Einen Oldtimer LKW hatten wir bei der Suche nach unserem Wohnmobil überhaupt nicht auf dem Schirm. Wir dachten anfangs eher an ein konventionelles Fahrzeug. Was dann zu der Entscheidung für einen Kurzhauber geführt hat, erfährst du hier.
Kriterien für unser Wohnmobil
Bei der Suche nach unserem Wohnmobil haben wir uns erstmal hingesetzt und überlegt, was unser neues Zuhause für uns unbedingt haben muss und worauf wir nicht verzichten wollen.
- eine seperate Dusche
Dies war für uns wichtig, um nicht bei jedem duschen das ganze Bad unter Wasser zu setzen. Da wir gerne hauptsächlich frei stehen wollen und nicht auf Campingplätzen ist eine Dusche für uns einfach unverzichtbar.
- ein Festbett
Wir haben uns viele Alkoven-Modelle angesehen und für uns ziemlich schnell entschieden, dass das ständige Krabbeln und Klettern in den Alkoven einem sicher irgendwann mal auf die Nerven geht, weshalb es für uns unbedingt ein Festbett sein sollte.
- Türen im Fahrerhaus
Viele Wohnmobile haben keine separaten Türen im Fahrerhaus, sondern man kann nur über die Tür im Aufbau ein- und aussteigen. Gerade wenn man tanken muss oder man einfach nur mal kurz irgendwo stehen bleibt, um mit dem Hund spazieren zu gehen, war das für uns ein echter Nachteil, weshalb Türen im Fahrerhaus zum “Must Have” wurden.
- Minimalismus
Wir wollten kein Wohnmobil das von außen danach aussieht, als hätte man Unmengen an Geld dabei oder zumindest mal jede Menge Geld dafür ausgegeben. Wir wollen nicht allein durch die Optik unseres neuen Heims den Eindruck erwecken, als gebe es bei uns was zu holen. Außerdem waren viele Wohnmobile mit furchtbar viel Dingen, wie Glasvitrinen o.ä., ausgestattet, die wir einfach nicht benötigen. Wir wollen weg von unnötigem “Bling Bling” und das sollte auch bei der Entscheidung, die letztendlich ein Oldtimer LKW wurden, ein Kriterium sein.
- Platz
Die normalen Wohnmobile die wir uns angesehen haben, die innen spartanischer ausgestattet waren hatten fast allesamt ein Problem … der Durchgang bzw. der Platz selbst. Da auch unsere Emily einen Platz braucht hatten wir oft das Problem, dass der Mittelteil so schmal war, dass man zwar ohne Hund gut durchgehen hätte können, doch außer direkt an der Tür für Emily kein Plätzchen zu finden war.
- Geländegängigkeit
Der für uns fast wichtigste Punkt, der dann letztendlich auch zu unserer Entscheidung maßgeblich beigetragen hat, ist die Geländegängigkeit des Fahrzeugs. Wir wollen ja kaum Camping- oder Stellplätze anfahren, sondern da stehen bleiben wo es uns gefällt. Dies ist oftmals abseits von befestigten Straßen, wo ein hinkommen mit einem normalen Wohnmobil wegen fehlender Bodenfreiheit nahezu unmöglich ist.
- keine Elektronik
Ein ganz wichtiges Entscheidungskriterium für uns ist, dass es keine große Elektronik geben darf. Wir wollen alles selber reparieren können und nicht erst eine Werkstatt anfahren müssen, die uns dann die Fehler ausliest und wir somit keinerlei Möglichkeit haben, uns selbst zu helfen.
Liebe auf den ersten Blick
Bei unseren langen Recherchen im Internet zu sog. Expeditionsmobilen sind wir auf Fans von alten Mercedes gestoßen. Leute, die alte 7,5 Tonner kaufen, diese innen ausbauen, um dann darin zu leben oder damit unterwegs zu sein. Ganz am Anfang fanden wir das fast ein wenig befremdlich. Doch je länger wir uns mit dieser Art von Fahrzeug auseinander gesetzt haben, desto mehr wuchs die Neugier. Keiner von uns hat je inen Oldtimer LKW gefahren. Ich für meinen Teil habe sowas auch noch nie live gesehen. Stefan kennt diese Fahrzeuge noch aus seiner Kindheit, weshalb es für ihn nicht so befremdlich war, wie für mich. Also wurde alles mögliche an Informationen gesammelt und in uns wuchs die Entscheidung, dass wir uns so einen unbedingt mal ansehen wollten.
Zu unserem großen Glück stand genau so ein Oldtimer LKW, eine knappe Fahrstunde entfernt, zum Verkauf. Wir entschieden uns dann also uns dieses Gefährt einmal anzusehen, um festzustellen, ob das was für uns ist.
Besichtigungstermin
Gesagt, getan. Wir haben einen Termin vereinbart und uns an einem Samstag mit dem Besitzer der Werkstatt getroffen, bei dem der “alte Herr” stand. Von weitem sahen wir ihn schon stehen und je näher wir kamen, desto mehr fingen wir beide an zu grinsen. Als wir aus unserem Auto ausgestiegen sind waren wir erstmal extrem beeindruckt. Was für ein riesiger LKW. Man fühlte sich sofort 50 Jahre zurück versetzt und es kam ein Gefühl in einem hoch, was man bei keinem der anderen besichtigten Wohnmobile hatte. Eine Mischung aus vorsichtiger Begeisterung und extremen beeindruckt sein.
Genau das gleiche Gefühl überkam auch meine Schwester und meinem Schwager, die uns bei der Besichtigung des Mercedes begleitet haben. Als dann Alex von der Werkstatt kam waren wir sehr neugierig was er uns wohl über diesen Oldtimer zu erzählen hat. Er hat uns sehr ehrlich über die Arbeiten, die noch zu machen sind, aufgeklärt und auch welche Vor- und Nachteile so ein Wohnmobil mit sich bringt. Alles in allem dauerte allein diese Aufklärung knapp 2 Stunden, bis wir endlich mal einsteigen und losfahren konnten. Nachdem ich nur die Führerscheinklasse B habe, darf ich den 7,49 Tonnen leider nicht bewegen. Also bleibt das Fahren bei Stefan hängen.
Die Probefahrt mit dem Kurzhauber
Also stiegen wir ins Fahrerhaus ein und mussten erstmal beide lachen. Ein Fahrzeug aus einer anderen Zeit, zu der wir beide noch nicht auf dieser Welt weilten. Und doch fühlten wir uns gleich wohl. Die erste Runde war jedoch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Es bedarf ein bisschen Eingewöhnung, um sich mit so einem Riesen mit dieser alten Technik vertraut zu machen. Nachdem wir dann mitgeteilt bekamen, dass der erste Gang nicht zum Anfahren gedacht ist, sondern man im zweiten Gang los fährt ging das Ganze schon runder. Wir fuhren auf die Autobahn und es fing an im Bauch zu kribbeln. Was für ein geiles Gefühl. Wir reden immer von Entschleunigung und genau das ist es, wie man sich in diesem Fahrzeug fühlt … entschleunigt.
Wir nehmen den Oldtimer
Wir haben an diesem Abend noch keine Entscheidung getroffen, sondern fuhren mit diesem Gefühl nach Hause. Wir haben bis tief in die Nacht über unsere Eindrücke gesprochen und versucht das Erlebte zu verarbeiten. Eine Nacht geschlafen war das Gefühl am nächsten Tag immer noch da und wir überlegten schon, wie wir das Innen verändern wollten und was noch gemacht werden müsste. Es ist natürlich nicht so, wie ein normales Wohnmobil, das man kauft und dann nur noch ganz minimal auf die eigenen Bedürfnisse zuschneidet.
Die schnelle Entscheidung
Nach ein paar Tagen war die Entscheidung dann gefallen. Wir sind beide verliebt und das sollte unser “Fanti” werden. Mit dem angegebenen Preis waren wir noch nicht so ganz einverstanden, in Anbetracht der Tatsache, was noch gemacht werden musste. Somit waren die nächsten 2 Wochen dann Wochen, in denen wir feststellen mussten, dass Geduld nicht gerade eines unserer Stärken ist. Wir haben mit dem Besitzer verhandelt und uns schließlich auf einen Preis einigen können, der für beide Parteien zufriedenstellend war. Alex, von der Werkstatt, bot uns dann noch an vorne eine neue Sitzbank einzubauen, da die aktuell eingebaute nicht mehr zu gebrauchen war. Also hieß es für uns wieder warten, bevor wir unser Wohnmobil dann endlich abholen konnten.
Unser Wohnmobil ist endlich da
Und da steht er nun, unser Oldtimer LKW, auch Kurzhauber oder Rundhauber genannt, aus dem Jahr 1966. Er hat keine Servolenkung, aber ganz einfache und bewährte Technik. Somit kann man alles selber reparieren, da es kaum Elektrik gibt.
So nun heißt es ranklotzen … es ist noch einiges am Kurzhauber zu machen, was wir aber gerne tun. Was gibt es schöneres als sich sein Wohnmobil genau so herzurichten, wie man es sich vorgestellt hat und es somit zu einem ganz persönlichen, einzigartigen Projekt wird.
Technische Daten
Gewicht: 7,49 t
Leistung: 130 PS, 6 Zylinder
Hubraum: 5,7 l
Höhe: 3,25 m
Länge: 7,12 m
Breite: 2,40 m
zuschaltbarer Allrad mit Untersetzung
Wassertank: 150 l
Dieseltank: 200 l
Solaranlage: 300 WP
Bordbatterie: 240 Ah AGM-Batterie
UPDATE
Nachdem wir unseren Oldtimer LKW bekommen haben durfte er in eine Halle einziehen. Dort haben wir ein halbes Jahr lang fast jeden Tag an ihm geschraubt und ihn aufgehübscht. Du willst wissen, wie er nun nach der Restauration aussieht? Dann empfehlen wir dir den Beitrag über unseren Mercedes 911 nach der Restaurierung.