Hach, oftmals kommt es ganz anders, als es ursprünglich mal geplant war. Genau so ging es uns am Rabagao. Eigentlich wollten wir dort gar nicht hin und lange bleiben auch nicht. Doch wie das manchmal so ist, es kommt erstens anders, und zweitens als man denkt. Aber fangen wir mal von vorne an.
Berge wollen und an einem See landen
Nach Stefans gruseliger Geburtstagsparty in Valongo ließen wir uns Richtung Nordosten treiben. Ein genaues Ziel hatten wir nicht und so waren wir bereits kurz vor Vila Real, als die immer heißer werdenden Temperaturen zu der klugen Idee führten, von der Schnellstraße links in Richtung Berge abzubiegen. Dort würde sich sicherlich ein schönes Plätzchen finden und die Temperaturen würden auf 1000 m sicher auch kühler sein, als die aktuellen 36 Grad, die uns viel zu heiß waren.
Auf die Schnelle fanden wir kein Plätzchen, weswegen wir uns dann dafür entschieden die steilen Serpentinen Richtung Rabagao – ein See auf knapp 1000 m, den wir vom letzten Jahr schon kannten – zu fahren. Hier bleiben wir, bis die Temperaturen wieder sinken – so zumindest der Plan.
Allerdings spielte das Wetter nicht so mit, weswegen wir wenige Tage später das aufziehende Gewitter nutzten, um Wasser und unseren Vorratsschrank beim Intermarche in Montalegre aufzufüllen.
Stromausfall im Supermarkt
Während wir so durch den Supermarkt schlenderten, hörten wir draußen immer wieder lautes Donnern. Das Gewitter schien direkt über uns zu sein. Und plötzlich wurde es dunkel. Alle Lichter im Supermarkt gingen aus und die Rollos der Frischetheke fuhren automatisch nach unten. Es dauerte einige Minuten, bis das Licht wieder anging und wir weiter einkaufen konnten.
Zurück am See bekamen wir die Nachricht, dass Sonni und Ernst bald zu uns stoßen würden. Und auch Tanja, Andre und Klaus waren bereits auf dem Weg.
Großes Wiedersehen
Zuerst trudelten Sonni und Ernst bei uns ein und kurze Zeit später waren auch Andre und Tanja da.
Wir verbrachten ein paar tolle und ruhige gemeinsame Tage, bevor Klaus aus Deutschland ankam und ein kleines Päckchen für uns dabei hatte und auch viele weitere Pakete für den Rest unserer Truppe – wo er auf seinem Weg hier runter geschlafen hat, ist mir immer noch ein Rätsel. ?
Die folgenden Tage waren geprägt von einem Mix aus tollen Gesprächen, Arbeit und Entspannung. Ab und an machten wir einen Ausflug in die nähere Umgebung oder gingen abends zum Essen. An wieder anderen Tagen wurde unser Zuckerspiegel mithilfe von diversen Kuchen, Cremes, usw. ordentlich nach oben getrieben. Und der Beirão (portugiesischer Likör) am Abend tat sein Übriges.
Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, an einem total einsamen Ort zu sein und dann aber Essen aufzutischen bzw. aufgetischt zu bekommen, dass man sich in so manch einem Restaurant nicht besser hätte bestellen können. Und Maultaschen bekommt man auch nur dann, wenn man Tanja in der Nähe hat.
Nach einem Wiedersehen folgt bekanntlich auch immer wieder ein Abschied. So zogen zuerst Tanja und Andre wieder weiter und einige Tage später auch Klaus. Sonni und Ernst blieben mit uns hier. Noch knapp zwei Wochen, dann hat Ernst Geburtstag. Das wollten wir auf jeden Fall noch abwarten.
Kleine und große Ausflüge
Auch wir hatten immer wieder Lust auf Neues, weswegen wir ab und an einen Ausflug unternommen haben. Mal ging es Richtung Nordosten, mal eher nach Südwesten.
Während Emily in der Hunde-Kita bei Ernst und Sonni blieb, fuhren wir beispielsweise nach Chaves. Doch wie es immer so ist – wir kommen zu spät los – der Weg dauert länger als gedacht – wir müssen noch einen Ölwechsel machen lassen – usw. Dementsprechend hatten wir in Chaves weniger Zeit als ursprünglich geplant, weswegen wir fahren mussten, ohne alles gesehen zu haben. Dafür wussten wir, dass wir auf jeden Fall noch mal wiederkommen werden.
Für unseren Ölwechsel fuhren wir eine Werkstatt in Montalegre auf gut Glück an. Der Chef sprach Englisch und bat uns herein. Innerhalb kürzester Zeit waren wir das Highlight der Werkstatt. Ob Kunden oder Mechaniker, alle sahen sich den Dicken genauer an und machten das ein oder andere Foto. Der Ölwechsel war schnell erledigt, aber der Chef wollte keinen Cent dafür haben. Trotz mehrfachem Hin und Her war er nicht davon abzubringen und so drückten wir den zwei netten Mechanikern, die den Ölwechsel durchführten, das Geld in die Hand. Was für eine coole Crew.
Happy Birthday Ernst
Am 29.09. war es dann so weit – Ernst hatte Geburtstag. Sonni hat uns wenige Tage vorher schon gesagt, dass wir an diesem Tag außer Frühstück wohl eher kein Essen einplanen müssen. Und so wurden wir mit einer richtig köstlichen Suppe als Vorspeise und Spinatlasagne mit Porco Preto als Hauptspeise verwöhnt.
Ich brachte als Nachspeise noch eine Runde Auszogne (so heißen sie bei uns in Bayern, anderswo sind sie auch als Kirchweihnudeln oder Küchle bekannt) mit.
So saßen wir am Nachmittag alle vollgefressen in unseren Stühlen, genossen die Aussicht und hatten es richtig lustig. Wenn es auch gleichzeitig ein wenig traurig war, denn es war unser vorletzter gemeinsamer Tag, bevor wir dann am Montag alle in unterschiedliche Richtungen aufbrachen.
Doch es wird nicht für lange sein, schon bald sehen wir uns wieder, da bin ich mir sicher. So schnell nicht mehr wiedersehen werden wir den Rüden der Ziegenherde, die jeden Tag bei uns vorbeikam. Noch ziemlich jung aber schon unglaublich riesig. Allerdings eher schüchtern und zurückhaltend, aber wunderschön wie wir finden. Emily konnte ihn allerdings nicht so recht leiden.
Auch wenn es schon ziemlich herbstlich geworden ist und die Temperaturen tagsüber mit um die 25 Grad und nachts mit um die 15 Grad sehr angenehm sind, so muss man trotzdem die Augen offen halten. Denn Brände gibt es gerade am Ende des Jahres immer wieder, wie wir selbst erfahren mussten. So kam es häufiger vor, dass wir beim Blick zum Horizont Rauchschwaden sahen und auch den Geruch von verbranntem Holz wahrnehmen mussten.
Wir hoffen, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist.