Endlich geht es für uns nach Merzouga und damit sind wir der Wüste so nah wie noch nie zuvor. Doch erstmal müssen wir aus Erfoud und die 53 km Strecke hinter uns bringen.
Da waren’s nur noch Drei
Wie im letzten Beitrag schon berichtet, hat uns unser zweiter Landy-Fahrer verlassen und ist nach Zagora in eine Werkstatt gefahren. Doch auch dort konnte, wie wir heute wissen, sein Problem nicht oder nur zu sehr horrenden Preisen behoben werden. Deswegen hat sich Stuart dafür entschieden, die Heimreise nach Schottland anzutreten und seinen Landy dort reparieren zu lassen. Dementsprechend waren wir nur noch drei Fahrzeuge und werden es vorerst auch bleiben.
Von Erfoud nach Merzouga
So verließen wir am frühen Morgen den Campingplatz in Erfoud. Wir hatten nur noch ein Ziel – Merzouga. Dieses kleine Wüstendorf, mit etwa 500 Einwohnern, bekamen wir allerdings erstmal nicht zu Gesicht. Wir bogen 10 km vor dem Dorf Merzouga links ab und fuhren eine “Waschbrettpiste” bis zu einem kleinen Hotel in den Dünen. Von der Piste gut durchgeschüttelt wollten wir uns lediglich die großen Dünen ansehen, als der Besitzer des Hotels zu uns kam. Er meinte, wir könnten hinter dieser kleinen Düne gerne für eine Nacht stehen bleiben. Das Land dort gehört ihm und es wäre überhaupt kein Problem.
Total begeistert nahmen wir dieses Angebot an. Jedoch gab es dabei ein kleines Problem. Um hinter die Düne zu gelangen mussten wir durch ein ca. 20 m langes Weichsandfeld. Ralf fuhr mit seinem Landy voraus und kam ohne Probleme durch den weichen Sand. Danach war Oli mit seinem alten Mercedes Bus an der Reihe. Er fuhr direkt vor uns und schon nach wenigen Metern ging nichts mehr … er steckte im Sand fest.
Unsere erste Bergung im Sand
Wir standen noch auf festem Untergrund und so war klar, wir würden den Bus aus dem Sand ziehen. Während Stefan unseren Hauber wendete, packte Oli bereits die Schaufel aus und begann den Sand hinter seinen Reifen wegzuschaufeln. Kurze Zeit später war das Abschleppseil an Oli’s und unserem Heck befestigt und es wurde spannend. Noch nie hatten wir irgendjemanden, irgendwo rausgezogen. Stefan ließ den Motor an und kurze Zeit später spannte sich das Seil und “Fanti” zog den Bus ohne Probleme aus dem Sand.
Wow, das ging ja noch wesentlich leichter als gedacht. Der Hotelbesitzer meinte, Oli sollte es ein paar Meter weiter links nochmal probieren. Da wäre der Sand nicht ganz so weich.
Also das Abschleppseil wieder eingepackt, Motor gestartet und nochmal mit Schwung in den Sand. Doch auch hier blieb der Bus stecken und so war uns allen klar, dass der Bus von alleine nicht über das Sandfeld kommen würde. Deswegen musste Stefan erstmal da durch, um den Bus dann zu unserem Schlafplatz zu ziehen.
Stefan nahm jede Menge Schwung mit und fuhr in einem Rutsch und ohne größere Probleme durch das Weichsandfeld. Wir waren total erleichtert und happy .. hatten wir bis zu diesem Moment ja auch noch keine Ahnung, ob und wie unser Kurzhauber da durchkommen würden.
Bergung die Zweite
Dann ging es mit “Fanti” wieder rückwärts bis an den Rand des Weichsandfelds. Wieder hängten wir das Abschleppseil beim Bus und beim Hauber ein und schon kurze Zeit später war der Bus aus dem Sand gezogen und wir konnten unsere Fahrzeuge auf dem großen Platz hinter der Düne parken.
Was für eine geniale Aussicht. Da standen wir nun, zwischen großen Dünen mitten in der Wüste. Und das wir so einen genialen Platz für die Nacht finden würden, das hatte keiner von uns gedacht. Während Ralf mit seinem Landy noch ein wenig über die Dünen bretterte, konnte ich nicht anders und setzte mich erstmal in den feinen Wüstensand. Wow, … das hat nichts mit dem zu tun, was ich bisher als Sand kannte. Das hat nichts mit dem Sand vom Strand o.ä. gemeinsam. Das fühlt sich an wie Puderzucker. Und man hat den Sand innerhalb kürzester Zeit wirklich überall. Selbst durch Socken rutscht er durch und man hat sandige Füße, als wäre man barfuß unterwegs gewesen.
Das beste, marokkanische Essen, das wir bisher hatten
Am Abend lud uns der Besitzer des Hotels ein, in seinem Restaurant Abend zu essen. Diese Einladung nahmen wir gerne an, da keiner von uns noch Lust hatte zu kochen. Wir wurden in einen wunderschönen, orientalisch gestalteten Raum geführt, in dem bereits ein kleines Feuer im offenen Kamin brannte. Wir saßen um einen schön dekorierten Tisch und uns wurden drei Gänge serviert. Total überfressen und überglücklich gingen wir bei Dunkelheit über die Düne zurück zu unseren Autos und schliefen innerhalb kürzester Zeit ein.
Morgendliche Karawane
Schon sehr früh wurden wir am nächsten Morgen von den Sonnenstrahlen geweckt, die bei Sonnenaufgang durch unser Fenster strahlten. Und was war das? Als wir aus dem Fenster blickten sahen wir eine Karawane an unseren Fahrzeugen vorbeilaufen. Ein paar Touristen, die mit den Dromedaren offensichtlich den Sonnenaufgang in der Wüste beobachtet hatten, kamen von ihrem Ausflug zurück. Was für ein genialer Anblick. Kitschiger geht’s wohl fast nicht mehr. 😀
Wir frühstückten noch schnell und machten uns dann auf. Wir wollten ins Dorf von Merzouga, um noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Doch da war es wieder … das Weichsandfeld. Wir probieren es einfach. Vielleicht kommt der Bus jetzt durch. Allerdings hatten wir nicht viel Hoffnung, da es von dieser Seite aus kaum möglich war Schwung zu holen. Ehe wir uns versahen steckte Oli mit seinem Bus im Sand.
Der Berber vom Hotel erzählte gestern noch, dass Stefan beim Rausfahren die andere Düne nehmen sollte, da es dort einfacher ging. Gesagt, getan … ein wenig Schwung geholt und “Fanti” rollte wie nichts über die Sanddüne. Dann vor Oli’s Bus gespannt und gezogen … doch dann? Oli’s Reifen stellten sich auf einmal quer und er hatte keine Chance mehr gegenzulenken. So buddelte er sich noch tiefer in den Wüstensand. Mit Hilfe der Berber vom Hotel schaufelten vier Mann die Reifen frei. Nochmal ein kräftiger Zug von “Fanti” und dann war der Bus wieder frei. Nach diesen morgendlichen Anstrengungen setzten wir uns noch auf die Terrasse des Hotels und tranken einen leckeren Minztee. Außerdem kauften Stefan und ich uns zwei schöne Berbertücher, bevor wir diesen traumhaft schönen Ort verließen.
Ab ins Dorf Merzouga
Nur 10 km entfernt von unserem Übernachtungsplatz liegt das Dorf Merzouga. Wir parkten unsere Autos in der kleinen Dorfstraße, wo sich ein Geschäft/Restaurant an das andere reihte. Dort schlenderten wir die Straße auf und ab und kauften in einem kleinen Laden all die Dinge, die wir noch benötigten. Einen Supermarkt gibt es hier nicht, aber ist auch nicht nötig. Dieser kleine Laden hatte alles, was unser Herz begehrte.
Kuscheln hinter den Dünen
Unser Mitfahrer Oli ist in einem Busforum angemeldet und hatte gehört, dass ein paar der Forumsmitglieder gerade in Merzouga sind. So waren wir uns einig, dass wir uns mit ihnen treffen wollten. Allerdings war die Beschreibung, wo sie gerade sind, nicht konkret genug, um sie auf Anhieb zu finden. So fuhren wir ein paar Mal kreuz und quer die Dünen ab, um dann letztendlich auf einem großen Platz zu stehen, wo wir aber weit und breit niemanden sehen konnten. Ralf entschied, dass er auf die vor uns liegende Düne fahren würde, um zu sehen, ob sie dahinter stehen. Wir sahen noch, wie Ralf mit seinem Landy auf dem Dünenkamm stand und plötzlich nicht mehr weiter fuhr. Wir ahnten schlimmes, doch dann rollte er rückwärts die Düne runter, bis es auf einmal nicht mehr weiter ging. Er steckte fest.
Schnell schnappten sich Oli und Stefan eine Schaufel und rannten zu Ralf, der sich tatsächlich festgefahren hatte. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie den Landy jedoch aus dem Sand befreit und kamen zu uns zurück. Das Bild, mit Stefan und Oli auf der Motorhaube des Landys, war einfach göttlich.
Nach dieser kleinen “Rettungsaktion” fuhren Oli und Ralf im Landy los und suchten nach der Gruppe. Wir warteten auf dem großen Platz vor den Dünen und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Schon kurze Zeit später kamen die beiden wieder mit der freudigen Nachricht … sie haben die anderen gefunden.
So kam es das wir hinter einer großen Düne parkten und mit der großen Truppe gemeinsam zu Abend aßen. Es ergaben sich tolle Gespräche und wir einigten uns am nächsten Morgen darauf, dass wir uns im Laufe der Marokko Tour nochmal treffen wollten. Wir verabschiedeten uns und machten uns auf zu einem Campingplatz in Merzouga. Wir wollten ein paar Tage ausspannen und auch eine Dusche war recht.
Die Zeit auf dem Campingplatz nutzte Stefan, um für uns einen Offroad Track auszuarbeiten. Doch dieser wurde mehr als nur abenteuerlich. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.
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