Kann es passieren, dass man an einem Ort wirklich fünf Wochen am Stück hängen bleibt? Oh ja das kann es. Und nein, langweilig wurde es uns nicht – im Gegenteil, wir haben die Zeit vergessen.
Fünf Wochen – immer derselbe Ausblick
Das mag für manch einen sicher total langweilig und so ganz und gar nicht nach Reisen klingen – richtig, gereist sind wir in den letzten fünf Wochen so gut wie gar nicht. Zwei Mal sind wir ver- und entsorgen und einkaufen gefahren, aber das war’s auch schon an Ausflügen.
Doch hingegen der Vermutung, dass uns in der Zeit langweilig gewesen sein könnte, das war es uns so ganz und gar nicht. Wir haben in dieser Zeit sehr viel gearbeitet, was uns nach wie vor sehr viel Freude bereitet. Und so kommt es irgendwie von ganz allein, dass die Zeit einfach nur so verfliegt. Man setzt sich hin, fängt an und ehe man sich versieht, ist es schon wieder dunkel.
Und gerade wenn man an seinem Lieblingsplatz steht, macht es so ganz und gar nichts, dass die Aussicht jeden Tag dieselbe ist.
Warum ist es hier so perfekt?
Hier haben wir gutes Internet, absolute Einsamkeit und jede Menge Ruhe. Gekrönt wird das Ganze von einem wunderschönen, hellen Strand, einem riesigen See und jeder Menge Freiheit für Emily. Sie hatte in der Zeit einen riesigen Garten, den sie nach Herzenslust erkunden und entdecken konnte.
Viele Menschen haben wir in den fünf Wochen nicht gesehen. Jeden Samstag, pünktlich um 11 Uhr vormittags kam eine Gruppe von Motocross Fahrern, die mit ihren Motorrädern über den Strand gebrettert sind. Außerdem haben wir in den fünf Wochen ein Mal ein paar Leute gesehen, die die Pinienzapfen eingesammelt haben.
Private Flugshow
Ein ganz großes Highlight in dieser Zeit war eine private Flugshow, auch wenn die ganz sicher nicht für uns gedacht war. Wir saßen bei der Arbeit, als wir plötzlich ein lautes Flugzeuggeräusch hörten. Ein Löschflugzeug kann es eigentlich nicht sein, denn es hatte die letzten Tage geregnet und ein Feuer war somit ziemlich unwahrscheinlich.
Das Geräusch wurde immer lauter und so warfen wir einen Blick aus dem Fenster. Wenige Meter über uns flog eine Antonow AN2. Stefan sagte nur: “Schnapp dir die Kamera und lass uns Fotos machen.” Ich glaube, so schnell war die Kamera mit Tele noch nie einsatzbereit. ?
Wir rannten nach draußen und konnten sehen, dass das Flugzeug nicht unweit von uns landete. Wir dachten zuerst, der Pilot hätte ein Problem, aber er schaltete den Motor nicht aus. So warteten wir ab und beobachteten, was weiter passiert.
Kurze Zeit später startete der Pilot und die Maschine hob wieder ab. Wahnsinn wie wenig Anlauf so ein Teil braucht. Dann drehte die Antonow eine Runde und setzte an der selben Stelle wieder zur Landung an. Wir waren begeistert und genossen das Schauspiel, das sich noch einige Male wiederholte.
Eine wirklich aufregende Abwechslung, mit der wir so gar nicht gerechnet hatten.
Die Nächte werden kälter, die Tage auch
Mittlerweile war es Anfang Dezember und die Temperaturen wurden auch hier kälter. Auf der Höhe Lissabon sanken die Temperaturen nachts auf 3 – 6 Grad. Puh, da konnten wir doch glatt die Heizung brauchen. Tagsüber erwärmte sich die Luft dank viel Sonnenschein auf 15-18 Grad. Doch auch das sollte sich bald ändern. Mit Heizung an Bord ist das ja nicht wirklich ein Problem.
Genauso wie es eigentlich kein Problem ist, wenn das Wetter für ein paar Tage schlecht wird, denn man hat ja schließlich eine Solaranlage auf dem Dach und eine gut proportionierte Batterie. Um unseren Solarertrag zu erhöhen, hat Stefan eines unserer Solarpanele vom Dach abmontiert und es schräg auf den Boden gestellt.
Ohne Strom nix los
Doch irgendwas stimmte nicht. Unsere Batterie wollte nicht so, wie sie eigentlich sollte. Obwohl sie eigentlich 240 Ah hat, wovon 120 Ah nutzbar sein sollten, waren es am Ende des Tages lediglich 30 Ah und der Batteriemonitor piepste, weil die Batterie angeblich leer sei.
Stefan testete alles Mögliche durch, kontrollierte sämtliche Einstellungen – doch nix. Die AGM-Batterie war wirklich leer. Das kann doch eigentlich nicht wahr sein. Wir haben vor 1,5 Jahren eine nagelneue AGM eingebaut und die ist jetzt schon im Eimer?
Und ja, genau so ist es. Die Batterie liefert nur noch zwischen 20 und 30 Ah, bevor es das war. Was das an Tagen ohne Sonnenschein bedeutet, brauch ich den Wohnmobilisten unter uns sicher nicht erklären. So wurde es nahezu zum täglichen Ritual, dass wir den Motor laufen lassen mussten, um unsere Arbeitsgeräte wie Kamera, Handy, Router und Laptop zumindest einigermaßen am Laufen zu halten.
Eins wurde uns schnell klar – eine neue Aufbaubatterie muss her. Wir dachten, dass wir die Zeit bis zum nächsten Frühjahr sicher irgendwie überbrücken könnten, doch Pustekuchen.
Doch auch hier ist das Glück wieder mal unserer Seite. So kommt Anfang Januar der liebe Philipp nach Portugal, der zwei Batterien übrig hat. Diese bekommen wir und können somit noch ein bisschen Zeit überbrücken, bis wir uns Gedanken über Neue gemacht haben. Soll es eine Lipo werden und wenn ja, welche Kapazität soll sie haben, wenn man eh schon eine neue kauft. Diese Fragen werden uns wohl in den nächsten Tagen noch beschäftigen und so hoffen wir einfach auf gutes Wetter oder genug Diesel im Tank.
Ach, Weihnachten war ja auch noch
Und irgendwann war es dann so weit, der 24.12. stand vor der Tür. Ich war trotz wärmerer Temperaturen tierisch in Weihnachtsstimmung. Auch wenn wir das sonst eigentlich nie übermäßig zelebriert haben. Wir machten uns ein leckeres Abendessen und genossen die Zeit zu zweit. Ein wunderschöner Tag und ein wunderschöner Abend, wie bisher eigentlich jeder in den letzten 1,5 Jahren.
Nach fünf Wochen an ein und demselben Ort, wo wir wirklich viel geschafft haben, geht es nun weiter. Wir machen uns auf Richtung Südwesten. Schließlich sind wir fast die Einzigen, die noch so weit oben festhängen.