Dass der Range Rover P38 eine Zicke ist und man ja keine englischen Autos kaufen soll, wissen wir. Aber das wir schon nach der 4ten Fahrt das erste größere Problem bekommen sollten, hat uns dann doch überrascht. Auf dem Heimweg von einem Einkaufsbummel in Covilhã haben wir plötzlich ein Temperaturproblem beim Range. Was genau passiert ist und wie wir unser Problem mit Überhitzung und Luft im Kühlsystem gelöst haben, erfahrt ihr nun.
Motor überhitzt: Unser Range hat ein Problem mit seinem Kühlsystem
Es ist der vierte Ausflug nach dem Kauf des Range Rover P38 als wir gerade in Richtung unseres Dorfes fahren. Ich sitze am Steuer und mir fällt plötzlich auf, dass die Motortemperatur im roten Bereich ist und auch die Warnlampe leuchtet. Natürlich sind wir sofort stehen geblieben und haben den Motor ausgeschaltet.
Nur mit Mühe und sehr vielen Pausen zum Abkühlen bringen wir den englischen Patienten und uns nach Hause zurück. Und dann ging sie los, die große Suche nach dem Fehler, warum der Motor überhitzt.
Wie sieht unser Problem eigentlich genau aus?
Das Problem lässt sich ganz leicht rekonstruieren. Wir fahren für etwa 40 km auf der Autobahn mit ca. 100 – 120 km/h. Dann verlassen wir die Autobahn und kommen in den Stadtverkehr. Hier werden wir natürlich langsamer und können dann nach kurzer Zeit schon beobachten, wie die Temperaturanzeige vom Motor innerhalb von Sekunden in den roten Bereich schießt.
Beim Öffnen der Motorhaube zeigt sich auch immer dasselbe Problem. Der Range hat Luft im Kühlsystem, deswegen kommt irgendwann kein Wasser mehr im Kühler an und der Kühler ist kalt, obwohl der Motor heiß. In diesem Moment steht das Kühlmittel auch bis zum Rand des Behälters und wenn man diesen öffnen würde, würde es nur so heraus sprudeln.
Einen starken Kühlwasserverlust konnten wir bis dato nicht ermitteln.
Unser Tipp, falls du dasselbe Problem hast: Suche zuerst nach offensichtlichen Lecks. Falls du nichts findest, kannst du dein Kühlsystem abdrücken, um eventuell auch kleine Löchlein oder Risse zu finden. Erst, wenn du wirklich sicher bist, dass es keinerlei Undichtigkeit gibt, würden wir raten mit dem Untersuchen der weiteren Bauteile, die infrage kommen, anzufangen.
Fehler #1: Das Thermostat ist kaputt
Bei Problemen mit dem Kühlsystem denkt man natürlich erst mal an die ganz klassischen Sachen wie Kühler, Wisco-Lüfter, usw. So starteten auch wir in die Fehlersuche und warfen zuallererst einen Blick auf das Thermostat. Dessen Funktionalität testeten wir im Kochtopf und mussten feststellen, dass es sich nicht optimal öffnete und so dachten wir: Yes, der Fehler ist gefunden.
Thermostet getauscht … Probefahrt gemacht und die Enttäuschung kam prompt. Es dauerte keine 10 km und wir mussten auf der Testfahrt links ranfahren, da die Temperaturanzeige wieder innerhalb von Sekunden von Mitte in den roten Bereich stieg.
Weiter geht’s mit der Fehlersuche.
Fehler #2: Die Wasserpumpe tauschen
Wir haben das Thermostat nicht umsonst getauscht, auch wenn es den Fehler nicht behoben hat, denn einwandfrei funktioniert hat es nicht. Unser nächster Blick fiel auf die Wasserpumpe. Hier gibt es Modelle mit Plastikschaufelrädern, die sich gerne mal in alle Einzelteile zerlegen und quer durchs Kühlsystem fliegen.
Auch unsere Wasserpumpe machte nicht mehr den besten Eindruck, auch wenn wir keine Beschädigung an den Schaufelrädern finden konnten.
Also tauschten wir auch die Wasserpumpe aus und hofften auf Besserung. Doch auch damit war unser Problem mit der Überhitzung des Motors nicht behoben.
Fehler #3: Der Kühler ist defekt
Nachdem Wasserpumpe und Thermostat keinen Erfolg brachten kamen wir auf den Kühler, obwohl dieser laut Vorbesitzer erst getauscht worden ist, genauso wie der Wisco-Lüfter. Deswegen hatten wir dieses Bauteil anfangs auch nicht in Verdacht.
Aber Überprüfen ist immer besser als daran glauben, dass ein neues Bauteil keinen Fehler haben kann. Und siehe da, wir bauten den Kühler aus, öffneten ihn und mussten dann feststellen, dass das Schwallblech nicht befestigt war, sondern einfach lose im Kühler lag.
Das muss unser Fehler sein, yes. Also einen neuen Kühler gekauft, diesen eingebaut und nach der ersten Probefahrt schon richtig happy gewesen, alles sah gut aus, wir hatten kein Problem mehr.
Natürlich haben wir unser Kühlsystem nach jeder Maßnahme genau nach Anleitung entlüftet, denn auch hier wissen wir, dass die englische Zicke ihrem Namen alle Ehre macht.
Und so sind wir ziemlich überrascht, als wir bei einem erneuten Ausflug nach Covilhã plötzlich wieder mit kochendem Motor bzw. Kühlwasser da standen.
Problem ohne Lösung?
Doch was sollte es denn noch sein? So langsam gingen uns die Ideen aus. Und auch die Suche im Internet, wo es Massen an Informationen zum Range Rover P38 und seinen Zickereien gibt, brachte uns nicht weiter.
Wir haben viele Beiträge gelesen von Leuten, die mit ihrem P38 auch ein Überhitzungsproblem haben. Darunter fand man dann jede Menge Vorschläge auf die wir auch selber schon gekommen sind, wie die bereits von uns getauschten Teile.
Die wohl häufigste Antwort war in diesem Zusammenhang, der Zylinderkopf oder die -dichtung ist kaputt. Deswegen Luft im Kühlsystem und erstmal den Kopf tauschen. Allerdings gab es mindestens genau so viele Antworten wo die Betroffenen genau das getan haben und ihr Problem nicht behoben war. Und am Ende gab es zu diesen ganzen Beiträgen kaum Lösungen. Wir haben von keinem gelesen, der sein Problem auf diese oder jene Weise beheben konnte, was uns natürlich nicht wirklich weiter half.
Auch über uns schwankte die ganze Zeit das Damoklesschwert eines kaputten Kopfes … sollten wir wirklich ein Auto mit einem kaputten Motor gekauft haben?
Daran wollten wir nicht glauben und so setzten wir unsere Recherchen und die Fehlersuche fort.
Fehler #4: Vielleicht sind wir zu blöd zum Entlüften
Nachdem das Thema Entlüften beim Range Rover P38 tatsächlich eine größere Sache ist und wir uns auch nicht mehr wirklich erklären konnten, was das Problem sein soll, entlüfteten wir den lieben Engländer in allen möglichen Positionen, bauten Schläuche um, damit Luft besser entweichen kann und kamen immer wieder zu derselben Problematik zurück, dass bei längeren Fahrten, Kurzstrecke ist im Übrigen kein Problem, dieser Fehler auftritt. Sind wir zu blöd, um den Briten richtig zu entlüften? Kann doch nicht sein … und es ist ja auch nicht so, dass wir nicht genau nach RAVE (Handbuch) vorgehen würden.
Fehler #5: Sollte es doch tatsächlich die Zylinderkopfdichtung oder sogar der Kopf selber sein? Ein Test muss her
Nachdem wir nahezu alles aus dem Kühlsystem ausgetauscht haben und kaum noch Ideen hatten, rückte ein anderes Bauteil immer mehr in unseren Fokus. Sollte es doch der Zylinderkopf sein? Bevor ich hier irgendwelche Bauteile bestelle, die uns fast halb so viel wie das ganze Auto kosten, will ich erstmal alles andere ausschließen. Und so besorgten wir uns einen [asa2_textlink asin=”B07RS3N98V” class=”amazon_textlink_asa”]Zylinderkopf-Tester[/asa2_textlink], denn wir hatten bisher weder weißen Qualm oder Kühlmittelgeruch am Auspuff noch Abgase am Kühlmittelbehälter wahrnehmen können.
Der Tester ist da. Doch was ist das genau?
Es ist eine blaue Flüssigkeit mit einem Gefäß, welches man nach Angabe befüllt und dann auf den Kühlwasserbehälter steckt. Der Tester zeigt während der Motor läuft mit Veränderung der Farbe an, ob sich Abgase bzw. CO2 im Kühlwasser befindet.
Wenn ja, dann verfärbt er sich innerhalb kürzester Zeit gelb oder grün. Das wäre dann ein sehr eindeutiges Zeichen für einen kaputten Zylinderkopf bzw. -dichtung. Bleibt die Flüssigkeit blau, dann ist alles in Ordnung.
Zum Glück blieb die Flüssigkeit bei unseren Tests immer blau. Lediglich am Anfang bei den ersten Tests hatten wir nach einigen Minuten eine leichte Türkisfärbung, aber weder ein Gelb noch ein Grün.
Fehler #6: Wo ist das Leck?
Es ist ein YouTube Video, welches uns auf den richtigen Weg gebracht hat. Er hatte dasselbe Problem wie wir und bei ihm wurde es u. a. von einem Leck an den Rohren vom Heizungskühler verursacht.
Also war uns klar, wir fahren am nächsten Tag schnell zum Tierarzt und wenn wir heim kommen, suchen wir nach dem Leck. Doch so lange müssen wir gar nicht warten. Wir stehen gerade an der Ampel, als die Sonne rechts durchs Beifahrerfenster meinen Fußraum hell erleuchtet. Und bei einem Blick nach unten sehe ich an unserem beigen Teppich rosafarbene Verfärbungen.
Als wir daheim angekommen sind, quetschte ich meine Finger unter die Abdeckung und schrie Stefan ganz freudig zu, dass es unter der Abdeckung nass ist.
Eigentlich kein Grund zur Freude, aber jeder Fehler der uns vom Zylinderkopf abkommen lässt, bereitet mir tatsächlich Freude.
So hat Stefan dann die ganze Abdeckung weggebaut und siehe da, an den O-Ringen vom Heizungskühler trat eine kleine Menge Kühlflüssigkeit aus.
Haben wir damit unser Überhitzungsproblem vom Range gelöst?
Nachdem wir Heizungskühler und O-Ringe ausgetauscht haben, machen wir vier Probefahrten und können das Problem mit der Kühlung unseres Ranges nicht mehr reproduzieren. Also fahren wir bei unserem großen Härtetest auf den auf 2000 m gelegenen Torre, Portugals höchsten Berg auf dem Festland in der Serra da Estrela.
Und auch hier, kein Überhitzungsproblem mehr. Yeahhhhhhhh, wir scheinen es echt gelöst zu haben.
Beim Entlüften der Bremsanlage ein paar Tage später entdecken wir noch mal ein klitzekleines Leck. An einem Schlauch war die Schlauchschelle locker und so trat auch hier noch tröpfchenweise Kühlwasser aus. Diese Menge war aber wohl so gering, dass er unser Kühlsystem nicht mehr so durcheinander bringen konnte.
Was wir bei unseren Reparaturen feststellen mussten
Bei der Fehlersuche hatten wir ja nun so einige Teile unseres Fahrzeugs in der Hand … und was soll ich sagen? Einerseits hatten wir noch nie ein Fahrzeug das nach dem Kauf so schnell massive Probleme verursacht hat. Und andererseits hatten wir auch noch nie ein Fahrzeug bei dem so viele Schrauben, Abdeckungen und was weiß ich was gefehlt haben.
Kaputte Dichtungen, die einfach wieder eingesetzt und mit Dichtmasse zugeschmiert wurden. Abgedrehte Schrauben, die man einfach drin gelassen hat, soll sich doch der nächste Mechaniker damit abmühen, diese wieder zu entfernen.
Eine Servopumpe die kaputt geht, weil man einfach eine Schraube weggelassen hat und diese dadurch falsch belastet wurde und dann irgendwann nachgegeben hat.
Am Ende ist es ähnlich wie bei unserem Hauber damals, egal was wir anfassen und nur mal “schnell” beheben wollen … es wird immer etwas Größeres draus, aber nicht weil das Fahrzeug von Grund auf so schlecht ist, sondern weil Mechaniker alles andere als sorgfältig gearbeitet haben.
Ihr dürft genau wie wir gespannt sein, was noch so kommt.