Die Halbinsel Tróia liegt südlich von Lissabon an der Westküste Portugals. Zufällig entdecken wir bei einer Suche nach neuen Sehenswürdigkeiten Bilder dieses kleinen Paradieses und uns ist sofort klar – da wollen wir hin. Eine Fahrradtour wäre doch perfekt, aber wir haben nur ein Fahrrad!
Portugal – wir sind zurück
Nach unserer tollen und unvergesslichen Marokkoreise sind wir zurück in Portugal. Die Sehnsucht nach lieben Freunden ist groß, weswegen wir uns zuerst mit Sonni und Ernst und danach auch noch mal mit Yasha und Jürgen treffen. Das Wetter ist nicht auf unserer Seite, weswegen wir den Camper hauptsächlich von innen sehen.
Zum Lieblingssee
Nachdem wir wieder alleine sind, fahren wir zu unserem Lieblingssee. Hier entspannen wir ein paar Tage und verarbeiten die Erlebnisse der letzten vier Monate. Als wir uns dann Gedanken machen, wo wir so hinfahren könnten, sticht uns die Halbinsel Tróia ins Auge. Da wollte ich letztes Jahr schon hin, aber irgendwie hat es nicht geklappt. Eine Fahrradtour über die Halbinsel bietet sich an, da gibt es jedoch nur ein Problem.
Richtung Küste
Stefan hat sein Fahrrad dabei, weswegen wir uns dazu entscheiden für mich eines vor Ort auszuleihen. Ohne den Gedanken weiter zu verfolgen verlassen wir unseren Lieblingssee und fahren einige Kilometer Richtung Küste, wo wir die letzten Tage des schlechten Wetters aussitzen.
Spontaner Fahrradkauf
Während wir da so in unserem Camper hocken kommt Stefan auf die Idee, dass wir ja auch ein Fahrrad für mich kaufen könnten. Ich erwische mich, wie ich bei der portugiesischen Version der Kleinanzeigen in unserem Umkreis schon suche, ob nicht jemand eines zu verkaufen hat – muss ja kein Neues sein. Und tatsächlich finde ich eins in Lissabon, das ich richtig gut finde. Ich schreibe dem Verkäufer auf Englisch und kopiere die portugiesische Version des Übersetzers noch hinzu, in der Hoffnung, dass die Kommunikation irgendwie klappt.
Wenige Minuten später macht es auf meinem Laptop *BINNNNG*. Ah, eine Antwort ist da. Unser Verkäufer spricht ein bisschen Englisch und das Fahrrad ist noch zu haben. Er schlägt vor, dass wir uns morgen treffen, erwähnt aber nebenbei, dass er auch heute, also am Freitag, noch bis 20 Uhr da ist. Ich erzähle Stefan davon, wir schauen uns an, und uns ist klar, wir fahren heute noch.
Freitag Nachmittag nach Lissabon
So kommt es, dass wir um 14 Uhr unsere Sachen packen und uns spontan auf den Weg nach Lissabon machen. Ob das eine so gute Idee ist, Freitag nachmittags in die Großstadt zu fahren? Nein, keine gute Idee. Doch das werden wir erst beim Rausfahren merken. Wir kommen gut in den Stadtteil, wo mein potenzielles neues Fahrrad zu besichtigen ist, und schon kurze Zeit später treffen wir uns mit dem Verkäufer am vereinbarten Treffpunkt. Er ist Brasilianer und seine Freundin (wer auch sonst ;-)) zwingt ihn, das Fahrrad zu verkaufen, da es in der Wohnung zu viel Platz wegnimmt.
Wir haben einen Deal
Nach einer kurzen Probefahrt ist alles gebongt, wir haben einen Deal und dementsprechend ein neues Fahrrad. Es ist früh am Abend, als wir uns aus der Stadt quälen. Feierabendverkehr vom Feinsten, das hatten wir tatsächlich schon lange nicht mehr. Zusätzlich zum Fahrrad decken wir uns noch mit Zubehör wie Helm, Fahrradhose, usw. ein, nachdem wir den Stau hinter uns gelassen haben. Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf den Weg zurück zum See. Hier richten wir das Bike her und prüfen es auf Herz und Nieren, bevor es dann ins Paradies geht.
Strand von Comporta – perfekter Ausgangspunkt
Nachdem wir uns vorab schon ein paar Bilder der kleinen Halbinsel angesehen haben, entscheiden wir uns, am Strand von Comporta zu parken und von hier aus unsere kleine Tour zu starten. Nach unserer Ankunft – ja wir waren ausnahmsweise echt mal früh dran – gehen wir noch eine große Runde mit Emily, die darf nämlich aufgrund ihres betagteren Alters im Auto warten. Dann packen wir alles zusammen und ich schwinge mich nach bestimmt 15 Jahren das erste Mal wieder auf einen Drahtesel.
Fahrradtour rund um die Halbinsel Tróia
Schon kurz nach dem Start tauschen Stefan und ich die Bikes. Er denkt, dass es mit seinem einfacher für mich ist, da die Kurbel länger und die Reifen größer sind. Ich stimme zu und nehme quasi Papas altes Fahrrad, was wunderbar funktioniert (wer uns verfolgt weiß, dass Stefan sein Rad von meinem Dad geschenkt bekommen hat). Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 25 Grad radeln wir die ersten 10 Kilometer, bis wir im südlichen Teil der kleinen Ortschaft Tróia landen. Hier reiht sich ein Ferienhaus an das Nächste, doch aktuell ist wohl nichts los.
Weißer, kilometerlanger Sandstrand, türkisfarbenes Meer
Wir stellen unsere Fahrräder an einem Fahrradständer ab und laufen über die hölzerne Brücke zum Strand. Als wir dort ankommen, fühlen wir uns wie 2012 in der Dominikanischen Republik, als wir dort unseren Urlaub verbracht haben.
Vor uns ein menschenleerer Strand, das Wasser schimmert in einem Türkis, dass wir schöner wohl kaum hätten malen können und der weiche Sand fühlt sich einfach toll unter den Füßen an.
In der Mitte steht ein Lifeguard-Häuschen, welches wir als Ablage für unsere Sachen und als Schattenspender nutzen.
Wir genießen dieses kleine Paradies, wo wir für Stunden den 13 km langen Strand hätten entlanglaufen können.
Aber wir sind ja zum Biken hier und nicht zum Spazierengehen.
Also schwingen wir uns wieder auf die Drahtesel und fahren weiter. Ab hier gibt es übrigens einen Radweg, der direkt in das kleine Städtchen führt.
Das kleine Örtchen Tróia
Für uns geht es direkt zum Yachthafen am nördlichsten Punkt der Insel.
Nachdem wir hier noch mal eine kurze Pause eingelegt haben, fahren wir an der kleinen Promenade an sehr exklusiv wirkenden Restaurants vorbei. Wir lassen uns einfach treiben und folgen dem Weg ohne Ziel.
So gelangen wir über eine kleine Holzbrücke auf einen am Strand entlangführenden Holzsteg, der wieder zu einem riesigen, weißen und blitzblank sauberen Strandabschnitt im Nordwesten der Halbinsel führt.
Auch hier genießen wir den traumhaft schönen Strand bis auf ein paar Mädels ganz für uns allein. In der Hauptsaison mag das sicher anders aussehen.
Wenn man zur anderen Seite blickt, sieht man die Hochhäuser von Tróia. Ob eine etwas dezentere Bauweise für diesen Ort nicht schöner gewesen wäre und sich besser in die Landschaft einfügen würde?
Auf der anderen Seite der Halbinsel soll es noch eine römische Ausgrabungsstätte geben. Da uns heute allerdings eher nach Strand ist und wir mittlerweile auch schon relativ spät haben, entscheiden wir uns, diesen Teil auszulassen und uns langsam auf den Rückweg zu machen.
Länger als geplant
Obwohl ich eigentlich etwa 30 km kalkuliert hatte, haben wir diese schon erreicht, als wir das kleine Örtchen Tróia wieder verlassen. Wir beide spüren, dass wir so langsam echt müde sind. Stefan merkt vor allen Dingen, dass solche Touren mit meinem neuen Rad anstrengender sind und er ist tatsächlich noch mehr geschafft als ich. So tauschen wir die Fahrräder für die letzten Kilometer wieder und ja, ich muss sagen, es mit dem Fahrrad von meinem Dad wesentlich angenehmer bzw. weniger anstrengend. Aber das macht nichts, Kondition und Ausdauer kommt ja nicht von alleine und wir sind froh, diese gut 40 km heute gepackt zu haben.
Ich gehe mit Emily noch eine Runde Gassi, während Stefan die Fahrräder wieder am Heck unseres Campers verstaut und wir anschließend gemeinsam an den Strand schlendern. Wir genießen den Sonnenuntergang, doch merken auch, dass es an der Küste tatsächlich richtig schnell kalt wird, sobald der leuchtende Feuerball im Meer versunken ist.
Todmüde fallen wir heute ins Bett und erwarten den Muskelkater des Todes am nächsten Morgen. Ob dieser sich hat blicken lassen, erfahrt ihr im nächsten Reisebericht, wo es nicht weniger paradiesisch wird, versprochen.
Ist die Halbinsel Tróia empfehlenswert?
Wer jetzt überlegt, ob sich ein Besuch der Halbinsel lohnt, dem wollen wir noch ein paar Infos und Tipps mit an die Hand geben. Es gibt auf Tróia nämlich nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Deswegen empfehlen wir euch, parkt auf dem Wohnmobil-Stellplatz oder am Strand von Comporta und startet von dort mit dem Fahrrad.
Die ganze Halbinsel ist gesäumt von einem kilometerlangen, weißen, absolut sauberen Sandstrand und war für uns was die Küste Portugals anbelangt tatsächlich ein großes Highlight.
Wir kommen auf jeden Fall wieder, würden uns aber auf alle Fälle für die Nebensaison entscheiden. Im Sommer ist hier sicherlich die Hölle los, was wir durchaus verstehen können.
Tipp: Wer von Lissabon oder vom Norden her kommt, kann die Fähre von Setubal nach Tróia nehmen. Wir haben für die Überfahrt knapp 32 Euro bezahlt und waren innerhalb weniger Minuten auf der anderen Seite, auch wenn wir genau andersrum gefahren sind, also von Tróia nach Setubal.