwas länger dauern. Wir hatten den Hinweis vorher schon auf Facebook erhalten, dass die Grenze Ceuta am Wochenende wohl nicht so belagert wäre. Doch wir wollten weiter und so nahmen wir die Wartezeit in Kauf.
Wir standen in der rechten, der zwei Fahrspuren und ständig kamen Männer an, die uns fragten, ob wir denn auch das Formular für die Ausreise hätten. Da wir das schon hatten, brauchten wir keine Hilfe. Rechts von uns, auf der Mauer am Meer, saßen jede Menge Jugendliche und Kinder, im Alter zwischen 8 und 17 Jahren (geschätzt).
Wir hatten Emily mit vorne im Fahrerhaus sitzen, da sich eine lange Wartezeit abzeichnete. Die Kiddies hatten wohl irre viel Spaß daran, unseren Hund mit nachgeahmtem Bellen wahnsinnig zu machen. Doch dabei blieb es nicht. Immer wieder stiegen sie auf meine Trittstufe, um gegen die Scheibe zu donnern. Auch ein mahnender Blick und mahnende Worte hielten sie nicht lange davon ab.
Langsam ging es in der Kolonne vorwärts, doch die Jungs blieben nicht auf der Mauer sitzen, sondern “begleiteten” uns. Aus den anfänglich 4 wurden immer mehr. Letztendlich standen irgendwann bestimmt 10 Jugendliche rechts von unserem Fahrzeug. Nachdem es für uns und auch für Emily zu stressig wurde, setzten wir sie wieder in ihre Box. Damit war das “Gebelle” der Kiddies vorbei, doch der Stress an der Grenze Ceuta noch lange nicht, wie wir bald merken sollten.
Am Rücken hat man keine Augen
Immer wieder zeigten die Jungs uns einen Mittelfinger oder schrieen “F*** You”. Einer von den Älteren tat dabei immer so, als würde er die Jüngeren, wegen ihrem Verhalten schimpfen. Dann gingen die Jungs ein paar Schritte vor, um dann wieder zurückzukommen. In meinem Seitenspiegel sah ich, dass immer wieder mal einer von ihnen aus dem Blick des Spiegels verschwand, allerdings auf der anderen Seite unseres Wohnmobils nicht wieder auftauchte. Vielleicht fummeln die an unseren Sandblechen rum, war unser erster Gedanke. Also schalteten wir unsere Rückfahrkamera ein, um zu sehen, was sich hinter unserem LKW abspielte.
Dabei sahen wir, wie einige der Jungs immer wieder unter unser Fahrzeug krabbelten. Das war für uns zu viel des Guten. So stieg Stefan aus und machte ihnen klar, dass sie da nichts zu suchen haben. Doch dieser “Anschiss” hielt nur kurz nach. Wenige Minuten später das selbe Spiel von vorne. Immer wieder sahen wir die Kinder unter unserem LKW verschwinden. Sobald die Fahrertür auf ging, kamen sie blitzschnell wieder unter unserem LKW hervor.
Alle schauen zu, … fast alle
Faszinierend fanden wir, dass jede Menge Fahrzeuge hinter uns standen. Jedoch wollte sich wohl keiner einmischen oder mit der Situation etwas zu tun haben. Bis auf einen … ein Franzose vor uns stieg irgendwann aus seinem Fahrzeug aus und machte die Jungs richtig rund. Wir konnte nicht verstehen, was er zu ihnen sagte. Allerdings deutete er immer wieder auf unser Fahrzeug und wurde ziemlich laut. Von da ab saßen die Jungs wieder auf der Mauer und taten erstmal nichts mehr. Doch das sollte nicht so bleiben.
Messer, Steine, …
Kurze Zeit später sahen wir, wie einer der Jungs ein kleines Messer zog und wieder unter unser Auto krabbelte. Jetzt reicht’s … Stefan stieg aus und versuchte den Polizisten, der ein ganzes Stück vor uns war, auf das Treiben aufmerksam zu machen. Es dauerte einen Moment bis er verstand, was wir von ihm wollten. In der Zwischenzeit hatte sich ein anderer der Jungs zwei Steine gekrallt. Wir haben es nicht mitbekommen, aber unter den Kiddies schien es wohl auf einmal dicke Luft zu geben und so stand einer mit dem Messer und der andere mit den Steinen da. Der Polizist war dann zum Glück sehr schnell zur Stelle und packte die Kiddies ziemlich grob an und verscheuchte sie von unserem LKW.
Unter Polizeiobhut oder doch nicht?
Langsam ging es in der Karawane Richtung Grenze Ceuta voran und so standen wir mittlerweile fast neben den zwei Polizisten, die vorne den Verkehr zu regeln schienen und die lange Autoschlange im Auge behielten. So entspannten wir uns langsam wieder und schalteten die Rückfahrkamera wieder aus. Wird sich ja keiner von denen trauen wieder was zu machen, wenn die Polizei neben uns steht.
Doch die Entspannung hielt nur kurz. Obwohl wir kurz vor dem Grenzübergang neben Polizeibeamten standen, sah ich im Seitenspiegel wieder einen der Jungs hinter unserem Fahrzeug verschwinden und auf der anderen Seite nicht hervorkommen. Schnell schaltete ich die Rückfahrkamera wieder ein und konnte gerade noch die Füße unter unserem LKW hervorschauen sehen. Stefan stieg schnell aus und just in dem Moment krabbelte er auf der anderen Seite wieder hervor und lief weg.
Was wollten die da unten?
Da wir noch eine Zeit lang hier stehen würden, da es nur im Schneckentempo voran ging, krabbelte Stefan nun schließlich selber unters Auto, um nachzusehen, ob sie da unten was beschädigt oder uns vielleicht irgendwas ans Auto geklebt hatten. Doch er konnte weder das eine, noch das andere feststellen. Langsam ging es weiter in den Bereich, der nicht mehr so ohne weiteres von jedem betreten werden kann. Noch eine ganze Zeit lang ließen wir die Rückfahrkamera laufen. Doch nach 30 Minuten ohne weitere Vorkommnisse schalteten wir sie ab und seit dem passierte in Bezug auf diese Jungs auch nichts mehr.
Grenzabfertigung
Auf der marokkanischen Seite der Grenze zu Ceuta mussten wir lediglich unsere Reisepässe abgeben, dann aussteigen und unser Fahrzeug beim entsprechenden Beamten austragen lassen und das war es schon. Wir wurden nicht weiter kontrolliert und warteten darauf nun endlich nach Spanien (Ceuta) einreisen zu können. Nach weiteren 30 Minuten Wartezeit waren wir an der Reihe. Unsere Pässe wurden kontrolliert und dann wurden wir beim Zoll auf die Seite gebeten. Allerdings wollte der Beamte nur die Papiere von unserem Hund kontrollieren. Er suchte im Heimtierausweis nach dem Nachweis für den Tollwuttiter und nachdem er diesen gefunden hatte, wünschte er uns eine gute Reise und das wars.
Vom Zeitpunkt der Ankunft an der Grenze Ceuta (ca. 14.00 Uhr) bis zur tatsächlichen Einreise in Ceuta sind knapp 5 Stunden vergangen. So war es mittlerweile 18.55 Uhr und wir hatten gestrichen die Schnauze voll. Deswegen informierten wir uns, wann die nächste Fähre nach Algeciras abfährt und verließen den afrikanischen Kontinent noch früher, als geplant.
Hoffentlich schaffen wir die Fähre
Schnell noch unseren Tank in Ceuta auffüllen lassen und dann ab zur Fähre. Ob wir das noch schaffen? Es war 19.05 Uhr, als wir fertig getankt hatten. Danach fuhren wir auf schnellstem Weg zum Hafen. Dort standen noch 3 Wohnmobile vor uns am Einlass für die Fähre. Na, vielleicht kommen wir noch mit der 20 Uhr Fähre weg. Und so war es auch. Noch 3 mal wurden wir kontrolliert, bevor wir unseren Fanti aufs Schiff manövrieren durften. Aufgrund des schlechten Wetters und des starken Windes war die Fährtfahrt allerdings ziemlich schaukelig. Doch wir überstanden die Fahrt ohne seekrank zu werden und fuhren um 21.45 Uhr zum Ersten Mal wieder auf spanischen Straßen.
Schnell noch was einkaufen
Wir wollten uns unbedingt noch ein paar Kleinigkeiten besorgen und hibbelten, ob wir denn noch kurz vor knapp zu einem Supermarkt kommen würden. Unweit von unserem Schlafplatz, den wir schon am Abend vor unserer Abreise nach Ceuta genutzt hatten, ist ein Carrefour. Um 21.55 Uhr kamen wir dort auf dem Parkplatz an und rasten wie die Irren in den Supermarkt, um uns noch schnell mit ein paar Kleinigkeiten und etwas Bier einzudecken. Nach dem heutigen Tag hatten wir beide richtig Lust auf eine leckere Hopfenkaltschale. So schnell wie an diesem Abend waren wir wohl noch nie mit unserem Einkauf fertig. Um Punkt 22 Uhr verließen wir den Supermarkt und fuhren zu unserem Übernachtungsplatz in Algeciras. Dort konnten wir bei einem leckeren, eiskalten Bier und einem Teller Nudeln schon wieder über die Erlebnisse an der Grenze Ceuta lachen und schliefen dann ziemlich schnell ein.
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