Nach unserem aufregenden Besuch in Marrakesch wird es Zeit weiter zu ziehen. Die heutige Etappe führt uns über den Hohen Atlas in Richtung Ouarzazate. Ab sofort gibt es keine Autobahn mehr, was unsere Reise etwas entschleunigt. Was wir auf dem Weg so erlebt haben und welche Eindrücke dieser Teil Marokkos für uns zu bieten hatte, erfährst du jetzt.
Vorräte auffüllen
Bevor es für uns bergauf geht, wollen wir noch unsere Vorräte auffüllen. So besorgen wir uns zunächst etwas Bargeld, und stoppen an der letzten Tankstelle Marrakeschs. Bei einem Dieselpreis von 8.40 MAD (0,77 €) müssen wir den Tank unbedingt nochmal voll machen. Dieser Preis war bis jetzt der günstigste, den wir in Marokko gesehen haben. Ein paar Kilometer außerhalb in Al Ouidane werden frische Mandarinen direkt vom PickUp angeboten.
Da müssen wir natürlich zuschlagen. Das Kilo schlägt mit 4 MAD (0,37 €) zu Buche. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so unglaublich leckere und süße Mandarinen gegessen habe.
Über den Hohen Atlas
Ab Touama wird die bisher gut ausgebaute Straße enger und die ersten Ausläufer des Hohen Atlas zeigen sich. Ab jetzt geht es nur noch bergauf.
Vorab haben wir bereits erfahren, dass die ein oder andere Baustelle auf uns wartet.
Andre und Tanja haben sich indessen für einen kurzen Tajine-Shopping-Stopp entschieden und so fahren wir die nächsten Kilometer vorerst alleine weiter. Bergauf sind wir ja eh eine kleine Verkehrsbehinderung, obwohl wir hier in Marokko nicht mehr der langsamste Lkw auf der Straße sind.
An jeder Parkmöglichkeit entlang der Bergstraße bieten die Einheimischen aus Stein geschnitzte Figuren an. So kommt es, dass ein älterer Mann an unserem ersten Fotostopp seine Waren mit uns tauschen möchte. Er fragt uns ganz gezielt nach ein paar Schuhen, einer Jacke oder Whiskey. Leider konnte ich damit nicht dienen, fragte aber, ob er vielleicht etwas gegen zwei Dosen Bier tauschen möchte.
Er lächelte mich an und nahm die Dosen dankbar an. Er hielt mir seinen gefüllten Korb mit wunderschönen Arbeiten aus Stein unter die Nase. Ich entschied mich für ein kleines poliertes und bemaltes Stein-Ei. Er bat mich, noch ein weiteres Teil aus seinem Korb zu fischen, was ich aber dankend ablehnte. Wir haben in unserem Fahrzeug schließlich nur begrenzt Platz. 😉 Wir verabschieden uns und fahren weiter.
Baustellen, die ihren Namen verdienen
Jetzt wird es langsam abenteuerlicher. Die Straße schlängelt sich an hohen Felswänden, durch ungesicherte Baustellen, einspurige Engstellen und Geröllhaufen entlang. Alles in allem war die Strecke durchaus anstrengend und auch so manchem Reifen könnte beim Anblick einiger Schlaglöcher die Luft ausgehen. Zumindest, wenn man mit einem normalen Pkw unterwegs ist. Für unseren Fanti war es ein kleiner Einstieg in die mit Sicherheit kommenden Pisten.
Ursprünglich wollten wir irgendwo im Atlas übernachten, aber leider ist es fast unmöglich, die Straße zu verlassen. Aber die Aussicht ist einfach gigantisch.
Mittlerweile haben uns Tanja und Andre wieder eingeholt. Am nächsten freien Platz wollen wir unsere weiteren Pläne vertiefen.
“My Car is broken…”
An unserer Parkmöglichkeit steht bereits jemand mit seinem Fahrzeug. Als wir aussteigen, kümmert er sich noch nicht weiter um uns. Nachdem wir unsere weiteren Pläne geschmiedet haben und uns wieder auf den Weg zu unserem Lkw machen, kommt der Fahrer des anderen Fahrzeugs auf mich zu. Er erklärt mir, dass er eine Panne mit seinem Auto hat und fragt mich, ob ich eine schriftliche Nachricht an einen Freund überbringen könnte.
Hm, diese Geschichte hatte ich doch schon mal irgendwo gehört. Philipp, den wir auf unserer ersten Marokkoreise kennengelernt hatten, erzählte uns genau diese Story am Lagerfeuer :-). Und ich glaube auch Edith Kohlbach erzählt in ihrem Reiseführer von diesem Versuch, jemanden zu einem für ihn lohnenden Ort zu befördern.
Ich lächle den freundlichen Herren an und teile ihm mit, dass wir nicht zum ersten Mal dieses wundervolle Land bereisen. Er verstand sofort, was ich ihm durch die Blume mitteilen wollte und dass ich seinen vermeintlichen Plan durchschaut hatte. Wir lachten beide herzlich und hielten noch einen kurzen Smalltalk. Zum Abschied wünschte er uns noch eine gute Reise und wir fuhren weiter. Somit wäre diese Lagerfeuergeschichte auch bestätigt.
Ganz neue Landschaften
Wir lassen das Atlas-Gebirge hinter uns und tauchen erstmalig auf dieser Reise in die Wüstenlandschaft Marokkos ein. Und trotzdem ist alles irgendwie viel grüner, als wir es vor zwei Jahren erlebt hatten.
Unser heutiger Übernachtungsplatz soll in der Nähe eines Flusses sein. Also dürfen wir die erste wirkliche Piste in Angriff nehmen. Vorbei an einem kleinen Haus folgen wir ihr in Richtung Oued Iriri. Überall ist es grün und das Schilf überragt unseren Fanti.
Die Temperaturen sind südlich des Hohen Atlas spürbar wärmer als im nördlichen Teil Marokkos. Wir parken unsere Fahrzeuge, machen noch ein paar Fotos und genießen die Landschaft und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen. Was wir nicht wussten, die Piste ist anscheinend eine Hauptverbindungsstraße zwischen zwei Dörfern. So fahren an diesem Abend noch so einige Fahrzeuge an uns vorbei, bis es etwa gegen 22 Uhr ziemlich ruhig wird.
Ouarzazate auf der Durchreise
Das sich in und um Ouarzazate einige Filmkulissen und auch Filmstudios befinden ist uns bekannt. Heute wollen wir diese aber noch nicht besuchen und heben uns diesen Stopp für die Rückreise in den Norden auf. Nachdem wir gestern einen wirklich langen Fahrtag hatten, sollte es jetzt zwei Tage Erholung geben. So fahren wir lediglich 42 Kilometer zum Stausee El Mansour Eddahbi. Diesen Spot hatten wir schon sowieso auf dem Plan. Die Bilder sahen sehr vielversprechend aus.
Barrage El Mansour Eddahbi
Auf einer sehr schlechten Teerstraße geht es in Richtung See. Dort haben sich schon einige Reisende eingefunden und auch bei Einheimischen scheint dieser Platz sehr beliebt zu sein.
Noch bevor wir unser Fahrzeug nach der Fahrt zum Wohnen hergerichtet hatten, stand einer der Locals vor unserer Tür. Robby ging zum Fahrzeug, doch er wollte mit mir sprechen. Er fragte mich, ob ich mich nicht einfach ein bisschen mit ihm unterhalten wolle. Er möchte gerne etwas mehr Englisch lernen und sucht einen adäquaten Gesprächspartner. Ich vertröste ihn auf später, da ich gerade die Tür unseres Durchgangs repariere und so fuhr er hundert Meter weiter zu einem Aussichtspunkt.
Ein kurzes Gespräch von fünf Stunden
Nach einem Kaffee und einer kurzen Pause machte ich mich für ein “kurzes” Gespräch zu dem jungen Marokkaner auf, der offensichtlich im Auto saß und die Landschaft genoss. Anfangs ging es nur mit Händen und Füßen. Mein Französisch beschränkt sich leider auf ein paar ganz wenige Wörter. Bei seinem Englisch sieht es ähnlich aus. Aber irgendwie geht es immer. Er zeigte mir Bilder und Videos seiner Familie, ich erzählte ihm, was wir so treiben und so vergingen die Stunden wie im Fluge. Wir hörten marokkanische Musik, schwärmten von den schönen Landschaften und lachten über deutsche und marokkanische Eigenheiten. So lernte ich auch einige Wörter in Arabisch und er neue Wörter in Englisch. Wir tauschten noch unsere Telefonnummern aus und Robby und ich erhielten eine Einladung zum Essen. Da er aber am nächsten Tag wieder arbeiten musste, verschoben wir das Ganze auf unseren zweiten Besuch in Ouarzazate. Was für ein herrlicher Tag.
Bergungsfahrzeug gesucht … dringend
Am nächsten Tag kam wieder ein junger Mann auf uns zu. Er gehörte offensichtlich zu einer Gruppe Locals, die ihren heutigen Tag ebenfalls am See verbrachten. Mit nahezu perfektem Englisch erklärte er mir von einem Missgeschick. Sie seien wohl mit ihrem Auto zu nahe ans Ufer gefahren und haben sich komplett eingegraben. Sie haben schon alles versucht, aber kommen einfach nicht raus. Ob wir ihnen denn helfen können. Klar können wir, wer wüsste besser als wir wie es ist, wenn man sich in so einer vermeintlich aussichtslosen Situation befindet. 😉
So packte ich unser Fahrzeug zusammen und wir fuhren gemeinsam zur Unglücksstelle. Es dauerte keine fünf Minuten und wir hatten die Jungs befreit. Mit lautem Jubel und großer Freude bedankte sich jeder Einzelne bei mir. Leider ging alles viel zu schnell und wir konnten von dieser Aktion leider keine Fotos schießen. Aber auch hier steht für den nächsten Besuch in Ouarzazate noch eine Einladung zum Essen aus.
Den letzten Abend am See genossen wir noch gemeinsam mit Debbi von HalloAbenteuer, die sich am Nachmittag zu uns gesellte.
Debbi hat andere Reisepläne, weshalb sie unsere Einladung sich uns anzuschließen ablehnte. Wer wissen will, wie es als Frau alleine in Marokko ist, der wird bei ihr auf jeden Fall fündig. So und jetzt aber ab ins Bett, denn morgen geht’s ja schon wieder weiter.
Cascade de Tizgui – ein kleiner Wasserfall
Wie jeden Morgen starten wir um 10 Uhr die Motoren und weiter geht es. Heute liegt eine wirklich unglaublich tolle Strecke vor uns. Wir fahren das Stück zurück bis nach Ouarzazate und nehmen dann die N9 Richtung Zagora.
Es geht wieder hoch bis auf 1700 m. Die Aussicht ist einfach gigantisch und ja, man könnte meinen, dass wir uns auf dem Mond befinden.
Schnell und ohne Probleme gelangen wir zu unserem Schlafplatz, den Tanja uns schon vorher ausgesucht hatte.
Ein kleiner Wasserfall, der Cascade de Tizgui, soll hier das Highlight sein, welches man mit einem Tee bei Omar genießen kann. Zwischen Felswänden, die so auch in Südamerika oder den USA zu finden sein könnten, verbringen wir eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen laufen wir die schmalen Treppen zum Wasserfall nach unten, doch leider ist Omar nicht da.
Gerne hätten wir noch ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber wir müssen leider weiter. Vielleicht beim nächsten Mal.
Sind wir auf dem Mars?
Eines müssen wir ja mal sagen, unsere zwei Mitreisenden haben ein tolles Händchen für außergewöhnlich schöne Plätzchen. Wir machen die Routenplanung und die Beiden suchen unsere Schlafplätze. Wir fahren die N9 weiter Richtung Süden und biegen bei Tansikht ab, um Richtung Osten zu fahren. Nun geht’s ab auf eine Piste, ein wenig bergauf und schon sind wir auf dem Mars gelandet.
Lediglich die Inschrift C. Ronaldo auf einem Straßenschild macht uns klar, dass das nicht sein kann und wir uns nach wie vor auf der Erde befinden.
Erste Gehversuche im Sand
Am nächsten Morgen geht es schon wieder weiter. Die heutige Etappe ist mit knapp 120 km ein wenig länger und führt uns entlang der N12 durch Alnif. Wir machen zwischendurch Halt, um uns mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen, und auch das Internet will wieder aufgeladen werden. Das Andre und Tanja ohne 4×4 unterwegs sind, dürften die meisten unserer Leser sicherlich wissen. Was der Vario so kann, werden wir im Erg Chebbi sehen.
Unser letzter Stopp vor der schönen Dünenlandschaft des Erg liegt abseits der Straße, etwa 120 km vor Merzouga.
Hier gibt es schon ein klitzekleines bisschen Sand, was wie zu erwarten war weder dem 4×4 noch dem 2×4 Probleme macht.
Dafür wird es morgen spannend, denn es geht in den richtig großen Sandkasten. Die Vorfreude steigt bei allen Beteiligten. Doch mehr dazu, im nächsten Reisebericht.