Stefan hatte uns für Merzouga einen tollen Offroad Track zusammengestellt und wir konnten es kaum erwarten, bis es endlich los ging. Den Bus ließen wir auf dem Campingplatz stehen und fuhren mit dem Landy und unserem Mercedes 911 in die Wüste. Doch es kam alles anders, als ursprünglich geplant.
Abfahrt am frühen Morgen
Uns war von Anfang an klar, dass wir den Bus nicht auf den Offroad Track mitnehmen konnten. Deshalb ließen wir ihn am Campingplatz stehen und Oli stieg in Ralf’s LandRover ein. Erstmal ging es ein ganzes Stück auf asphaltierter Straße entlang, bevor wir bei einem kleinen Dorf rechts auf die Piste abbogen. Es ging eine breite Schotterpiste entlang, als wir schon ein wenig Weichsand vor uns sahen. Da ist es erstmal an der Zeit Luft abzulassen.
Weichsand, Steinpiste und ein kleines Dorf
Nachdem wir etwas Luft abgelassen hatten stiegen wir wieder in unsere Fahrzeuge und es ging weiter. Die Piste war sehr abwechslungsreich und führte uns zu einem kleinen Dorf. Doch in diesem Dorf fing unser GPS Navi an zu spinnen und spuckte keine vernünftige Route mehr aus. Da es aus dem Dorf aber 4 verschiedene Wege gab, waren wir erstmal aufgeschmissen. Wir fuhren einfach mal nach links und blieben am Ortsende stehen, um uns neu zu orientieren.
Sofort kam ein junger Kerl auf einem Mofa angefahren und erklärte Ralf, dass wir total falsch wären. Er könne uns den Weg zeigen, denn wir müssten durch ein Flussbett und da würden wir, gerade mit unserem Mercedes 911, definitiv nicht durchkommen. Da sich unser Navi auch nach ein paar Minuten warten nicht mehr ausrichten konnte, fuhren wir dem jungen Kerl auf seinem Mofa hinterher.
Ich zeige euch den Weg …
Wir folgten ihm und er führte uns in die vermeintlich richtige Richtung. Ich sagte zu Stefan noch, kurz bevor wir anfingen ihm zu folgen, dass ich gerne selber versuchen würde auf den richtigen Track zu kommen. Doch die Männer waren sich einig, wir folgen diesem netten Kerl.
Nach ca. 30 Minuten blieb der junge Mann an einem großen, lehmfarbenen Gebäude stehen. Vor diesem Gebäude stand ein Schild auf dem “Auberge, Restaurant, Camping” stand. Er sprach noch kurz zu Ralf und Stefan bemerkte in diesem Moment, dass wir überhaupt nicht da waren, wo wir eigentlich hin wollten. Der Kerl meinte, dass wir den Weg weiter nach Zagora fahren müssten. Doch wir wollten nicht nach Zagora. Wir wollten den Rundkurs fahren, den Stefan ausgearbeitet hatte.
In diesem Moment waren wir alle ziemlich angespannt und sauer. Denn das Folgen des jungen Mannes hatte uns weit von unserem Offroad Track weggebracht. Unser GPS Navi hatte sich mittlerweile auch wieder ausgerichtet und so fuhren wir wieder zurück.
Unser Rückweg sah sehr vielversprechend aus. Auch wenn wir nicht die selbe Route wählten, die wir mit dem jungen Kerl gefahren sind, führte uns unser GPS Navi zuverlässig Richtung Dorf. Von weitem konnten wir schon den Funkmasten des Dorfes sehen und waren frohen Mutes, dass wir endlich auf unseren Offroad Track zurückkommen würden, nachdem wir nun schon gut eine Stunde verloren hatten.
Das Herz schlug uns bis zum Hals
An einer Stelle schlug Ralf vor, links abzubiegen. Doch plötzlich ging die Piste vor uns extrem steil nach unten und auf der anderen Seite genau so wieder nach oben. Der Landy fuhr ohne Probleme durch und dann war “Fanti” an der Reihe. Ich stieg aus, um das Spektakel mit der Kamera festzuhalten. Ich konnte mein Herz schlagen hören, als Stefan den Motor anwarf und sich der Kante näherte, an der es nach unten ging. Hoffentlich geht das gut und hoffentlich ist unser Böschungswinkel hoch genug.
Allmählich neigte sich unser LKW nach vorne und rollte den steilen Abhang nach unten. Die Stoßstange war nur noch wenige cm über dem Boden und mir lief es eiskalt den Rücken runter. Doch ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, die Kamera ruhig zu halten und nicht all zu viel darüber nachzudenken, was sein könnte. Ganz langsam kam Fanti am tiefsten Punkt an, um sich auf der anderen Seite das steile Stück wieder nach oben zu schieben. “Der ist so ein Viech” … war das einzige, was ich in diesem Moment sagen konnte. Ich war einfach nur begeistert von unserem Truck und auch Stefan schien erleichtert, dass das alles problemlos geklappt hatte. In dem beigefügten Video kann man diese Stelle sehen, doch leider sieht sowas auf einem Video immer wesentlich weniger spektakulär aus, als es in Wirklichkeit war.
Wadi – Buckelpiste – Schieflage
Nachdem wir dieses Stück gemeistert hatten bog Ralf rechts auf einen Schotterhügel ab. Wir warteten, da er mit dem Landy erst nachsehen wollte, was uns hinter diesem Hügel erwarten würde. Kurze Zeit später bekamen wir via Funkgerät das Okay, das wir nachkommen können.
Es ging nach dem Schotterhügel über eine Art leichte Buckelpiste. Man musste schon genau schauen, wo man sein Fahrzeug hinmanövrierte, da es teilweise starke Höhenunterschiede gab. Wir waren in einem Wadi gelandet, doch das merkten wir erst, als es schon zu spät war.
So schoben wir uns im Schneckentempo voran, bis es an einer Stelle plötzlich knapp wurde. Wir sahen, dass der Höhenunterschied an einer Stelle schon enorm war. Deswegen stieg ich aus, um den LKW im Auge zu behalten. Denn hier umzukippen, das wäre der “Worst Case”. Langsam geriet Fanti ein wenig in Schieflage, doch es war alles noch im grünen Bereich. Doch schon wenige Meter weiter wurde es kritisch. Fanti neigte sich aufgrund des Höhenunterschieds so stark auf die Seite, dass ich ihn schon auf der Seite liegen sah. Stefan trat auf die Bremse und da standen wir nun, mitten in einem ausgetrockneten Flussbett. Links und rechts starre Büsche und Hügel neben Hügel. OMG was nun?
Es gab nur einen Weg, damit sich unsere schlimmsten Träume nicht in Wirklichkeit verwandeln. Stefan musste zurücksetzen, um Fanti wieder einigermaßen nach oben zu kriegen. Ein paar cm weiter und dann wäre es das sicherlich gewesen. Nachdem er zurückgesetzt hatte stand Fanti wieder aufrecht und uns war klar, hier ist kein Weiterkommen mehr. Wir mussten umdrehen.
Genug Abenteuer für heute
Doch wo soll man hier wenden? Für den Landy keine große Herausforderung, aber für unseren großen Truck im ersten Moment ein scheinbar nicht machbares Unterfangen, ohne sich auf die Seite zu legen. Wir versuchten eine passende Stelle zu finden, um umzukehren.
Nachdem wir eine vermeintlich geeignete Stelle gefunden hatten, schlug Stefan das Lenkrad ganz ein und setzte zurück. Dann langsam wieder nach vorne und wieder zurück. So ging das bestimmt 7x und beim letzten Zurücksetzen kam dann das, was schon längst hätte kommen müssen. Wir hörten ein lautes Geräusch und uns war klar, wir waren hinten aufgesetzt. Doch erstmal hier raus, dann können wir sehen, was am Heck los war.
Langsam und mit teilweise heftigem Neigungswinkel manövrierte Stefan unseren Dicken aus dem Wadi. Nachdem wir wieder auf dem Schotterhügel standen, fiel uns allen ein Stein vom Herzen, dass wir da wieder rausgekommen waren. Doch was war das laute Geräusch? Ein Blick Richtung Fanti’s Heck verriet es uns. Unsere Nebelleuchte war kaputt gegangen und außerdem hat es das Nummernschild verzogen. Und ein kleines Blech unterhalb des Gastanks wurde durch das Aufsetzen auch nach unten gebogen. Alles halb so wild.
Allerdings hatten wir durch diese Aktionen viel Zeit verloren und so waren wir uns einig, dass wir uns einen Platz für die Nacht suchen sollten.
Tajine und marokkanische Trommeln
Wir sahen oberhalb von uns eine kleine Auberge, die wir für unsere Nacht nutzen wollten. Denn keiner von uns hatte Lust etwas zu kochen und doch hatten wir alle einen Bärenhunger. Der nette Herr empfing uns sehr freundlich und wir konnten kostenlos stehen bleiben, wenn wir dort zu Abend essen würden. Na, das ist doch perfekt.
Eine Stunde später saßen wir in dem kleinen Haus an einer großen Tafel. Zu Essen gab es, wie schon oft, Tajine. Die war super lecker und wir konnten beim Essen schon wieder Witze über die Erlebnisse des Tages machen. Nachdem wir gegessen hatten, entdeckte Ralf ein paar Trommeln in der Ecke. Er schnappte sich eine davon und fing an darauf zu trommeln.
Kurze Zeit später kam der Besitzer der Auberge und schnappte sich auch eine der Trommeln. Er unterhielt uns mindestens eine Stunde lang mit marokkanischen Trommelrhythmen und Gesang. Was für ein lustiger Abend nach einem doch sehr aufregenden, anstrengenden Tag.
Wir gingen früh zum Bett, um am nächsten Morgen zeitig wieder loszukommen.
Offroad Track – zweiter Versuch
Am nächsten Morgen waren wir früh wach und konnten so die Sonne hinter den Bergen aufgehen sehen. Was für ein traumhaft schöner Anblick. Das GPS Navi wieder eingeschaltet, Route eingegeben und schon ging es los. Wir fuhren zurück zu dem kleinen Dorf und kamen endlich auf unseren Offroad Track zurück. Über Stein, Geröll und Sand ging es durch eine traumhaft schöne Landschaft, die trotz der Trockenheit ihren eigenen Charme hatte.
Nach nicht allzu langer Zeit kamen wir an eine Oase. Palmen über Palmen und Sand so weit das Auge reichte. Ich konnte nicht anders und bat Stefan dort stehenzubleiben. Ich wollte diese Szenerie unbedingt fotografieren. Noch kurz die Info übers Walkie Talkie an Ralf und Oli und schon standen wir neben der Piste im Sand. Ich wollte gerade aussteigen, als Ralf seinen LandRover neben uns parkte. Allerdings war etwas passiert, was wir gar nicht mitbekommen hatten.
Probleme mit dem LandRover
Ralf erzählte uns, dass es während der Fahrt einen dumpfen Schlag gegeben hatte und ein Blick unters Auto zeigte das Problem … seine Antriebswelle war abgerissen. So schmissen sich die drei Jungs unters Auto und versuchten zu retten, was es noch zu retten gab. Es war erst 12 Uhr und von daher hatten wir mehr als genug Zeit. Allerdings wurde schnell klar, dass wir den Offroad Track auf keinen Fall weiterfahren würden, sondern das wir definitiv zurück mussten.
Eine Nacht in der Oase
Immer weiter schraubten die Jungs am Auto und die Zeit lief unaufhörlich weiter. Gegen 16 Uhr hatten sie alles notdürftig wieder instand gesetzt. Allerdings waren es mind. 2 Stunden zurück nach Merzouga. Um nicht ganz umsonst gefahren zu sein, blieben wir die Nacht in der wunderschönen Oase und fuhren erst am nächsten Morgen zurück nach Merzouga. Zum Glück hielt die Konstruktion bis zur Werkstatt und es wird sicher nicht der letzte Offroad Track gewesen sein.
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