Nein, unser Mercedes 911 wurde nicht eingemottet, aber da wir unser Grundstück in Portugal nicht mehr so lange alleine lassen können, haben wir lange nach einem zusätzlichen Reisefahrzeug gesucht, das neben mehr Komfort vor allen Dingen die nahezu gleiche Geländegängigkeit bietet und uns schneller von A nach B bringt, denn so ganz wollen wir das reisen doch noch nicht sein lassen. Am Ende siegte nicht die Vernunft, sondern unsere Begeisterung für den Land Rover Range Rover P38 MK II.
Die lange Suche nach dem richtigen Fahrzeug
Ich glaube man könnte fast ein Buch füllen mit den Geschichten die man zum Suchen eines Fahrzeugs in Portugal erzählen könnte. Im westlichsten Land Europas gibt es nämlich eine große Begeisterung für alles was mit Offroad und 4×4 zu tun hat, was man hier als TT (Todo Terreno) bezeichnet.
Regelmäßig gibt es hier Veranstaltungen, wo sich die 4×4 Autoclubs treffen und mit ihren teilweise extrem aufgemotzten Kisten über Stock und Stein, im wahrsten Sinne des Wortes, fahren. Gerade, wenn ein mal jährlich bei uns die Offroad-Rallye stattfindet, kann man sehen, warum man kein Fahrzeug kaufen möchte, das so fortbewegt worden ist.
In Portugal ein Allradfahrzeug kaufen – abenteuerlich
Doch am Ende ist es dann wie die eierlegende Wollmilchsau – ein Allradfahrzeug das nie im Gelände gefahren worden ist oder zumindest nie TT. Vermutlich ähnlich schwer zu finden wie ein Porsche, der nie schnell gefahren wurde.
Vielleicht hat es auch deshalb so lange gedauert bis wir uns dann tatsächlich zum Kauf entschließen konnten. Ein Jahr lang haben wir sämtliche Anzeigen- und Autoportale durchsucht. Von Anfang an war der Land Rover Range Rover P38 in unser Blickfeld gerückt. Doch je mehr wir recherchiert und uns über dieses Fahrzeug informiert haben, umso mehr waren wir abgeschreckt von den vielen Problemen, die dieses Fahrzeug nicht nur mit der Motorkühlung, sondern vor allen Dingen mit der Elektronik haben soll.
Weiter zu Auswahl standen dann Mercedes ML, BMW X5, Jeep Grand Cherokee 4.1. oder Ähnliches. Allerdings sind diese Modelle rund um Castelo Branco rar und eher an der Küste oder im Norden zu finden.
Erste Fahrzeugbesichtigung: Ein Mercedes ML 270
Nach langem Suchen war es dann endlich so weit. Ein Verkäufer hat reagiert, was in Portugal nicht immer der Fall ist und wir vereinbarten, dass wir am Nachmittag vorbeikommen würden. Unser Weg führte uns 140 km in die Nähe von Coimbra. Hier stand ein Mercedes ML zum Verkauf, der uns auf den ersten Blick auch direkt begeistern konnte. Preislich war er zwar eher an der oberen Grenze unseres Budgets, aber da verhandelbar in der Anzeige angegeben war, hatten wir etwas Hoffnung, dass wir uns unserem Wunschpreis noch annähern könnten.
Der Händler bestand darauf bei der Probefahrt mitzufahren und hat uns bestimmt 1000 Mal erzählt, wie toll und neuwertig das Fahrzeug wäre. Auf die Frage, was das komische Klingeln ist, das wir hören, antwortete er nicht.
Nach einer besseren Inspizierung des Fahrzeugs fielen uns immer mehr Ungereimtheiten auf. Stellen, die nachlackiert wurden, Teile die ausgetauscht wurden, aber angeblich hatte das Fahrzeug nie einen Unfall und ist ja sowieso in Top Zustand.
Von der Verhandlungsbasis wollte der Händler auch nichts mehr wissen und schob es auf ein Problem im Online-Portal.
Je länger wir dort waren, umso mehr kamen wir vom Kauf dieses Fahrzeugs ab und machten uns unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg.
Die Suche geht weiter …
Also suchten wir weiter nach dem passenden Wunschfahrzeug. Ein anderer Händler mit ebenfalls einem ML erklärte uns, dass das Fahrzeug zum Herrichten gerade in der Werkstatt wäre, er würde sich melden, sobald wir für eine Besichtigung kommen können. Gemeldet hat er sich nie wieder, obwohl die Anzeige mehrfach erneuert wurde.
Und so kam es, dass wir nach einem Jahr der erfolglosen Suche dann doch wieder zurück auf den Range Rover P38 kamen. Es stand einer in Lissabon, der gerade optisch einen extrem guten Eindruck machte. Lange unterhielten wir uns und wogen die Vor- und Nachteile ab und ob wir uns das wirklich antun wollten.
Doch wie so oft hat bei uns dann nicht die Vernunft gesiegt und so waren wir wohl die Ersten, die den Verkäufer kontaktierten.
Wir kaufen einen Range Rover P38 – Ist uns eigentlich noch zu helfen?
Der Verkäufer heißt Joao und sein heiß geliebter Range Rover P38 muss gehen, weil er mit seiner Freundin nach Deutschland zieht. Was ein Zufall und so schrieben wir lange via Whats App bevor wir für die nachfolgende Woche einen Termin zur Besichtigung vereinbarten.
Als der Tag der Tage endlich gekommen war, regnete es in Strömen und halb Lissabon stand unter Wasser. Wir wollten trotzdem nicht noch länger warten und fuhren trotzdem, denn unser Treffpunkt war vom Hochwasser zum Glück nicht betroffen.
Schnell sehen wir Joao und seine Freundin Ema, die übrigens perfekt Deutsch sprach, da sie bei der Lufthansa arbeitet und verstanden uns auf Anhieb. So war inklusive Probefahrt auch alles innerhalb von einer guten Stunde über die Bühne und wir mit dem neuen Mitglied in unserem Fuhrpark auf dem Weg nach Hause.
Wenn sich der P38 schneller als erwartet als “englischer Patient” entpuppt
Ja, man hat uns ausreichend gewarnt und ja, Stefan sucht nach wie vor seinen Meister. Was mit uns nicht stimmt, dass wir nicht hören wollten, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Doch schon nach den ersten drei Fahrten geht es los, dass unser englischer Patient bei einer Heimfahrt von Covilhã plötzlich von einem Moment auf den anderen bei uns im Dorf in den roten Bereich der Motortemperatur springt.
Sollte es wirklich so sein, dass alle recht hatten und wir von jetzt ab anfangen, den Range nur noch zu reparieren anstatt ihn zu fahren?
Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden, ob wir das Problem gefunden haben und welche Arbeiten wir an unserem P38 erledigen müssen. All das erfahrt ihr in naher Zeit hier bei uns im Blog, wo es für den englischen Patienten eine eigene Rubrik geben wird. Mal sehen, wie lange wir diese mit Leben füllen können oder ob er uns irgendwann so sehr auf den Senkel geht, dass wir ihn wieder ziehen lassen wollen.