Heute haben wir über eine traurige Geschichte von unserem Camping am See bei “Campo Maior” zu berichten. Doch auch solche Erlebnisse wollen erzählt werden.
Eine traurige Geschichte
In unserem letzten Beitrag haben wir euch von dieser Kuh berichtet, die Tag und Nacht an derselben Stelle verbracht hat. Sie war auch an diesem Tag immer noch da. Ab und an ging sie ans Wasser, um etwas zu trinken, doch wirklich weit entfernte sie sich nicht. Ich nahm Emily an die Leine und ging mit ihr ans Wasser, um eine runde zu baden. Die Kuh ließ uns nicht aus den Augen und kam ein Stückchen näher, um uns anscheinend klar zu machen, dass wir da bleiben sollten, wo wir waren.
Wir badeten ein wenig und gingen danach wieder zum Wohnmobil. Als ich mich in den Sitzsack plumpsen ließ, war auch die Kuh wieder beruhigt und legte sich hin. Ab und an bekam sie Besuch von anderen Kühen, die dann jedoch wieder weiter zogen. Ich war neugierig und so packte ich die Kamera und das Teleobjektiv aus. Irgendwas musste dort doch sein. So ein Verhalten war alles, aber nicht normal und der Grund dafür war schnell gefunden.
Eine traurige, aber leider wahre Tiergeschichte
Ich setzte das Teleobjektiv auf die Kamera und schwenkte es in Richtung Kuh. Sie lag in der Wiese und stand kurze Zeit später auf. Dann sah ich, was dazu führte, diesen Ort nicht zu verlassen.
Die Kuh senkte den Kopf und schien an etwas zu schnuppern und etwas zu stupsen.
Anfangs konnte ich nicht erkennen, was es war, doch dann wurde es klar. Da lag ihr Kalb in der Wiese. Doch ich konnte nicht sehen, dass sich dieses kleine Geschöpf bewegte. Ich erspähte einen dunklen Fleck und sah, dass das Kalb tot war. Sein Hinterteil war schon schwarz und fing an zu verwesen. Es musste also die Mutterkuh sein. Immer wieder ging sie zu ihrem toten Kalb und stupste es an, bevor sie herzzerreißend muhte.
Mutterliebe ist durch nichts zu ersetzen
Nachdem das Kleine sich logischerweise nicht rührte, ging die Kuh wieder ein paar Schritte weiter weg, um wenige Minuten später wieder genau das Gleiche zu tun. Das ging den ganzen Tag so. Wir hatten unheimliches Mitleid mit ihr, denn sie schien nicht zu verstehen, warum ihr Kleines nicht mehr aufsteht. An diesem Nachmittag kamen zwei PickUps angefahren. Sie blieben kurz stehen und fuhren dann wieder weg.
Am Abend ging die Sonne langsam unter und warf ein traumhaftes Licht auf den See und die Umgebung.
Als es dunkel wurde, tauchte ein orangeroter Mond plötzlich hinter den Bäumen auf. Der Anblick war wirklich atemberaubend.
Auch diese Nacht blieb die Mama wieder bei ihrem toten Baby. Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen, da wir kurz darauf weiterfahren wollten. Die Kuh war ausnahmsweise ein ganzes Stück von ihrem Kleinen entfernt.
Beim Einpacken wurden wir von lauten Geräuschen unterbrochen. Ein Blick nach draußen verriet, der Bauer war da. Er fuhr mit seinem PickUp zu dem Kalb. Unter Würgen hängte er es mit einem Seil an die Anhängerkupplung und fuhr langsam los. Die Kuh schien zu begreifen, dass da was vor sich geht, und kam laut muhend angelaufen. Sie lief dem PickUp hinterher und schrie wirklich herzzerreißend. Plötzlich kam die ganze Herde angelaufen und sammelte sich an dem Punkt, an dem das Kalb bis dato gelegen hatte. Es schien zwischen ihnen plötzlich Streit auszubrechen und so sorgten zwei aufeinander losgehende Kühe für jede Menge Wirbel und Staub.
Das ist wohl mit die traurigste Geschichte, die sich unmittelbar vor unseren Augen abgespielt hat. Ein wenig bedrückt ließen wir den Motor an und zogen langsam von dannen.
Eine Einladung führt uns zum nächsten See
Wir hatten eine Strecke von knapp 100 km vor uns. Wir wurden eingeladen und wollten dieser Einladung unbedingt nachkommen. Deswegen ging es noch schnell zum Einkaufen und Ver- und Entsorgen, bevor es uns Richtung Avis zog. Unsere Laune besserte sich wieder und wir freuten uns eine erneute Begegnung mit tollen Kollegen, die wir in unseren ersten Tagen in Portugal schon kennengelernt hatten. Wer das ist und wie unsere gemeinsame Zeit war, erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag.