Nach unseren Tagen im Großraum Porto war es Zeit, diesen wieder zu verlassen. Wir suchten uns einige km nordöstlich von Porto den Rabagão aus, ein großer Stausee mit vielen, freien Plätzen drum herum. Dass wir dort unsere erste Erfahrung mit Feuer in Portugal machen würden, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Von Apúlia zum Stausee
Über die Stadt Braga, wo wir uns mit Lebensmitteln eindeckten und auch unsere Ver- und Entsorgung erledigten, ging es für uns weiter Richtung Nordosten. Unser Weg führte uns über hügelige Straßen, bergauf und bergab. Doch die Aussicht war wirklich grandios. Von oben hatten wir einen Blick auf das vor uns liegende Tal. Das war wirklich sehr beeindruckend. Das hätte vom ersten Eindruck her auch irgendwo in den deutschen Alpen sein können.
Nach gut 100 km kamen wir dann am Rabagão an, ein riesiger Stausee mit einer wunderschönen, dunkelblauen Farbe, die im Sonnenschein schimmerte. Wir fuhren über die Staumauer und bogen danach links ab und schon kurze Zeit später fanden wir den Feldweg, der uns zu unserem ausgesuchten Platz führen sollte. Über Stock und Stein ging es den schmalen Weg entlang.
Ein traumhafter Platz mitten im See
Als wir ankamen, standen wir auf einer kleinen Landzunge mitten im See. Was für ein beeindruckendes Panorama, das sich uns dort bot. Um uns herum Berge, wir mitten auf diesem riesigen See und auch Emily freute sich riesig über die Möglichkeit, dort baden zu gehen. So parkten wir Fanti rückwärts an den großen Steinhaufen, der diesen Platz begrenzte.
Ziegenbesuch am Morgen
Am nächsten Morgen wurden wir von laut mähenden Ziegen geweckt. Wir sahen uns beide ungläubig an. Das erinnerte uns doch ein wenig an Marokko, wo wir des Öfteren ganze Ziegenherden um uns herum hatten. Wir stiegen aus dem Bett und sahen aus dem Fenster. Wir waren umringt von einer riesigen Herde und konnten nicht anders, als uns schnell anzuziehen und mit der Kamera bewaffnet auszusteigen.
Die pelzigen Vierbeiner schienen sich an uns nicht zu stören und kletterten um uns herum auf den Steinen, um dort an die leckersten Gräser zu kommen. Doch schon eine halbe Stunde später schien es hier nichts Leckeres mehr zu geben und sie drehten wieder um.
Feuer in Portugal
Ein paar Tage standen wir hier, als der Wettergott uns zu verlassen schien und wir nur noch eine graue Wolkendecke sahen. Wenn das nicht nach Regen aussieht, dachten wir uns noch. Und als wir so durch die Landschaft blickten, entdeckten wir einige Hundert Meter von uns entfernt Feuer. Neben dem Straßenrand der Teerstraße, von wo wir gekommen waren, schlugen Flammen aus dem Gebüsch. Wir konnten sie auf die Entfernung gut erkennen. Schnell holten wir unsere Kamera mit dem Teleobjektiv, um sehen zu können, ob dort vielleicht jemand steht, der etwas verbrennt, oder ob es sich tatsächlich um ein unkontrolliertes Feuer handelt.
Wir konnten weit und breit niemand sehen und die Flammen schienen sich weiter auszubreiten. Jetzt war guter Rat teuer. Einfach ignorieren wollten wir es nicht, denn jedem ist bekannt, das Portugal gerade in den trockenen Zeiten große Probleme mit Bränden hat. Schnell liefen wir zurück ins Wohnmobil und wählten mit dem Handy die 112, um das Feuer zu melden. Doch die Leitung war tot. Aus welchen Gründen auch immer konnten wir mit unserem Handy die internationale Notrufnummer nicht anrufen.
Feuer melden
Also suchten wir online schnell die portugiesische Notrufnummer für Feuer und wählten die 117. Derjenige, den wir an der anderen Leitung hatten, sprach anscheinend kein Englisch. Allerdings wurden wir weiterverbunden und hatten dann eine Dame am Telefon. Sie sprach Englisch und wollte erst mal nur wissen, wo wir sind. Ich erklärte ihr, dass wir am Rabagão stehen, doch sie konnte nicht nachvollziehen, wo das sein sollte. GPS Daten, damit könne sie auch nichts anfangen, sie bräuchte eine Stadt. Nach ein bisschen Hin und Her konnte sie den Bereich, wo wir uns befanden, dann wohl grob eingrenzen. Ich versuchte ihr während unseres Gesprächs klarzumachen, dass es dort eben brennen würde. Da wurde sie still und meinte, dafür wäre sie nicht zuständig, sie würde mich weiter verbinden. Ich war auf der einen Seite sprachlos und auf der anderen Seite langsam ein wenig überrascht. Aber na gut, dann erzähl ich es halt einfach noch mal.
Verständigungsproblem
Ich wurde weiterverbunden und landete diesmal bei einem Herrn. Doch dieser sprach wieder kein Wort Englisch. Ich versuchte ihm auf Portugiesisch mitzuteilen, dass ich nur Englisch spreche. Er sprach immer wieder ein paar Sätze auf Portugiesisch, doch so war keine Verständigung möglich. Als ich gerade versuchte auf dem Handy eine Übersetzung für unser Problem einzutippen, sagte er noch etwas und legte dann auf. Wir waren ein wenig verdutzt und sahen im Zuge dessen noch mal nach draußen. Das Feuer brannte immer noch. Nun waren wir ein wenig ratlos.
Unkonventionelle Wege
Wir entschieden uns dann spontan dafür, dass Stefan vor zur Straße laufen würde. Vielleicht fährt jemand vorbei und dieser könne dann jemand anrufen und dieses Feuer melden. Ich machte mich in der Zwischenzeit daran in der Facebook-Gruppe “Portugal – mit dem Wohnmobil” nachzufragen, ob jemand wisse, wo man sich noch hinwenden könne. Dort wurde mir schnell geantwortet und ich wurde an die Gruppe “Deutsche in Portugal” verwiesen. Während ich dort schrieb, warf ich immer wieder einen Blick nach draußen und versuchte zu sehen, ob Stefan mittlerweile vielleicht schon was erreichen konnte.
Doch die Flammen waren immer noch zu sehen. Also wieder rein und während der Gespräche in den Gruppen versuchte ich rauszufinden, wo die nächsten “Bombeiros” stationiert waren, um direkt dort anzurufen. Gerade, als ich die Nummer ins Telefon eingetippt hatte, kam Stefan wieder. Das Feuer war aus. Es war von alleine ausgegangen. Vom Berg kam eine feuchte Dunstwolke, die nach unten zog und das Feuer anscheinend auslöschte.
Portugiesischer Autofahrer
Stefan erzählte mir dann, dass er einen Autofahrer gesehen hat. Er hatte versucht, mit dem Deuten auf das Feuer, den Autofahrer auf das Problem aufmerksam zu machen. Der blickte auch zu der Problemstelle, allerdings zuckte er dann lediglich mit den Schultern und fuhr weiter. Stefan war von dieser Reaktion ziemlich verdutzt. Ob der Fahrer dieses Autos gewusst hatte, dass das Feuer von alleine ausgehen würde? Anscheinend …
Die Aufregung ist vorbei …
Nach dieser Aufregung waren wir nun froh, dass alles gut ausgegangen ist. Und schon kurze Zeit später fing es an zu regnen. Wir sahen immer wieder mal aus dem Fenster, ob noch alles in Ordnung sei und das war es. Allerdings würden wir bei Feuer in Portugal immer wieder genau so verfahren, da man ja weiß, dass es dort ein generelles Problem mit Bränden gibt, die sich teilweise sehr schnell auf unheimlich große Gebiete ausbreiten können. Hier haben wir noch eine kleine Liste mit aktuellen Notrufnummern aus Portugal. Vielleicht ist es für den einen oder anderen hilfreich.
Mittlerweile haben wir des Öfteren ganze Hänge mit ein und derselben Pflanze gesehen, die unterhalb total verkohlt war. Falls jemand von euch weiß, welche Pflanzen das sind und ob sie sich selbst entzünden, dann würden wir uns riesig über eine Info von euch freuen.
Du hast Lust auf weitere Erlebnisse aus unserem Reisetagebuch? Dann empfehle ich dir, einen Blick in unsere Wohnmobil Reiseberichte zu werfen.