Die Vorräte sind aufgefüllt und der Tank hat sich sein Maximum an Diesel einverleibt. Wir peilen das ca. 80 Kilometer entfernte Mhamid an. Der Startpunkt für eine Tour in das für uns spektakulärste und größte Dünenfeld Marokkos. Ob uns die die Vario- oder Bremer-Crew zur Erg Chegaga Sandwüste begleitet, steht noch in den Sternen. Wenn ja, werden wir auf keinen Fall die Route durch die Dünen wählen können. Aber soweit sind wir noch nicht. Zunächst geht es auf Asphaltstraßen in Richtung Südwesten. Wir möchten zunächst ein paar Tage zwischen Dünen bei Mhamid stehen.
Wo bitte geht’s zum Sand?
Auch wenn Wüste nicht immer zwangsläufig Sand mit sich bringt, möchten viele Reisende genau dieses staubige, feinkörnige Zeug zwischen ihren Zehen, auf den Klamotten und im ganzen Fahrzeug verteilt haben. Auch wir lieben eher das Endprodukt als den “Groben Vorläufer”, welcher in Form von Steinen so manche Tour auf Pisten zur Tort(o)ur werden lässt. Von Wellblechpisten mal abgesehen.
Wir verlassen die Straße N9 ca. 25 Kilometer vor Mhamid und zielen auf die am Horizont auftauchenden Dünchen. Wie zu erwarten finden wir uns auf einer Steinpiste wieder, die dank des noch anliegenden Straßenluftdrucks für ordentlich Schüttelei sorgt.
Nachdem wir vor besagten Dünen und den dazugehörigen Nomadencamps stehen, entscheiden wir uns für eine Kehrtwende. Hier ist uns eindeutig zu viel los und auch das Internet ist in dieser Senke nur in sehr schwacher Form vorhanden. Wir möchten zumindest noch die letzten Arbeiten erledigen, bevor es für uns, vermutlich ohne Internet, in die Tiefen der Wüste geht.
Sollten sich die wagemutigen 4 x 2 Wohnmobilisten anschließen, könnte der Ausflug durchaus etwas länger dauern.
Unterschätze niemals die Macht des abgesenkten Luftdrucks
Ab und an kann es nicht schaden sein eigenes Wissen auf Richtigkeit zu überprüfen. Ein Wendemanöver an einem sandigen Hang bei vollem Luftdruck zeigt mal wieder deutlich, dass ein Absenken des Luftdrucks beim Sandfahren das A und O ist. Wir kamen zwar (auch ohne Allrad) oben an, aber die Traktionsspuren und die benötigte Drehzahl des Motors verdeutlichten diese Regel aufs Neue. Also gibt es für mich erst mal wieder ein kleines Wüstenpeeling, um unsere Reifen auf das passende Niveau zu senken. Im Sand liegt es sich aber auch bequemer als auf Asphalt.
Querfeldein über Sand und Stein
Wir queren einige Pisten und steuern auf ein weiteres Dünenfeld in einer gefühlten Entfernung von ca. 500 Metern zu. Nach fünf Kilometern erreichen wir einen Platz, welcher uns für die nächsten Tage als Basis dienen soll. Auch hier gibt es ein paar Camps in der Umgebung, aber bei Weitem nicht so viele.
Ein kurzer Internetcheck lässt einen vom Glauben abfallen.
Hier werden wir die nächsten Tage verbringen bis Debbi mit ihrem Bremer eintrifft. Wir hoffen, sie kommt ohne größere Buddelaktionen bei uns an.
GPX-Tracks, Dünen und geklemmte Schwänze
Am Montag erwarten wir einen frisch lackierten Mercedes Bremer bei uns am Camp. Der von mir erstellte GPX-Track sollte auch mit einem 4×2 Fahrzeug zu überstehen sein. Wenn aber die Technik streikt, nützt auch die beste Route nichts.
So bekamen wir einen kleine Abholauftrag an unser “Wüstencamp” geliefert. Wo? Keine Ahnung! Ohne GPS keine Koordinaten ohne Koordinaten keine Route, ohne Route… Weichsand. Genau da steckte jetzt ein marokkanisches Wüstentaxi mit Schweizer Nummernschild. Also machten wir uns auf die Suche nach den verschollenen Mitgliedern unserer kleinen Reisegruppe, der sich auch ein VW Syncro mit Wiener Kennzeichen angeschlossen hat. Es wird langsam international, auch wenn wir uns bisher auf den südlichen, deutschsprachigen Raum beschränken.
Bei Ankunft war der Bremer bereits aus dem Gröbsten befreit. Allerdings machte ein vierbeiniger Reisebegleiter offensichtlich Bekanntschaft mit einer Schiebetür. In Anbetracht der geplanten Wüstentour gab es diesbezüglich durchaus Grund zur Sorge. Da der nächste Tierarzt aber etwas weiter entfernt ist, wollten wir zunächst auf unsere eigenen Ersthelfer-Erfahrungen zurückgreifen. Da sich die Sonne langsam senkt, machen wir uns auf zu unserem Basislager.
Die Entscheidung ist gefallen
Wir haben genügend Verbandsmaterial und Medikamente, um Jackson eine gute Versorgung seiner Wunde zu bieten. Eine Rückfrage bei meiner lieben Schwägerin mit tiermedizinischen Fachkenntnissen bestätigte unsere Wundbehandlung. Somit war die Entscheidung gefallen. Wir werden den Track in Richtung Erg Chegaga in Angriff nehmen und sehen wie weit wir kommen. Sollte es nicht weitergehen, gibt es immer noch die Option der Umkehr.
Die nächsten Tage drehten sich hauptsächlich um Hundeversorgung und die Versorgung der menschlichen Mitreisenden. Tanja und ich übernahmen für die Gruppe noch einmal einen Einkauf in Mhamid, da unser Aufenthalt an den Dünen die Vorräte schon wieder ziemlich geschmälert hat. Für den letzten Abend gab es aber noch eine kulinarische Köstlichkeit.
Lagerfeuer und Käsefondue
Wer sonst, außer Debbi, könnte wohl Käsefondue im Fahrzeug haben? Welch ein Zufall, dass Tanja in Mhamid allen Ernstes frisches Baguette gefunden hat. So lassen wir den letzten Abend am Lagerfeuer mit einem ganzen Topf dieser schweizerischen Spezialität ausklingen.
Jackson geht es den Umständen entsprechend gut und der Weiterfahrt steht nichts mehr im Weg. Markus mit seinem Syncro hat uns an diesem Tag bereits verlassen und die Strecke bereits an einem Tag absolviert. So schlimm kann es also nicht werden.
Jetzt geht’s los
Am nächsten Morgen startet unsere kleine Karawane in Richtung Erg Chegaga. Die ersten Pistenkilometer entpuppen sich als Traum für Mensch und Maschine. Alle Fahrzeuge kommen wunderbar durch kleinere Weichsandfelder. Doch das sollte nicht so bleiben …
Wie es weitergeht erfährst du im nächsten Beitrag.