Fisch, ich glaube die letzten Tage haben sich unsere Gedanken genau um dieses Thema gedreht. Und wo gibt es den? Richtig, am Meer. Also machen wir uns auf nach Sidi Ifni. Wir folgen der Piste weg von den heißen Quellen in Richtung Fask und fahren weiter nach Guelmim. Dort werden im Supermarkt noch ein paar Getränke gekauft, bevor es entlang der N12 nach Norden geht. Für die nächsten Tage wollen wir unsere Haut und das Blech, unseres fahrenden Zuhauses, einer salzigen Meeresbrise aussetzen.
Auf der N12 nach Sidi Ifni
Vor uns liegen ca. 60 Kilometer. Eigentlich sollten wir die recht zügig hinter uns bringen, so unsere Meinung. Wir möchten spätestens am frühen Nachmittag in Sidi Ifni eintreffen, um uns eine ordentliche Portion Fisch, in einem der zahlreichen Restaurants, zu gönnen. Doch mit Baustellen muss man in diesen Tagen scheinbar öfter rechnen. So ist die N12 aktuell mit schlaglochträchtigen Umfahrungen ausgestattet, welche ein zügiges Vorankommen eher zum Wunsch als zur Tatsache werden lassen. Aber schließlich sind wir ja auf Reisen und nicht auf der Flucht, auch wenn unser Magen anderer Meinung ist. Selber Schuld, hätten wir mal ordentlich gefrühstückt. Zumindest machen die Landschaft und vor allem die immer wärmer werdenden Temperaturen ordentlich Vorfreude auf die Atlantikküste.
Wir kommen mit Verspätung, aber noch mehr als rechtzeitig in Sidi Ifni an. Doch wo soll man parken? Zumindest nicht in einer Sackgasse, die bei zwei total überfüllten Campingplätzen am Meer endet. Wir wenden, und lassen uns von Debbi zum großen Parkplatz im Stadtzentrum lotsen. Hier gibt es wirklich genügend Platz für unseren Dicken und der Fischmarkt mit seinen Restaurants ist nur einen Steinwurf entfernt.
Leider begrüßt uns der Parkplatz gleich mit einem “Camping verboten” Schild. Somit ist der Plan in der Stadt zu übernachten gleich wieder über den Haufen geworfen. Vielleicht hätten wir den Parkwächter einfach fragen sollen, aber wirklich einladend sah es hier jetzt auch nicht aus. Wir werden beim Essen einen Plan schmieden, wo wir die Nacht verbringen wollen.
Frittiertes Allerlei und Fisch-Tajine
Wir überqueren die Hauptstraße und sind mitten im Geschehen, also direkt am ersten kleinen Restaurant neben dem Eingang zum Fischmarkt. Weiter kommen wir gar nicht, da wir bereits hier von einem netten jungen Mann gezeigt bekommen, was es in seinem kleinen Restaurant zu essen gibt. Die frischen Zutaten sehen toll aus, also warum noch lange suchen? Der Duft von gegrilltem Fisch lässt uns bereits das Wasser im Mund zusammen laufen und unser Magen fängt bereits an die Kontrolle über unsere Gedanken zu übernehmen. Der Blick in die Fisch-Tajine lässt auf ein leckeres Mahl hoffen. Im Grunde sehen die Lokale eh alle gleich aus und scheinen auch alle das Gleiche zu servieren.
Wir setzen uns an einen kleinen Tisch im Schatten und werden sogleich mit Platzdecken aus Papier, einem kleinen Schälchen Oliven, marokkanischem Salat, einem Brotkorb und einer Flasche Wasser ausgestattet. Das die Papierdecken nötig sind, kann man deutlich an den benachbarten Schlachtfeldern erkennen. Hier scheinen wir richtig zu sein. Robby und ich entscheiden uns für einen Teller mit frittiertem Allerlei, Debbi bestellt sich eine Fisch-Tajine.
Kurz nach Verspeisen der leckeren Oliven steht auch schon der Hauptgang auf dem Tisch. Vor mir stehen ein gut gefüllter Teller mit Tintenfisch, Garnelen, Heringen und noch einem weiteren, ehemaligen Meeresbewohner, den ich leider nicht eindeutig identifizieren konnte.
Auch Debbis Gericht verströmt einen leckeren Geruch und hat von der Optik rein gar nichts mit den Tajines zu tun, die wir bis jetzt in Marokko gegessen haben.
Tauschgeschäft und Resteverwertung
Tapfer kämpfe ich mich durch das leckere Essen und finde mich in einem Tauschgeschäft wieder. Tintenfisch zählte bis heute eigentlich nicht zu Robbys Lieblingsspeisen, aber das hat sich in diesem Restaurant schlagartig geändert. So verzichte ich auf einen Teil meiner frittierten Calamari und kümmere mich um ihre pulintensiveren Garnelen, die auf ihrem Teller deutlich zahlreicher zu Tage treten als auf meinem. Rechts neben mir vernehme ich auch ein nach eintretendem Sättigungsgefühl klingendem Stöhnen und werde zur Vernichtung von Debbis Tajineresten aufgefordert. Reste ist leicht untertrieben. Zwei große Fischstücke trohnen noch im Tongefäß.
Als einziger Mann unter zwei Frauen verkommt man halt automatisch zum Resteverwerter. In dem Fall macht das aber gar nichts, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so lecker Fisch gegessen habe.
Die Rechnung bitte!
Wir hatten also Folgendes auf dem Tisch:
- Oliven mit Brot, marokkanischem Salat und Wasser
- 1 Liter Coke Zero
- 1x Coke normal
- 2x frittrierte Garnelen, Tintenfisch und Fisch
- 1x Fisch-Tajine
Bezahlt haben wir insgesamt 155 MAD, was in etwa 14,30 € entspricht, irre.
Immer wieder freitags…
Bis heute kann ich nicht nachvollziehen, warum wir immer am Freitag losfahren und einkaufen wollen. Vielleicht liegt es daran, dass wir die Wochentage nicht mehr so genau im Blick haben und unser Abfahrt immer zufällig freitags ist. Ein kleiner Spaziergang, oder in meinem Fall ein kleines Spazierrollen, führt uns über den Fischmarkt. Leider ist aufgrund des falschen Wochentages alles wie leergefegt. Wir brauchen aber eh nur noch ein paar Brote fürs morgige Frühstück. Das bekommen wir hin.
Der Weg zum Schlafplatz … äh zur Müllkippe
Wir haben von unseren lieben Lesern Ingrid und Klaus, die wir in Tafraoute getroffen haben, erfahren, dass es hinter dem Hafen eine Möglichkeit zum Parken gibt. Mit der Wegbeschreibung im Kopf verlassen wir Sidi Ifni für den heutigen Tag und machen uns auf die Suche. Wir folgen der Straße in Richtung Süden und passieren die örtliche Müllkippe, welche den optischen Eindruck noch durch ihren eindringlichen Duft unterstreicht. Die Stadt hat überall Mülltonnen stehen, welche auch genutzt werden.
Wer allerdings denkt, dass deren Inhalt sicherlich irgendwo recycelt wird, der liegt knapp daneben. Die großen Müllautos fahren zur besagten Müllkippe außerhalb der Stadt und laden den Inhalt der Tonnen dort ab. Von Zeit zu Zeit werden wohl kleine Teile davon verbrannt und als Abgrenzung zu den Häusern in der Gegend gibt es kleine Zäune, die verhindern, dass herumfliegende Tüten o. Ä. im Vorgarten der Anwohner landet.
Wir hoffen, dass wir noch ein Stück weiter fahren müssen.
Stellplatz am Meer
Allerdings sagt das Navi, hier rechts in Richtung Meer und nach kurzer Pistenfahrt entdecken wir auch den angepeilten Stellplatz. Moment mal, das Fahrzeug kennen wir doch. Andre und Tanja haben sich hier anscheinend auch eingefunden. Somit ist erneut bewiesen, dass Marokko ein Dorf ist. Man sieht sich auch ohne vorherige Absprache immer wieder.
Leider haben sich aber noch gefühlt weitere 20 Wohnmobile breit gemacht. Ob es an der naheliegenden Müllkippe liegt, dass der Strand hier voller Plastikflaschen & Co ist?
Ein kurzer Blick genügt und wir uns Debbi sind einstimmig der Meinung, dass der Fleck nicht mal für eine Nacht geht.
Platzmässig wäre es eh zu eng und auch wegen unserer Hunde soll es heute etwas einsamer sein. So entscheiden wir gemeinsam mit Debbi diesen Platz zu verlassen und eine weniger vermüllte und einsamere Alternative zu suchen.
Ab auf die Klippen
Wir müssen nicht zwangsweise direkt auf Meereshöhe stehen, also folgen wir der Straße zurück.
Stefan: „Siehst du was da auf dem Stein sitzt?”
Robby: „Nee, was denn?”
Stefan: „Na da, gib mal die Kamera”
Ein Atlashörnchen posiert ganz brav, wenn auch nur von hinten. Aber in diesem Fall kann ein schöner Rücken auch entzücken.
Es geht weiter und wir fahren über einen seitlich abzweigenden Schotterweg auf die Klippen. Hierher hat sich niemand verirrt und die Aussicht ist einmalig. Man hat einen Blick auf den Hafen und auf’s Meer.
In der anderen Richtung ist der Anblick allerdings nicht so betörend. In großer Entfernung kann man die Müllkippe sehen, der Duft bleibt uns aber, wegen der leichten Brise vom Meer, erspart. Wir wollen aber gar nicht länger darüber nachdenken, ändern können wir es eh nur im kleinen Rahmen. Der Müll hier oben hält sich in Grenzen und wird von uns gemeinschaftlich, innerhalb von zehn Minuten, in Säcken verstaut. Jetzt werden wir uns lieber der meerseitigen Aussicht widmen und auf den Sonnenuntergang warten.
Die Sitzsäcke stehen bereit, wobei diese eher als Spielwiese für die Hunde dienen.
Nachdem die Sonne im Meer verschwunden ist, wird es schlagartig kühler. Zeit den Tag zu beenden und in die Wohnmobile zu hüpfen.
Die Gruppe wird wieder größer
Nachdem wir hier oben offensichtlich niemanden gestört haben, entscheiden wir uns noch einen Tag länger zu bleiben. Das Wetter versprach gut zu werden und so war die Entscheidung schnell gefallen. Heute gibt es Sonne tanken, Meeresluft genießen und faulenzen. Jetzt fehlt nur noch ein leckerer Fisch für den heutigen Abend. Am gestrigen Tag kamen hier oben immer wieder Fischer vorbei, doch heute scheinen sie an einer anderen Stelle ihr Glück zu versuchen. Am späten Nachmittag werden bereits Pläne geschmiedet wer nach Sidi Ifni zurückfährt, um unsere Gelüste fürs Abendessen zu befriedigen. Natürlich waren sich Robby und Debbi schnell einig, dass ich mit dem Fahrrad fahren könnte. Ich glaube, Fisch wird heute etwas überbewertet. ? Natürlich war das nur Spaß und wir entschieden uns für etwas anderes aus unserer Garküche.
Genau in diesem Moment schreiben uns Yasha und Jürgen. Sie seien in Sidi Ifni beim Einkaufen, ob wir denn in der Nähe sind. Manchmal gibt es schon Zufälle. Eigentlich wollten wir uns erst in Legzira treffen, aber ihre Pläne scheinen sich geändert zu haben. Die Frage, ob sie uns noch etwas mitbringen sollen, konnten wir sehr schnell beantworten. So bestellen wir einen großen Fisch mit der Bitte um Zustellung. Natürlich nicht nur für uns alleine.
Am Abend bereitet Debbi einen leckeren Nudelsalat zu, Yasha kredenzt für uns einen Couscous Salat. Ich steuere noch einen Rote Beete Salat bei und Robby kümmert sich um die Zubereitung eines 2-Kilo-Fisches. Auch eine Flasche Rotwein von Yasha und Jürgen und eine Flasche Weißwein aus Debbis Bremer runden den reichlich gedeckten Tisch ab, Meerblick inklusive. Am Abend gibt es noch eine Runde Uno und Dschungelspeed in heiterer Runde. Was für ein toller Tag, an dem wir die Kamera leider total vergessen haben.
„Hallo, mein Name Floh”
Pläne sind dafür da, umgeworfen zu werden. Wer schon länger bei uns liest, kennt das ja schon zur Genüge. Wir werden also auch den heutigen Tag noch am Meer, bzw. auf den Klippen verbringen. Für einen kleinen “Flauschbeutel” war das vielleicht ein großes Glück. Wir frühstücken gemütlich vor dem Camper und starten so in den Tag.
Doch dann schleicht ein kleiner Hundewelpe, mit einem Plastikband um den Hals um die Wohnmobile. Ich würde ihn nicht älter als ein paar Wochen schätzen. Wir versuchen ihn zu ignorieren, da wir ihn ein paar Tage zuvor zusammen mit einem Fischer gesehen hatten. Das gelingt allerdings nur solange, bis uns auffällt, dass sich der kleine Kerl alle paar Sekunden kratzt. Das könnte auf einen Befall mit Parasiten hindeuten, auch wenn er augenscheinlich alles andere als schlecht aussieht.
Überall krabbelt es …
Sei es wie es ist, der Kleine hat Flöhe und ist übersäet mit Zecken, was wir nach genauerem Hinsehen feststellen können. Wenn er wenigstens eine kleine Chance haben soll, müssen wir etwas für ihn tun. Da wir ja fast alle mit Hunden unterwegs sind, haben wir immer etwas für die Behandlung gegen Parasiten dabei. Damit wird der Kleine von uns versorgt und auch die Zecken lässt er sich brav entfernen. Das Seil um seinen Hals ist viel zu eng gebunden und wird ebenfalls entfernt. Somit sind die Pläne wieder einmal geändert, wir werden morgen auch noch hier blieben, um zu sehen wie es ihm ergeht und ob sein vermeintlicher Besitzer auftaucht.
Am nächsten Tag ist sein quälender Juckreiz schon deutlich besser und er bekommt von Jürgen den Namen Floh verpasst. Trotzdem können wir leider nicht mehr für ihn tun, denn mitnehmen ist für keinen von uns eine machbare Option. In solchen Momenten muss man sich dann immer wieder sagen, dass man die Welt leider nicht retten kann, auch wenn es schwer fällt.
Aber ein bisschen Glück hatte er dann doch noch. Eine Hundefamilie kam direkt an unserem Wohnmobil vorbei und Floh lief auch ein Stück mit und spielte mit den anderen Welpen. Somit wissen wir, dass er hier oben nicht ganz alleine ist. Einen Besitzer konnten wir leider nicht ausmachen. Am Ende müssen wir ihn leider zurücklassen und hoffen, dass wir ihm zumindest ein bisschen helfen konnten.