Wir kennen die Route durch Erg Chegaga bereits von unserer Tour 2017. Doch diesmal soll alles anders werden. Zwei Fahrzeuge mit und zwei ohne Allrad – ob das gut geht? Ihr werdet es erfahren.
Die Startaufstellung der Wahnsinnigen
Leider konnten vorherige Fahrleistungen nur bedingt in die Startaufstellung mit einfließen. Die Rennleitung konnte aufgrund der unterschiedlichen Fahrzeuge nur am Gesamtbild von Mensch und Maschine die ideale Reihenfolge für diese Fahrt ins Ungewisse ermitteln.
Etwaige Höchstgeschwindigkeiten abseits unbefestiger Straßen haben hier nur einen kosmetischen Effekt. Auch die reine Gewichtsklasse ist nicht aussagekräftig genug, um über die einzelnen Startplätze zu entscheiden. In folgender Reihenfolge gehen die Teilnehmer ins Rennen.
Vario Crew auf der Pole Position
Auf der Pole Position befindet sich die Crew Vario. Dank seiner langjährigen Erfahrung auf diversen Feldwegen, Pisten und Stauseeanfahrten in Europa und der damit einhergehenden Kenntnis des eigenen Fahrzeugs, war der erste Platz schnell vergeben. Auch die Erfahrung auf der “14 Kilometer-Portugal-Wellblech-Todesstrecke” tragen zu dieser Platzierung bei.
Der lange Überhang und das Kampfgewicht von 7,5 Tonnen dürften an so mancher Flussdurchfahrt und Senke als guter Indikator für die folgenden Fahrzeuge gelten. Aufgrund der steinfressenden Doppelbereifung, welche unter ständiger Beobachtung der Rennleitung stehen musste, konnte Tanja und Andre diese Platzierung fast niemand mehr streitig machen. Ihr bekanntes Händchen für schöne Freistehplätze rundet das Ganze ab, und bringt sie mit großer Führung auf den Startplatz Eins.
Und wenn sie sich verharzen, können wir sie einfach rückwärts wieder rausziehen.
Crew Bremer auf dem zweiten Startplatz
Dicht gefolgt, auf Startplatz Nummer Zwei, landet die Crew Bremer. Dank guter Ausstattung wie stabilen Abschlepphaken, geringem Gewicht, einer Sperre und größerer Bodenfreiheit reicht es nur für Startplatz Zwei. Leider konnte auch der “leistungsstarke Benzinmotor”, welcher durch ein Automatikgetriebe für den nötigen Vortrieb sorgt, nicht davon überzeugen auf dem vordersten Platz zu starten. Der fehlende Überhang und die in Marokko bekannte Tauglichkeit als Wüstentaxi lassen ein gutes Vorankommen erahnen.
Und wenn sie sich verharzt, können wir sie einfach rückwärts rausziehen.
Safety Car #2 auf Startplatz Nummer Drei
Auf Startplatz Nummer Drei wird im weiteren Verlauf der Strecke die Crew rumgurken.jetzt zur Rallye stoßen. Annette und Benedikt sind ebenfalls mit ihrem Kurzhauber auf Tour und haben gehört, dass wir zwischen Mhamid und Foum Zguid unterwegs sind. Auch wenn ursprünglich nicht geplant, werden wir im weiteren Verlauf also mit einem zweiten Safety Car unterwegs sein. Als ausgewachsener Allrad Lkw kann er natürlich nicht auf den vorderen buddelintensiveren Plätzen einsteigen, auch wenn sie nach eigenen Angaben noch wenig Sanderfahrung haben.
Und wenn sie sich verharzen, muss nur noch etwas mehr Luft aus den Reifen.
Safety Car und Rennleitung hat alles im Blick
Die Rennleitung nimmt auf Platz Vier alles in Augenschein. Wir werden aus sicherer Entfernung den Fahrbetrieb überwachen. Außerdem sind wir für die grobe Streckenplanung zuständig und alle Teilnehmer wurden von uns mit dem passenden GPX-Track ausgestattet. Die eigentliche Wegführung liegt aber bei den Rallyeteilnehmern selbst. Auch wenn wir bis dato nur die Hauptpiste nahe der Dünen selbst befahren haben, sind wir guter Dinge, die Piste ein Stück weit im Team meistern zu können.
Und wenn wir uns verharzen… naja.. hoffen wir mal nicht. 😀
Renntag #1: Warm werden
- Startpunkt: 29.874100, -5.694717
- Zielpunkt: 29.868537, -5.832690
- Streckenlänge: 18,2 km
- Schwierigkeitsgrad: einfach (Milch bleibt Milch)
Nach einem kurzen Briefing setzt sich das Team Vario in Bewegung. Die Anweisung der Rennleitung lautet: “Such mal nen guten Weg zur Hauptpiste”. Dank der vielen Camps, gibt es fast in jede Richtung gute Tracks, welche das Vorankommen begünstigen. Die ersten Pistenkilometer und die erste Flussdurchfahrt mit feinem Sand wird von allen Teilnehmern ohne Zwischenfälle bewältigt.
Was passiert da? Das Team Vario verlässt die Piste wegen eines vermeintlich vielversprechenden Stellplatzes. Die dort hinführende Nebenpiste wird gegen immer weicher werdenden Untergrund getauscht. Gerade noch können sie sich aus eigener Kraft befreien und kehren zurück, wo das Team Bremer und das Safety Car warten. Leider befindet sich auch direkt vor uns ein Weichsandfeld. Jetzt geht alles blitzschnell. Das Team Vario steuert auf das Weichsandfeld zu und gibt alles. Auf den letzten Metern reicht die Kraft nicht aus und der Vario steckt.
Auch Debbi vom Team Bremer versucht diese heikle Passage zu überwinden und bleibt schon nach wenigen Metern im weichen Sand stecken. Grund war die Streckenblockierung durch den vorausfahrenden Teilnehmer. Somit wird zum ersten Mal die gelbe Flagge geschwenkt und das Safety-Car packt das Bergeseil aus. Der Bremer ist schnell befreit und hat wieder festen Boden unter den Reifen.
Inzwischen konnte sich das Vario-Team mithilfe von Sandblechen und ordentlich Buddeln wieder auf festen Untergrund bringen. Die Zuhilfenahme eines Einheimischen muss von der Wertung leider abgezogen werden.
Für heute reicht es den Teilnehmern und wir steuern eine kleine Dünenlandschaft in kurzer Entfernung an. Die erste Etappe ist geschafft. Belohnt werden wir mit einem wundervollen Ausblick inmitten von Sanddünen.
Renntag 2: Wir brauchen mehr Safety Cars
- Startpunkt: 29.868537, -5.832690
- Zielpunkt: 29.868921, -6.009775
- Streckenlänge: 18,4 Km
- Schwierigkeitsgrad: einfach (Milch könnte sich in Sahne verwandeln)
Frisch gestärkt beginnt der zweite Renntag mit einem kleinen Ausflug über weichen Boden. Das Team Vario kündigt bereits mehrere weiche Sandpassagen an. Irgendwie hat sich die Startaufstellung geändert. Das Team Bremer hat sich hinter dem Safety-Car eingefunden. Als ob wir alle den Braten gerochen hätten, hängt der Bremer bereits nach den ersten Metern in den Spuren des dicklichen, gelben Lasters. Erneut wird nach Schwenken der gelben Fahne der Bremer vom Kurzhauber durch den Sand gezogen.
Zeit für den ersten Boxenstopp.
Debbi füllt ihre Wasservorräte auf und die Rennleitung packt noch welches für den Hund ein.
Am Ende finden wir wieder etwas Wilde Rauke für’s Abendessen. Jackson weiß die Mitnahme der grünen saftigen Blätter aber zu verhindern und hebt sein Bein schneller, als wir reagieren können.
Im Übrigen ist der Brunnen mit Solaranlage und unterirdischer Pumpe ausgestattet.
Wir ziehen es aber vor das Wasser auf die herkömmliche Art aus dem Brunnen zu ziehen. Wir? Ok, die weiblichen Besatzungsmitgliedern. Die Männer machen lieber Fotos.
Erstes schwerwiegendes Materialversagen
Die Rennleitung macht einen Fahrerwechsel. Robby übernimmt das Steuer und fährt uns sicher über die immer welliger und steiniger werdende Piste. Mit dem Lenkrad in der Hand fühlt sich das Ganze schon etwas angenehmer an.
Meine Güte wird man auf den “billigen Plätzen” durchgeschüttelt.
Aber dann passiert es. Das Safety-Car bleibt mit einem “schwerwiegenden Defekt” im Wadi liegen. Robby ruft mir zu: “Der Hebel für die Allradzuschaltung ist weg!”
Ich wusste sofort, was passiert war. Der eher an ein Rührwerk anmutende Hebel hat sich dank eines verlorenen Sicherungsrings von der Umlenkung gelöst und liegt jetzt ohne Funktion am Boden des Fahrerhauses. Ich lege also unter dem Auto liegend den Allrad ein und Robby bringt uns aus dem Wadi.
Kleines Zwischentraining
Während ich unter extremem Sandeinfluss den Hebel mit einem neuen Sicherungsring befestige, gibt es beim Team Bremer noch ein kleines Zwischentraining.
Bei der Anfahrt zum endgültigen Schlafplatz gibt es noch eine Runde Weichsand und “Debbis Bus” steckt fest. Andre sorgt aber für schnelle Hilfe.
Ankunft des zweiten Safety-Cars
Just in diesem Augenblick hören wir aus der Ferne ein für uns durchaus bekannt klingendes Motorengeräusch.
Annette und Benedikt stoßen mit ihrem Kurzhauber zu uns und vervollständigen unsere kleine Karawane.
Die zwei Hauber sehen nebeneinander schon echt hübsch aus oder?
Am Abend gibt es wieder ein wärmendes Lagefeuer, denn die Wüstennächte sind wirklich sehr kalt.
Renntag 3: Weichsand – die Königsdisziplin
- Startpunkt: 29.868921, -6.009775
- Zielpunkt: 29.848650, -6.208750
- Streckenlänge: 24,8 Km
- Schwierigkeitsgrad: je nach Fahrzeug einfach – unmöglich (Gefahr, dass Milch zu Sahne wird)
Der Renntag Drei beginnt für das zweite Safety-Car mit einer Reduzierung des Luftdrucks. Mit sieben Bar ist es auf der welligen Steinpiste allmählich etwas zu ungemütlich. Nicht angenehm schien auch der Schwanzverband bei Jackson, dem Hund aus dem Team Bremer, zu sein. Über Nacht hatte er sich seines Verbandes entledigt und musste neu verarztet werden. Die Bereitwilligkeit des Patienten war allerdings eher als desaströs zu bezeichnen, was das Anlegen eines Maulkorbs der Firma “Baskerville” vonnöten machte. Toller Name für einen Maulkorb.
Somit starten wir etwas verspätet und beachten heute wieder die Startaufstellung. Unser erstes Ziel ist nach einigen steinigen Pistenkilometern und diversen Schräglagen ohne weitere Zwischenfälle erreicht.
Boxenstop an der Oase Sacree
Um den hier abgebildeten Landrover ranken sich einige Geschichten.
Nach unseren Informationen handelt es sich um ein von algerischen Terroristen gefahrenes Fahrzeug, welches vor Jahrzehnten mit Waffengewalt vom marokkanischen Militär gestoppt wurde. Ob die Geschichte wahr ist, können wir nicht prüfen. Im Kühler sind aber ein paar Löcher zu sehen, die durchaus von Schusswaffen stammen könnten.
Nicht weniger sehenswert ist die Oase an für sich mit ihrer heiligen Quelle.
Jetzt gehts in den Sandkasten
Wir verlassen die Oase und fahren über steinige Hügel in Richtung Erg Chegaga. Aufflackerndes Internet lässt uns einen weiteren, kurzen Boxenstopp einlegen. In der Ferne sieht man bereits die Weitläufigkeit der größten zusammenhängenden Sandwüste Marokkos.
Alles wird insgesamt sandiger und die Rüttelei hat erst mal ein Ende gefunden. Inmitten eines riesigen Feldes wilder Rauke wird das Rennen erneut für einen Fotostopp unterbrochen.
Neben dem grünen Teppich sind die Dromedare ein weiteres Highlight. Auch wenn sie uns nicht mehr viel vom grünen Salat übrig gelassen haben.
Im weiteren Streckenverlauf setzt sich das Team Vario etwas ab und folgt der Hauptpiste in Richtung große Düne. Dicht gefolgt vom Team Bremer, bei welchem schon leichte Ausbrüche der Hinterachse durch die immer tiefer werdenden Sandfelder zu verzeichnen sind.
Auch der Vario fängt merklich zu kämpfen an und verweigert schlußendlich jegliches Weiterkommen an diesem Pistenabschnitt. Das Team Bremer bleibt kurz hinter dem Vario im weichen Sand von Erg Chegaga stecken. Wir schwenken zum ersten Mal am heutigen Tag die gelbe Flagge.
Alternativroute oder ein bisschen was geht noch
Wir verringern an unserem Bergungsfahrzeug zunächst die Luft auf Weichsandniveau. Auch Benedikt lässt noch einmal eine ordentliche Portion Luft aus seinen Reifen. So sind wir gewappnet den gestrandeten Vario und feststeckenden Bremer rückwärts auf festeren Boden zu ziehen.
Unser Plan, eine Nebenpiste, die aber laut der herumstehenden Einheimischen innerhalb kürzester Zeit kein Weiterkommen mehr bietet.
Das grüne Safety-Car zieht Debbi erst zurück und dann über eine Abzweigung auf die neue Piste.
Anschließend ziehen wir Tanja und Andre zurück, die beim selbständigen Versuch die Abzweigung zu überwinden erneut stecken bleiben.
Auch hier eilen Annette und Benedikt zur Hilfe, um das Team Vario auf die Nebenpiste zu karren.
Die Startaufstellung hat sich wieder geändert. Annette und Benedikt fahren vor und erkunden die Strecke, gefolgt vom Team Vario. Wir starten auf Platz Drei, gefolgt vom Team Bremer. Die Spannung steigt. Vor uns ein großer Sandhügel, welcher vom grünen Gurken-Safety-Car ohne Allrad überwunden wird. Der Vario folgt und schnaubt sich mit letzter Kraft über den Sandhügel. Wir folgen ebenfalls ohne große Mühe der Karawane.
Aber jetzt ist endgültig Schluss. Das Team Vario bleibt im tiefen Sand der Piste stecken. Debbi hängt noch hinter dem Hügel im weichen Sand. Wir beschließen alle einzusammeln, und uns links zwischen die Dünen in der Nähe eines Wüstencamps zu stellen. Die weiblichen Besatzungsmitglieder handeln noch den Preis fürs Abendessen aus und wir beenden diesen Tag genau da wo alle hin wollten. Inmitten von Erg Chegaga vor den großen Dünen.
Abends gibt es Tajine, und Berbermusik am Lagerfeuer.
Respekt an alle. Wir sind verdammt weit gekommen.
Renntag 4: “Hat die denn keiner gewarnt?”
- Startpunkt: 29.848650, -6.208750
- Zielpunkt: 29.908333, -6.207983
- Streckenlänge: 24,9 Km
- Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll (Milch wird sofort zu Sahne und anschließend zu Butter)
Nach zwei Tagen Erholung starten wir die vierte Etappe unserer kleinen Rallye. Wir müssen zurück zur Oase Sacree und der nördlichen Piste nach Foum Zguid folgen. Im Sand gibt es für uns kein Weiterkommen, auch wenn wir um die Schönheit der Hauptpiste entlang der Dünen wissen.
Team Vario und Bremer werden an die Kurzhauber gehängt und zurück auf festen Boden gezogen. Anschließend folgen wir, der uns bekannten Piste, zurück zur Oase Sacree. Es gibt keinerlei Rennunterbrechungen und wir kommen zügig und ohne einen weiteren Stop auf der oberen Piste an.
Ein steiniger Weg
Wir folgen der Piste in Richtung Foum Zguid. Hier gibt es wirklich nur noch eines, Steine. Wir werden geschüttelt und gerührt bis wir an einer Flussdurchfahrt ankommen. Megasteinig, megaschräg, mega Absätze, megasch…, jetzt ist guter Rat teuer. Weiterfahren oder zurück?
Für die Safety-Cars ist diese Durchfahrt nichts, für die 4×2 Teilnehmer ohne Bodenfreiheit hingegen ein echtes Hindernis. Wir halten erstmal an und beraten uns in aller Ruhe.
Im Rückspiegel sehen wir zwei Geländewagen anbrausen. Der Satz des Tages stammt vom Fahrer des Fahrzeugs mit ebenfalls Schweizer Nummernschild:
“Hat DIE denn keiner gewarnt?” 😀
Die Rennleitung entscheidet hier nichts. Alleine das Team Bremer und Vario müssen sagen, ob es weitergehen soll oder nicht. Wir können natürlich Brücken bauen, mit Sandblechen aushelfen und dirigieren, aber was kommt danach? Was wenn noch schlimmere Durchfahrten kommen?
Der Punkt ist erreicht, an dem die Entscheidung fällt: Wir drehen um.
Unverhofft kommt oft
Die Fahrzeuge sind gewendet, da kommen drei Motorradfahrer des Weges. Ein Bayer und zwei Litauer. In gutem Englisch erklären uns die Litauer, dass dies die wirklich einzig heikle Passage ist. Nach diesem Steinbruch wird alles besser. Das lässt ja doch noch hoffen. Die steinige Piste hinter uns möchte schließlich auch niemand mehr fahren. Wir laufen erneut durch das Flussbett und inspizieren die Höhe der Steine. Es wird Geröll aus dem Weg geräumt und an anderen Stellen zur Überfahrt hingelegt.
Es geht weiter
Das Team Vario entscheidet sich für die Weiterfahrt. Benedikt und ich holen schon mal die Sandbleche von unseren Fahrzeugen und legen sie bereit. Andre begibt sich langsam auf Talfahrt und umfährt geschickt die erste heikle Stelle. Wir räumen Hindernisse aus dem Weg und helfen Andre bei der Umschiffung einiger Ölwannenkiller. Alles passiert wie automatisch und ehe wir uns versehen, hat das Team Vario das Hindernis überwunden.
Bevor das Team Bremer auf die Reise durch den Geröllhaufen geschickt wird, repariere ich noch kurz ein marokkanisches Motorrad und erkläre den Fahrern, dass man Schrauben nicht mit der Gabelseite öffnet. Nach 15 Minuten können auch diese beiden die Piste weiter fahren.
Jetzt ist Debbi an der Reihe, das als Unterstützung noch Tanja mit an Bord genommen hat. Sie folgen den Reifenspuren des Vario ziemlich genau und kommt ebenso schadfrei auf der anderen Seite an.
Die Erleichterung ist im ganzen Team zu spüren. Somit haben wir gemeinsam die nächste Hürde mit Bravour gemeistert. Zurück wollte wirklich niemand mehr.
Leider geht für die nächsten drei Kilometer das Steinfeld weiter und gibt wirklich alles, um möglichst keinen Fahrkomfort aufkommen zu lassen. Die Höchstgeschwindigkeit in dieser Passage dürfte außerhalb des messbaren Bereichs liegen.
Da ist Sand am Ende des Tunnels
Tanja verkündet einen aussichtsreichen Platz am Rande der Sanddünen. In der Ferne können wir sie schon erkennen, benötigen aber noch eine Stunde, bis wir unser Ziel erreichen. Die Sonne steht schon ziemlich tief und dieser Tag wird allen in Erinnerung bleiben.
Wieder endet der Tag beim Nomadenfernsehen am Lagerfeuer, wie eigentlich jeden Abend.
Renntag 5: Das kann’s doch noch nicht gewesen sein
- Startpunkt: 29.908333, -6.207983
- Zielpunkt: 29.948467, -6.342317
- Streckenlänge: 19,2 Km
- Schwierigkeitsgrad: einfach – mittelmäßig (Milch ist aus, aber die Eier sind heil geblieben)
Die Strecke beginnt leider wieder etwas steinig, aber im Vergleich zu gestern erwartet die Teilnehmer eine sehr entspannte Etappe. Lediglich der ein oder andere Stein muss aus der Zwillingsbereifung des Varios gekratzt werden. Aber eine Kleinigkeit gibt es dann doch noch.
Wir haben wieder mal eine Oueddurchfahrt, welche für den Überhang eine kleine Herausforderung darstellen könnte. Fast schon routiniert werfen alle Steine umher und bauen eine kleine Brücke.
Das war wirklich knapp. Jetzt weiß man, warum das Heck von Tanja und Andre abgeschrägt ist. Da hat der Böschungswinkel wirklich nur um Haaresbreite gereicht.
Der weitere Verlauf der Piste ist ziemlich unspektakulär, zumindest was den Rennbetrieb angeht. Der nächste Stellplatz ist schon wieder in greifbarer Nähe und am Zipfel von Erg Chegaga. Es soll die letzte Nacht in den Dünen werden, bevor wir den Lac Iriki überqueren und das Zielstück bis Foum Zguid bewältigen wollen.
Ein mal am Tag gibt’s dann doch die gelbe Flagge
Doch bevor wir unseren letzten Schlafplatz erreichen gibt es noch ein bisschen Dünenhopsen. Zuerst fährt das Team Vario über eine kleine Düne und bleibt stecken. Andre möchte es jetzt aber noch einmal wissen und lässt so viel Luft aus den Reifen wie geht. Für dieses kurze Stück ist es egal, ob die Zwillingsbereifung aneinander reibt. Der Vario fährt aus eigener Kraft los und überwindet noch zwei weiter kleine Sanddünen. Debbi probiert ihr Glück, bleibt aber ebenfalls stecken. Wir packen erneut unser Bergeseil aus und ziehe das Bremerteam über die Dünen.
Stockbrot, Hefeschnecken und Coca Cola
Am Abend gibt es wieder ein gemeinsames Lagerfeuer. Robby kratzt unser letztes Mehl zusammen, sammelt noch welches von Tanja ein und macht Hefeteig für Stockbrot und ein paar Soßen zum Dippen. Annette und Benedikt sorgen für die Nachspeise mit Hefeschnecken aus dem Petromax.
Und der freundliche Berber aus einer Auberge in der Nähe hat für uns ein paar Flaschen Coca Cola organisiert.
Für knapp zwei Euro pro Flasche zwar ein echter Luxus, aber dafür wurden sie auch frei Haus in die Dünen geliefert.
Wir wissen, dass es jetzt geschafft ist. Die weitere Strecke wird zwar zum Ende steinig und rüttelig, aber auch für unsere 4×2 Fahrzeuge auf jeden Fall machbar.
Renntag 6: Wir geben nochmal alles
- Startpunkt: 29.948467, -6.342317
- Zielpunkt: 30.066250, -6.865967
- Streckenlänge: 71,5 km
- Schwierigkeitsgrad: einfach – äztend (Wir haben nichts mehr zu essen. Wird Zeit das wir hier raus kommen)
Heute liegt, von den Kilometern her gesehen, eine lange Strecke vor uns. Aber die Ebene nach Erg Chegaga vor dem Lac Iriki gleicht eher einer Autobahn, als einer wirklichen Piste.
Ein Mal ziehen geht noch …
Bevor es allerdings zum letzten Abschnitt vor Foum Zguid geht, müssen wir aus dem Dünenfeld der letzten Nacht wieder raus. Ein letztes Mal benötigen sowohl Team Bremer, als auch Team Vario den Abschleppdienst, bevor es auf die “Autobahn” geht.
So dürfen Annette und Benedikt zum letzten Mal als Safety-Car herhalten und ziehen “Debbis Bus” durch die allerletzte Weichsandstelle.
Ja, Debbi hat sich am meisten festgefahren, ist aber mit ihrem Benzinmotor und dem schaltfreudigen Automatikgetriebe ziemlich im Nachteil.
Den Rest kann man vergessen. Ekelhafte Steinpiste, die man einfach nur hinter sich bringen möchte. Für uns aber eine tolle Gelegenheit noch jede Menge Fotomaterial zu sammeln. Aufgrund eines Defekts unserer Sicherungsfestplatte haben wir nahezu alle Bilder von 2017 verloren. Mittlerweile sichern wir mehrfach und füllen nun unseren Bilderkatalog wieder ein wenig auf.
Das Gefühl, nach so langer Zeit wieder Asphalt unter den Füßen zu haben, unbezahlbar.
Abschluss einer tollen Tour
Vor zwei Jahren lotste uns Philip, unser damaliger Tourbegleiter in’s Restaurant Chegaga. Dieses mal lotsen wir unser tolles Team dorthin. Wieder gab es Oliven und Brot als Vorspeise. Zum Hauptgang gegrillte Hühnerspieße und Köfte mit einer riesigen Portion Pommes, Reis und Salat. Bananen und Mandarinen rundeten das leckere Mahl ab. So blieb niemand hungrig.
Die Nacht haben wir auf einem kleinen Campingplatz verbracht. Benedikt kratzte noch ein paar Holzreste aus seinem Laster zusammen und so klang die Tour an einem kleinen Lagerfeuer aus.
Danke
Am Schluss bleibt uns nur noch ein Danke an das tolle Team. Erst durch euch wurde diese Tour zu einem Erlebnis, was wir so schnell nicht vergessen werden.