Einen ziemlich spontanen Einfall hatte Stefan, da für die nächsten Tage tolles Wetter vorhergesagt ist: “Lass uns doch ein Boot mieten und damit ein paar Tage durch die Niederlande schippern”. Gesagt, getan … wir googeln und stoßen auf einen Yachtcharter in Leeuwarden. Am Montag machen wir uns auf den Weg und können spontan ein Motorboot ohne Führerschein chartern. Schon am nächsten Tag verlassen wir den Hafen und vor uns liegt eine 5-tägige Bootstour durch Friesland, an der wir euch in diesem Reisebericht mit unserer Route teilhaben lassen wollen.
Wie aus einer spontanen Idee eine Bootstour werden kann
Am Montagmorgen sitzen wir da und überlegen, wie es für uns weitergeht. Die letzten Tage auf dem Campingplatz haben wir soeben bezahlt und wohin nun? Da kommt Stefan eine Idee – wir könnten doch einfach ein Boot chartern und damit ein paar Tage rumfahren. So können wir mal schauen, wie das auf einem Boot eigentlich so ist – das interessiert uns ja schon seit ein paar Wochen.
So googeln wir nach der Möglichkeit, in Niederlande ein Boot zu mieten, und stoßen u. a. auf den Yachtcharter Leeuwarden, welcher uns aufgrund der positiven Bewertungen sofort ins Auge gestochen ist. Auch der Internetauftritt hat uns gut gefallen und wir haben auch online bereits ein paar Boote entdeckt, die für uns als Anfänger sicher passen dürften.
Gut, wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg nach Leeuwarden, was knapp 90 km östlich von uns liegt. Eigentlich müssen wir noch einkaufen, aber wir fragen erst mal, ob wir überhaupt noch ein Boot bekommen, schließlich ist es schon Ende Oktober. Einkaufen können wir bestimmt danach noch schnell.
Boot mieten ohne Führerschein – kein Problem
Es ist etwa 13.15 Uhr, als wir beim Yachtcharter ankommen. Wir machen uns auf den Weg zur Rezeption und haben Glück, sie ist geöffnet. Fritz begrüßt uns total herzlich und hätte tatsächlich auch zwei Boote, die er uns anbieten könnte. Nach einer kurzen Besichtigung entscheiden wir uns für die Aaltje, welche uns auf der Webseite schon am besten gefallen hat.
Mit 9 Metern Länge auch ein Schiff, welches wir ohne Führerschein und als absolute Bootneulinge steuern können. Da es heute etwas knapp wird, einigen wir uns darauf, dass wir morgen die Einweisung bekommen und danach dann starten können. Uns ist das auch sehr recht, denn so können wir in Ruhe unsere Erledigungen machen und auch alles packen, was wir für die 5-tägige Bootstour brauchen.
Boot: | Sommerskip 950 OK Cruise “Aaltje” |
Geeignet: | für 2-4 Personen |
Maße: | Länge 9,50 m x Breite 3,45 m x Höhe 2,40 m x Tiefgang 1,0 m |
Unser Eindruck: | Wir fanden das Boot richtig genial, denn man hat gemerkt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, was praktisch ist. Der Decksalon mit den großen Fenstern hat uns außergewöhnlich gut gefallen und schafft ein unglaubliches Raumgefühl.
Auch der Außenbereich ist mit den Bänken aus Teakholz wirklich schön gemacht. Für zwei Leute finden wir, ist das Boot gut dimensioniert. Wenn man mit vier Erwachsenen reist, sollte man sich schon ziemlich gern haben. |
Wir versuchen, uns zu entspannen, auch wenn wir trotz allem irgendwie aufgeregt sind. Schon am Vormittag können wir uns in der Aaltje wohnlich einrichten, bevor dann um 13 Uhr die Einweisung mit Fahrstunden startet.
Normalerweise kann man mit dem Auto fast bis ans Boot fahren – Fanti ist allerdings groß, weswegen wir unsere Sachen mit einer Schubkarre zur Aaltje bringen.
Einweisung für Anfänger
Ein Boot gesteuert haben wir beide noch nicht. Deswegen haben wir uns für einen 2-stündigen Fahrkurs entschieden, was wir auch jedem ans Herz legen können, der noch nie oder schon lang kein Boot mehr gesteuert hat.
Fritz erklärt uns direkt an Bord unserer Motoryacht die wichtigsten Dinge:
- Wie werden Fender festgemacht?
- Wo kann ich Wasser tanken?
- Wo ist der Dieseltank?
- Wie funktioniert eine Schiffstoilette?
- Was muss man beim An- und Ablegen beachten?
- Wie funktioniert das Steuern eines Bootes?
- Wofür sind die ganzen Anzeigen/Geräte da?
- …
Nach der mündlichen Einweisung in die Technik des Schiffs geht es dann auch los. Wir lösen die Leinen, Fritz steuert unsere Aaltje aus der Box und dann ist Stefan auch schon dran. Wir fahren die breite Wasserstraße direkt vom Yachthafen aus Richtung Leeuwarden.
Vor uns liegt eine Kreuzung, wo Stefan dann auch gleich die ersten Manöver lernt. Langsam an die Kreuzung ranfahren, überprüfen ob der Fahrweg frei ist und dann Gas geben und drüber. Die nächste kleine Herausforderung ist eine doch ziemlich breite Brücke. Und so fahren und üben wir mit Fritz zusammen für die nächsten zwei Stunden und fühlen uns danach einerseits soweit fit, um das Boot ohne Probleme zu steuern, und andererseits auch ziemlich voll von den vielen Infos, die wir bekommen haben.
Zum Glück kann man das meiste noch im Bordbuch nachlesen.
Die erste Nacht auf dem Schiff
Es ist etwa 16.30 Uhr als wir von unserer Einweisung zurückkommen und wir entscheiden uns, den Hafen heute nicht mehr zu verlassen, sondern am nächsten Morgen zu starten und die erste Etappe gleich etwas weiter zu fahren. Wir haben von Fritz nämlich einen Routenvorschlag bekommen, welcher individuell auf unsere Fahrerfahrung zugeschnitten leicht anfängt und sich nach hinten raus dann ein wenig steigert. Wie das aussieht, werdet ihr gleich noch zu lesen bekommen.
Als wir die Türen hinter uns schließen und uns in den warmen Decksalon setzen, verfärbt sich der Himmel schon langsam orange. Wir kochen uns eine Kleinigkeit zu essen und freuen uns schon wie kleine Kinder auf den nächsten Tag, wenn wir starten können.
Reisebericht & Route unserer Bootstour durch Friesland
Am nächsten Morgen wachen wir auf und freuen uns auf die erste Etappe, die heute vor uns liegt. Wir sind unfassbar aufgeregt und in freudiger Erwartung, ob das auch alles gut geht. Stefan lässt den Motor warm laufen, entfernt das Stromkabel und dann löse ich eine Leine nach der anderen, schiebe das Boot ein wenig vom Steg weg und schon startet unsere Bootstour.
Leeuwarden – Wergea – Grou – Sneekermeer – Alde Wei
Route von Leeuwarden bis zur Alde Wei
Zuerst geht es von Leeuwarden aus Richtung Grou. Das Stück vom Yachtcharter bis zur ersten Kreuzung kennen wir noch von unserem Fahrkurs. Dann heißt es, rechts in den großen Kanal abbiegen. Da keiner kommt, haben wir freie Fahrt und keine Mühen, das gestern Gelernte anzuwenden. Nach einem kurzen Stück geht’s in den Himpenser Wielen. Auf der einen Seite stehen Häuser und auf der anderen führt der große Kanal entlang, den wir ab hier verlassen.
Danach geht es über eine Kanalbrücke mit dem Schiff über die Autobahn. Irgendwie fühlt sich das seltsam an, als würde man in einer vorne und hinten offenen Badewanne mit dem Boot fahren.
Wergea bis Pikmar
Die immer noch sehr breite Wasserstraße führt uns weiter an grünen Feldern entlang nach Wergea, welches wir allerdings umfahren. Die vielen individuellen Häuser, die sich hier am Kanal aneinanderreihen sind wirklich schön anzusehen. Immer wieder finden wir das ein oder andere, welches uns auch gefallen könnte.
Kurz nach dem Dorf machen wir an einem Steg Halt und gönnen uns einen frischen Kaffee. Hier genießen wir zum ersten Mal den Blick aufs Wasser und die Ruhe. Das erinnert uns fast ein wenig ans Freistehen mit dem Camper.
Anschließend wartet das erste etwas größere Gewässer auf uns – das Pikmar.
Dort biegen wir dann rechts ab und lassen auch Grou hinter uns.
Entlang des Margrietkanaal fahren wir Richtung Sneekermeer. Durch eine fast ganzjährig geöffnete Schleuse gelangen wir in das große Gewässer.
Wow, das ist noch mal was ganz anderes, als das Fahren in den Kanälen.
Hier können wir uns in etwa vorstellen, wie sich das weiter draußen wohl anfühlen mag. Die Sonne lacht uns an und wir beschließen uns langsam einen Anlegeplatz für die Nacht zu suchen.
Marrekrite Plätze zum Übernachten in der Natur
Zum Glück gibt es beim Bootfahren etwas, was so ähnlich wie Freistehen mit dem Wohnmobil ist – sog. Marrekrite Plätze. Dies sind kostenlose Schlafplätze in der Natur ohne jegliche Infrastruktur, außer einem Steg oder ein paar Pollern oder Ösen zum Anlanden.
Städte und Ortschaften hatten wir in den letzten Tagen und Wochen genug gesehen, also freuten wir uns auf Ruhe und Natur. Deswegen biegen wir vom Sneekermeer in die Alde Wei ab und machen am Marrekrite Platz SN62D Halt.
Wir genießen die Sonnenstrahlen, die uns selbst am späten Nachmittag noch wärmen.
Dass uns der Abend mit einem wunderschönen Sonnenuntergang überraschen und den Tag damit perfekt machen würde, haben wir nicht erwartet.
Joure – Tjeukemeer – Marchjepolle – Sleat – Slotermeer – Woudsend – Nijezijl
Route von Joure bis nach Nijezijl
So schön wie uns die Sonne verabschiedet hat, begrüßt sie uns hinter den Feldern am nächsten Morgen. Schon früh sind wir auf den Beinen und genießen unseren ersten Kaffee, während die Sonne über den Horizont emporsteigt. Schon kurz danach sind wir wieder abfahrtbereit.
Unsere Route führt uns etwas entfernt an Joure vorbei und über einen langen Kanal ins Tjeukemeer.
Hier entdecken wir auf unserer Landkarte eine kleine Insel, an der man wohl anlanden kann. Ein Blick in die App Vaarkaart verrät uns, dass es dort außerdem noch einen tollen Strand geben soll. Also der perfekte Ort für eine Mittagspause.
Eine kleine Insel im Tjeukemeer
Die kleine Insel Marchjepolle ist umgeben von Steinmauern, die wir umfahren und dann von Nordwest her anfahren können.
Am letzten Steg machen wir unsere Aaltje ohne Probleme fest, schnappen uns die Kamera und erkunden die kleine Insel.
Es gibt einen schönen großen Strand, der bei schönem Wetter sicher toll ist, um sich dort in der Sonne zu rekeln oder auch baden zu gehen.
Hier gefällt es uns richtig gut, weswegen wir auch noch etwas bleiben, bevor wir dann weiterziehen.
Wir legen gerade ab und ich bin dabei die Türen hinten zu schließen, als Stefan vorne ruft und ich hastig an der Tür rupfe, aber dabei vergesse meinen Finger rauszunehmen. “Autsch”, das tat ziemlich weh und der Bereich rund um das Nagelbett ist auch sofort ziemlich blau.
Die kleinste Stadt von Friesland
Doch ein Seebär kennt keinen Schmerz und so fahren wir vom Tjeukemeer weiter in einen Kanal, der uns Richtung Sleat – die kleinste Stadt von Friesland – bringen soll.
Dort angekommen dürfen wir das erste Mal für eine Brückenöffnung bezahlen, was wir dank einer Tafel schon frühzeitig erkennen können. So schnappe ich mir die zwei Euro, die hier fällig werden, Stefan fährt die Brücke an und der Brückenwart wirft mit mithilfe einer Angel einen kleinen Holzschuh zu. Dort gebe ich die zwei Euro hinein und gebe den Schuh danach zurück. Auch mal eine geniale Art Wegezoll zu bezahlen.
Amüsiert passieren wir und bewegen uns langsam ins Slotermeer. Wieder ein etwas größeres Gewässer, an dessen Übergang in den nächsten Kanal einige Segler erste Gehversuche unternehmen.
Und auch im Kanal kommen uns zuhauf Segelanfänger entgegen, die teilweise ihre Mühe haben, in dem schmalen Kanal immer hin und her zu kreuzen. Mit dabei sind immer ein paar motorbetriebene Schlauchboote, die sich auch ab und an mal zwischen uns und einen der Segler werfen. So schleichen wir durch diese Passage und hoffen, dass alles gut geht.
Schöner Schlafplatz in der Natur vor Nijezijl
Vor uns liegt noch der kleine Ort Woudsend, welchen wir vom Wasser aus erkunden.
Anschließend machen wir wieder an einem Marrekrite Platz kurz vor Nijezijl fest.
Hier verbringen wir unsere zweite Nacht an Bord und bekommen wieder einen traumhaften Sonnenuntergang geschenkt.
Hätten wir gewusst, was am nächsten Tag auf uns zukommt, hätten wir wohl nicht so ruhig geschlafen. ?
IJlst – Boalsert – Burgwerd
Route von Ijlst bis nach Burgwerd”
Der heutige Tag ist irgendwie nicht so unserer, das merken wir schon am Morgen. Nach dem Frühstück kommen wir erst relativ spät los, denn der Zeitmesser zeigt bereits 11.58 Uhr an. Ach, egal, es wartet ja nichts auf uns, denken wir noch, als wir wenige Meter später vor der ersten Brücke des Tages stehen. Diese ist niedriger als unser Boot, weswegen sie für uns geöffnet werden muss.
Mittagspause
Von Weitem sehen wir allerdings bereits 2 rote Lampen die leuchten, was bedeutet, dass die Brücke zwar in Betrieb ist, aber aktuell geschlossen hat. Ein Blick auf die Uhr und in die App verrät, von 12 – 13 Uhr ist hier Mittagspause.
Wir entscheiden uns, zurück zu unserem Marrekrite Platz zu fahren und dort zu warten, bis der Brückenwart wieder da ist. Gerade als wir anlegen wollen, gibt der Himmel sämtliche Wassermassen frei, die er irgendwo finden konnte. Das Boot ist festgemacht und ich klitschnass. Schlecht vorbereitet würde ich mal sagen. 😉
Nun geht’s weiter
Wir trinken noch einen Kaffee und versuchen unser Glück um 13 Uhr noch mal. Als wir ankommen, leuchtet nur noch eine rote Leuchte, was heißt, dass die Brücke in Betrieb ist. Wir halten und sehen, dass ein zweites grünes Licht dazu geschaltet wird, d. h. die Hebebrücke wird nun für uns geöffnet. Wenige Minuten später können wir passieren und gelangen in den Kanal, der uns nach Boalsert bringt. Dieser Ort wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Boalsert – der spannendste Teil unserer Bootstour
Ich erkenne auf der Karte, dass schon die Einfahrt in die Stadt etwas tricky sein wird. Wir haben aufgrund der schlechten Witterung unseren Mast aufgestellt, der die eigentliche Schiffshöhe von 2,40 m um einige Zentimeter erhöht. Die Brücke selber ist 2,70 m hoch, dementsprechend wird uns der Brückenwart wohl aufmachen müssen.
Als wir an der Brücke ankommen, fahren wir erst mal geradeaus, um dann die 90 Grad Richtung Boalsert abzubiegen. Die Ampel schaltet von Rot auf Rot-grün, was für uns ja heißt, dass die Brücke gleich auf geht. Allerdings haben wir so unsere Mühe, das Schiff vor der Brücke wartend gerade zu halten, damit wir auch gleich da durch passen.
Das scheint auch der Brückenwart zu sehen und bricht deswegen den Vorgang die Brücke zu öffnen ab, die Ampel ist nun nur noch rot und wir können somit nicht durchfahren. Wir sind verwundert, entscheiden uns dann aber den Mast umzulegen, um dann durch die geschlossene Brücke fahren zu können. Das gelingt uns ohne Probleme und so fahren wir unter der riesigen Brücke in die kleine Stadt. Das Kanalsystem bietet die Möglichkeit, links oder rechts herum durch die Stadt zu fahren.
Dass es hier noch spannend werden würde, ahnten wir schon, als wir uns vor der Abfahrt die Strecke auf der Karte angesehen hatten. Allein in der kleinen Stadt warten 4 Brücken auf uns, die nahezu alle geöffnet werden müssen.
Somit waren wir schon bei Einfahrt in das Kanalsystem ein wenig angespannt, denn es ist gar nicht so einfach das Schiff bei Wind vor der Brücke zu halten, während man darauf wartet, dass jemand kommt und die nur 1 m hohe Brücke öffnet.
Kleine Brücken so weit das Auge reicht
Wir kommen an das Erste der kleinen Bauwerke und haben unsere Mühe, das Schiff zwischen den links und rechts angemachten Booten einigermaßen mittig im Kanal zu halten, während der Wind von der Seite drückt.
An der Brücke tut sich nichts, wir hupen, wie man das so macht, wenn gerade kein Brückenwart vor Ort ist. Da sich auch in den nächsten Minuten nichts tut, entscheiden wir uns dafür, ein Stück zurückzufahren und einige Meter vor der Brücke erst mal festzumachen. Gerade als ich das Seil um den Pollern geworfen und das Boot herangezogen habe, kommt ein Mann auf einem Fahrrad auf uns zu.
Nachdem er fragt, wie hoch wir sind, gibt er sich als Brückenwart zu erkennen. Er spricht etwas Deutsch und erklärt mir, dass er die Brücke aufmachen kann. Allerdings wäre der Wasserstand aktuell etwas höher und er weiß nicht, ob wir etwas weiter durchkommen werden. Es könne gut sein, dass wir umdrehen müssen. Aber wir sollen das mal ausprobieren.
Es wird spannend …
Das wird schon irgendwie gehen, dachten wir uns und manövrierten das Boot wieder vor die Brücke, die zu den eher schmaleren ihrer Art gehörte. Während wir langsam zwischen den anderen festgemachten Booten den Kanal entlangfahren, fährt der Brückenwart mit dem Fahrrad auf der Straße neben uns und ist vor uns dran, die Nächste zu öffnen.
Für jeden Profi sind diese Brücken vermutlich eher ein Witz, für uns als Anfänger war das schon ganz ordentlich.
Diese liegt ziemlich blöd vor einer Kurve, sodass wir große Mühe haben, das Schiff mit dem zusätzlichen Schwierigkeitsgrad Wind gerade vor die Brücke zu bugsieren. Doch auch hier fahren wir langsam und ohne Probleme durch das kleine Bauwerk. Der Brückenwart gibt uns einen Daumen nach oben, winkt und wir fahren weiter. Puh, damit wäre das wohl fast geschafft. Die folgenden Brücken können wir ohne Probleme passieren.
Am Ende von Boalsert wartet aber noch die schmälste Brücke auf unserer ganzen Strecke. Ganze 3,80 m ist sie breit und wir haben 3,40 m. Das wird spannend.
Langsam steuern wir auf die schmale Brücke zu, halten uns möglichst weit Links um dann im letzten Moment nach rechts einzulenken und so gut drunter durch zu kommen. Langsam gleiten wir durch die Brücke, gleichen immer wieder ein wenig mit den Bug- und Heckstrahlrudern aus und wie durch ein Wunder schiebt sich die Aaltje unter der Steinbrücke durch, ohne auch nur irgendwo dran zu kommen.
Geschafft …
Wie das gelungen ist, keine Ahnung, aber wir sind happy und froh, die kleine Stadt endlich hinter uns gelassen zu haben. Als einziges Schiff fahren wir den kleinen schmalen Kanal entlang und genießen die ländliche Ruhe.
Der Marrekrite Platz, den wir uns rausgesucht haben, liegt kurz vor Wommels, irgendwo im Nirgendwo. Wir machen an dem kleinen Steg fest und haben die Möglichkeit, durch das hohe Schilf auf einen Pfad zu gelangen, der dann zu einer kleinen Straße führt. Bis in die Stadt sind es 3 km.
Nachdem wir angelandet sind, fällt ein wenig Anspannung ab und wir freuen uns, diesen doch sehr aufregenden Teil unserer Bootstour gemeistert zu haben. Ein Kratzer wäre auch kein Weltuntergang, aber es wäre natürlich super, wenn sich das vermeiden lässt.
Ein bisschen Pause ist doch auch nicht schlecht oder?
Als wir so dasitzen und durch das Fenster den Möwen und Enten auf der anderen Uferseite zuschauen, klingelt Stefans Handy. Es ist Fritz, vom Yachtcharter in Leeuwarden.
Er erkundigt sich, wie es uns bis jetzt ergangen ist und Stefan erzählt ihm die aufregende Erfahrung mit den engen Brücken. Fritz Anruf hat allerdings einen anderen Grund – das Wetter schlägt ein wenig um und für morgen sind Windstärken bis zu 8 Beaufort gemeldet. Er bittet uns, einen Tag Pause zu machen, und morgen den Steg zumindest nicht mit dem Boot zu verlassen.
Für uns kein Thema, wir sind unserer Route sowieso ein wenig voraus und so schaffen wir die letzte Etappe ohne Probleme auch mit einem Tag Pause.
Fällt wegen Sturm ins Wasser
Route fällt aus, der Sturm der kommt …
Kennt ihr diese Tage, wenn es draußen stürmt, regnet und der Wind so richtig pfeift?
Dann einfach drinnen sitzen mit einer heißen Tasse Tee in der Hand, ein bisschen stricken oder lesen und ab und an einen Blick nach draußen auf das Wasser und die vielen Vögel werfen, von denen wir eigentlich ständig umgeben sind. Klingt kitschig? War es auch. Ich glaube, dieser Tag war der Inbegriff von Gemütlichkeit und Wohlfühlen, trotz oder gerade wegen des schlechten Wetters.
Natürlich schwankte auch das Boot ein wenig, aber mir ging es, obwohl ich auf Schiffen normalerweise sehr schnell mit Übelkeit zu kämpfen habe, echt gut. Mir wurde nicht mal ein bisschen schlecht.
Wommels – Edens – Easterlittens – Baard – Van Harinxmakanaal – Leeuwarden
Route von Wommels bis zum Yachtcharter Leeuwarden zurück
Der letzte Tag unserer Bootstour durch Friesland begrüßt uns wieder mit Sonnenschein und auch der Wind hat erheblich nachgelassen. Ein letztes Mal stellen wir den Omnia auf den Herd, backen uns Semmeln auf und genießen den tollen Blick durch die großen Fenster des Bootes direkt aufs Wasser und den Möwen, die immer wieder bei uns auftauchen.
Wir starten den Motor, Stefan geht nach draußen, löst langsam eine Leine nach der anderen, schiebt uns ein wenig vom Steg weg und ich manövriere das Boot zurück in die schmale Wasserstraße.
16 Brücken liegen heute auf unserem Weg, davon aber keine mehr so schmal wie die in Boalsert.
Ländliche Route durch Friesland
Zuerst geht es für uns durch Wommels, der kleinen Stadt, die nur etwa 3 km von unserem Liegeplatz entfernt war.
Hier hat es ein paar Brücken, doch keine davon ist eine große Herausforderung für Stefan.
In aller Ruhe manövriert er das Boot unter den niedrigen Brücken durch, die teilweise gerade mal 10 cm höher sind als wir.
In Wommels kommen wir an eine Brücke, die für uns wieder geöffnet werden muss. Wir fahren an, warten kurz und merken, da tut sich nichts. Um gar nicht in Stress zu geraten, mache ich uns mit einem Seil an der Seite fest, als eine alte Dame aus einem Haus hinter mir etwas auf Niederländisch sagt. Ich gebe ihr zu verstehen, dass ich nur Deutsch oder Englisch spreche und so erklärt sie mir auf Deutsch, dass wir mit unserer Hupe viel Lärm machen sollen, dass der Brückenwart kommt, der würde wohl schlafen.
Hupen hilft …
Wir müssen beide kichern und machen das, was uns vorgeschlagen wurde. 3x betätigen wir die Hupe und siehe da, schon wenige Minuten später kommt ein älterer Mann an uns vorbei und läuft geradewegs auf die Brücke zu, die tatsächlich von Hand geöffnet und geschlossen wird. Wir bedanken uns und passieren auch hier ohne Probleme.
Vorbei an Edens und Easterlittens erwartet uns bei Baard noch eine letzte Herausforderung. Der Wind frischt wieder etwas auf, wie wir merken, denn er schiebt uns ganz schön an die rechte Uferseite. Immer wieder müssen wir gegensteuern, um nicht ganz dorthin gedrückt zu werden.
Als wir kurz vor Baard sind, sehen wir ein Schild, dass mit einer Telefonnummer auf den Brückenwart hinweist. Wir entscheiden uns, sicherheitshalber dort anzurufen, damit er weiß, dass wir kommen und er die Brücke öffnen muss. Wird ja nicht ohne Grund ein Schild dastehen.
Am anderen Ende habe ich dann einen Mann, dessen Stimme kaum zu verstehen ist, da es klingt, als würde er mitten in einem Maschinenraum o. Ä. stehen. Ich versuche, ihm auf Englisch zu sagen, dass wir gleich da sind und die Brücke geöffnet werden müsste, aber ich glaube so wenig wie ich ihn verstehe, scheint er mich zu verstehen. Also lege ich nach weiteren erfolglosen Versuchen, ihm etwas zu sagen, auf und wir werden sehen, was uns erwartet. Vielleicht hat er mich ja auch verstanden.
Der Wind, der Wind …
Wir fahren um die letzte Kurve vor der Brücke. Rechts von uns sind Häuser mit ihren großen Gärten und Booten, die davor festgemacht waren. Auf der linken Seite war nichts, außer ein riesiges Feld. Der Wind kommt wieder von links und drückt uns immer zu den Booten auf der rechten Seite. Stefan hat Mühe das Schiff auf Kurs zu halten und an der Brücke leuchtet zwar ein rotes Licht, aber sonst tut sich erst mal nichts. Wir hupen mehrmals laut und warten, doch es passiert null.
Um auf Nummer sicher zu gehen, dass wir vom Wind nicht doch noch gegen die Boote gedrückt werden, fahren wir ein paar Meter zurück und ich springe auf das Privatgrundstück, um das Boot dort am Steg zu halten, als ich im Augenwinkel auf der anderen Seite der Brücke noch ein Schiff entdecke und auch der Brückenwart scheint nun da zu sein. Ich halte uns weiter am Steg, während das andere Boot passiert und auch wir danach die Brücke durchfahren können.
Zurück zum Yachtcharter
Das war die letzte aufregende Stelle für uns, denn alle weiteren Brücken schaffen wir mit Links, bevor wir dann wieder auf den großen breiten Van Harinxmakanaal abbiegen und Richtung Leeuwarden schippern.
Wir sind früh dran, denn es ist gerade mal 14 Uhr, als wir die letzten Meter zum Yachthafen zurücklegen.
Doch das soll noch nicht ganz das Ende der Tour gewesen sein. Denn Pia und Andi, die wir letztes Jahr in Marokko kennengelernt hatten, warteten dort schon auf uns. Wir packen sie mit ein und fahren noch mal unsere Route fast bis nach Grou und wieder zurück.
Ein bisschen aufgeregt sind wir noch, da Stefan das Boot rückwärts wieder in die Box manövrieren muss und das Boot, welches ebenfalls dort liegt, auch schon in der Box steht. Doch als hätte er nie was anderes gemacht, schiebt er das Motorboot rückwärts in die Box, wir machen die Leinen nacheinander fest und beginnen damit unsere Sachen zu packen.
Unser Fazit zum Boot Chartern
Wir haben das aller erste Mal selbst ein Boot gesteuert und hatten dementsprechend auch keinen Bootsführerschein. Ganz schön aufregend, denn so ein Boot lässt sich doch ganz anders steuern als ein Auto. Auch ist es nicht so wie bei einem normalen Fahrzeug, dass man steht, wenn man bremst. Äußere Einflüsse wie Wind sorgen ganz schnell dafür, dass man kontinuierlich in eine Richtung geschoben wird.
Deswegen würden wir grundsätzlich empfehlen einen Fahrkurs zu machen, der beim Yachtcharter Leeuwarden wirklich genial war. Fritz hat alles so unterhaltsam, locker und verständlich erklärt, dass wir es schnell begreifen und auch umsetzen konnten. Dementsprechend keine Angst vor dem Bootfahren, da kommt man als Anfänger schnell rein.
Die Bootstour selbst war für uns ein unvergessliches Erlebnis, was wir auf jeden Fall noch mal wiederholen wollen.
Wir dachten ja nicht, dass man uns noch mehr entschleunigen kann, aber heute können wir euch sagen, es geht. Die Fahrt auf einem Boot nimmt uns aus der hektischen Welt einfach mal komplett raus und verfrachtet uns in ein gemütliches und entspannendes Fahren mit Blick auf Natur, Wiesen und auch Städte, die man aber von einer gänzlich anderen Seite kennenlernt.
Unsere persönlichen Tipps für Anfänger
Wir waren auf unsere erste Bootstour relativ gut vorbereitet. Da Stefan sich ja schon etwas länger mit Booten usw. beschäftigt, konnten wir bereits die gängigsten Knoten und auch die Verkehrsschilder waren für uns nicht neu. Auch wussten wir bereits, wie sich ein Boot in etwa steuern lässt und worauf man achten sollte. Gerade aufgrund der Fülle an Informationen, die man bei der Einweisung bekommt, ist es wesentlich leichter, wenn man von so manch einem schon mal was gehört hat.
Knoten lernen
Der Webleinstek ist mit der wichtigste Knoten, den ihr an Bord braucht, um beispielsweise Fender an der Reling festzumachen.
Da lohnt es sich durchaus ihn vorher mal mit einem kleinen Seil und beispielsweise einem Ast o. Ä. zu üben.
Außerdem kann man das Belegen einer Klampe üben. Das benötigst du, um das Boot an Stegen oder Marinas festzumachen. Wir finden, es kann nicht schaden, auch das schon mal gemacht zu haben.
Mit diesen Knoten bist du schon mal gut vorbereitet und recht viel mehr benötigst du auch nicht.
Verkehrszeichen
Auch wenn es beim Fahren auf den Grachten jetzt nicht superviele davon gibt, so kann es sich trotzdem lohnen, die gängigsten Verkehrszeichen auf Wasserstraßen mal gesehen zu haben. So weiß man, wo man nicht durchfahren oder anlegen kann, wie schnell man max. fahren und ob man Brücken passieren darf.
Wer steuert das Boot bzw. fährt die Manöver?
Wenn ihr mindestens zu zweit ein Boot mieten wollt, dann überlegt euch am besten vorher schon, wer das Boot steuert bzw. die Manöver fährt. Denn steuern auf einem großen Kanal oder See ist auch für Anfänger gar kein Problem.
Eine klare Rollenverteilung ist hier schon fast Pflicht, auch wenn man sich unterwegs dann natürlich abwechseln kann. Aber es macht durchaus Sinn, wenn erst mal einer beim Fahrkurs all die Manöver lernt, als dass zwei es so halb mitkriegen.
Klein, aber fein – die richtige Bootgröße machts
Gerade wer noch nie oder nur selten ein Boot gesteuert hat, sollte, auch wenn es verlockend ist, ein nicht zu großes Modell wählen.
Unabhängig davon, dass der Yachtcharter dir als Anfänger vermutlich keine 12-Meter-Yacht aushändigen wird, solltest du gerade für die ersten Versuche ein möglichst kleines Boot wählen. Unsere Aaltje war 3,40 m breit und gute 9 m lang. Das empfanden wir als die ideale Größe zum Anfangen und, um ein Gefühl für das Boot zu bekommen.
Wir bedanken uns bei Fritz und seinem Team für die tolle Betreuung. Das ist keine bezahlte Werbung, sondern wir sind einfach nur begeistert von so viel Kundenfreundlichkeit und so einem unvergesslichen Erlebnis auf dem Wasser.