Fahrräder mit Elektroantrieb erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auch in unserem Umfeld hängen viele ihr altes Fahrrad an den Nagel und steigen auf ein Pedelec um. Hierbei stellt sich natürlich die Frage, ob man den Akku des E-Bikes im Wohnmobil laden kann und wenn ja wie? Wir zeigen dir, was du dafür brauchst, und wir probieren das Ganze für dich aus. Nur so können wir wissen, ob das ohne Probleme klappt. Als Testobjekt nutzen wir ein neuwertiges Marken-E-Bike, welches mit einem Antrieb von Bosch ausgestattet ist.
Wie kann ich den E-Bike-Akku im Wohnmobil laden, wenn ich reise?
Gerade wer mit dem Camper unterwegs ist, hat oft ein Fahrrad dabei. In der heutigen Zeit ist es dann vermutlich ein E-Bike. Doch was hilft mir ein Fahrrad mit Antrieb, wenn ich den Akku nirgendwo aufladen kann? Zum Glück haben wir in unserem Camper zwei verschiedene Möglichkeiten, um den E-Bike-Akku aufzuladen.
Ladung über Landstrom am Camping- oder Stellplatz
Solange wir auf einem Camping- oder Stellplatz am Landstrom angeschlossen sind, brauchen wir uns über die Ladung des Pedelec-Akkus keine größeren Gedanken machen.
Das Ladegerät unseres Testfahrrads genehmigt sich lt. Hersteller maximal 1,5 Ampere bei 230 Volt. Das entspricht einer Leistung von ca. 350 Watt.
Auch schwächer abgesicherte Stromnetze auf Campingplätzen sollten diese Leistung ohne Probleme liefern können, selbst wenn man zwei Akkus gleichzeitig aufladen möchte. Ein zusätzliches Gerät wird in diesem Fall nicht benötigt.
E-bike Akku mit Spannungswandler aufladen
Soll die Batterie unseres E-Bikes über die Wohnmobil-Batterie und einen Wechselrichter geladen werden, sieht das Ganze etwas anders aus. Zunächst benötigt man einen passenden Spannungswandler.
Dazu kommt noch, dass die Kapazität von einem E-Bike-Akku sehr viel höher liegt, als wir es von unserem Notebook, Handy oder Tablet kennen. Da sind wir von der Größenordnung schon fast bei einer kleinen Aufbaubatterie, wie wir sie bei uns im Wohnmobil verbaut haben. Dementsprechend nagen die meisten Ladegeräte ordentlich an unseren Batterie-Reserven, zumindest, wenn wir einen komplett leeren Akku wieder auf 100 % bekommen wollen.
Welchen Wechselrichter brauche ich dafür?
Zum Laden der E-Bike-Akkus wird ein Wechselrichter mit “echter Sinuswelle” benötigt. Nur so kann ein problemloses Laden gewährleistet werden. Gerade die Standard-Ladegeräte von Bosch neigen selbst an einer Haushaltssteckdose zu einer starken Wärmeentwicklung. Wird das Ladegerät jetzt noch an einem Wechselrichter mit modifizierter Sinuswelle betrieben, kann dies zu einer zusätzlichen Wärmeentwicklung führen.
Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Hitzestau und einer Beschädigung von AkkuPack und Ladegerät. Deshalb kann ich nur raten, sich einen vernünftigen Marken-Spannungswandler mit einer “reinen Sinuswelle” zu kaufen. Bekannte Marken sind hier z. B. Victron Energy, Votronic oder die Sinus Wechselrichter von FraRon.
Die Leistung richtet sich nach der Nennleistung des benutzten Ladegeräts. Für die gängigen Bosch-Charger sind folgende Leistungen ausreichend. Wird zeitgleich mehr als ein Ladegerät benutzt, z. B. wenn zwei E-Bike-Akkus zeitgleich geladen werden sollen, verdoppelt sich die jeweils benötigte Leistung.
Leider fehlt bei den meisten Ladegeräten die tatsächliche Leistungsaufnahme in Watt, was gerade im Bereich Wechselstrom und Netzladegeräten zu Ungenauigkeiten führt. So ist bei den Bosch-Chargern lediglich die Stromstärke in Ampere angegeben. Die klassische Leistungsformel aus dem Gleichstrombereich (P=U*I) ist leider nicht direkt anwendbar, da die Leistungsberechnung bei Wechselstrom noch den Wirkleistungsfaktor benötigt. Deshalb gehen die Leistungsangaben in Watt vom idealen Faktor “1” aus.
Für andere Ladegeräte ist die Nennleistung ausschlaggebend. Diese sollte auf allen gängigen Ladegeräten vermerkt sein.
Bezeichnung (Bosch) | max. Leistungsaufnahme (230V) | min. Leistung Wechselrichter |
---|---|---|
Compact-Charger | 1,6 A / 176 – 368 (VA) W | 400 W |
Standard-Charger | 1,5 A / 345 (VA) W | 400 W |
Fast-Charger | 2,15 A / 495 (VA) W | 550 W |
Wie viel Batterie-Kapazität ist dafür nötig?
Gängige E-Bike-Akkus haben, je nach Hersteller, Kapazitäten zwischen 300 – 1250 Wh. Genauere Infos findet man entweder direkt auf dem Akku oder in der Bedienungsanleitung.
Damit du dir ein besseres Bild machen kannst, wie viel Batterie-Kapazität zum Laden eines E-bike-Akkus im Wohnmobil nötig ist, habe ich in der folgenden Tabelle die gängigen PowerPacks, PowerTubes und DualBatteries von Bosch in Ah bei 12 Volt umgerechnet:
Kapazität in Wh | Kapazität in Ah (12V) |
---|---|
300 Wh | 25 Ah |
400 Wh | 33 Ah |
500 Wh | 42 Ah |
625 Wh | 52 Ah |
1250 Wh | 104 Ah |
Wie man z. B. am 500 Wh PowerPack sehen kann, liegt dieser bei 42 Ah. Dies entspricht also grob der nutzbaren Energie einer gängigen 100 Ah Aufbaubatterie. Eins zu eins kann man diesen Wert aber nicht verwenden, da die Ladegeräte und auch der Wechselrichter eine gewisse Verlustleistung verursachen.
Test im Wohnmobil: E-Bike Akku laden
(500 Wh + Standard-Charger)
Ich hatte dank der Anschaffung meines Schwiegervaters die Gelegenheit ein 500-Wh-AkkuPack mit dem Standard-Charger von Bosch testen zu können. Was mir vor dem Test bereits auffiel, war die sehr starke Wärmeentwicklung des Ladegeräts, selbst wenn es an einer normalen Haushaltssteckdose über Landstrom benutzt wird. Dies spricht für einen schlechten Wirkungsgrad des Ladegeräts, was sich dann auch bei der Test-Ladung gezeigt hat. Doch dazu gleich mehr.
Die Eckdaten unseres E-Bikes im Test:
- Marke:
Corratec XVERT - Akku:
Bosch PowerPack 500 - Motor:
Bosch Performance Line CX - Ladegerät:
Bosch eBike Battery Charger 36-4/230 (Standard-Charger)
Lt. Hersteller beträgt die Zeit zur Vollladung mit dem Standard-Ladegerät ca. 4,5 Stunden, um die leere Fahrradbatterie wieder auf 100 % zu bekommen. Der Ladestrom beträgt maximal 4 A bei 36 V. Dies entspricht einer Leistung von 144 Watt. Wieder auf 12 V herunter gebrochen werden rein rechnerisch also 12 A pro Stunde benötigt. Bei 4,5 Stunden sind also in etwa 54 Ah für eine Ladung von 0 auf 100 % nötig. Soweit zur Theorie, jetzt zur Praxis.
Das Ergebnis unseres Tests
Nach Anschalten des Wechselrichters zeigt unser Batteriemonitor eine abgehende Leistung von 212 Watt an. Rechnet man diesen Wert auf 4,5 Stunden um, benötigt das Ladegerät in etwa 80 Ah (954 Wh) aus unserer Aufbaubatterie, um in den E-Bike-Akku 42 Ah zu bekommen. Es sieht also tatsächlich so aus, dass der Standard-Charger zusammen mit dem Wechselrichter knapp 68 Watt Verlustleistung hat, die in Form von Wärme verpufft.
An der heimischen Steckdose merkt man davon natürlich nicht viel, im Wohnmobil sind 68 Watt, bzw. 6 A aber durchaus eine Hausnummer, die man nicht einfach unter den Teppich kehren kann. Diese Verlustleistung wird nämlich ebenfalls aus unserer Wohnmobil-Batterie entnommen, obwohl davon nichts in unserem E-Bike-Akku landet.
Tipps & Hinweise für das Laden des E-Bikes im Wohnmobil
Hier haben wir nun noch ein paar Tipps und Hinweise zum Laden des E-Bikes im Wohnmobil. In den seltensten Fällen fahren wir den Akku unseres Pedelecs komplett auf null, weshalb wir eigentlich nie die volle Kapazität aufladen müssen. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass im Extremfall ordentlich Batteriekapazität nötig ist.
Da die meisten aber auch eine Solaranlage verbaut haben und die Wohnmobil-Versorgungsbatterien während der Fahrt geladen werden, kann die Akku-Kapazität entsprechend verringert werden. Ich denke mit einer 120 – 150 Ah AGM-Batterie kann man schon ganz gut arbeiten, wenn man folgende Regeln beachtet:
- E-Bike Akkus während der Fahrt laden
Die meisten Lichtmaschinen liefern genügend Strom, um die Aufbaubatterie zu laden und zeitgleich auch den E-Bike-Akku mit Ladestrom zu versorgen. Bei Euro 6 Fahrzeugen ist dazu meist ein B2B-Ladebooster nötig. - Solarstrom nutzen
Gerade im Sommer liefern auch kleinere Anlagen meist genügend Solarenergie, um die Aufbaubatterie zu unterstützen und die Batterie des Pedelecs zu laden. Mithilfe unseres Solarrechners kannst du die ungefähre Leistung deiner Anlage berechnen oder dir eine passende zusammenstellen. - Ladezustand und Restkapazität im Auge behalten
Ein Batteriemonitor oder zumindest eine Spannungsanzeige kann hier sehr hilfreich sein und ist in meinen Augen ein Muss. So siehst du, wie viel Restkapazität noch in der Wohnmobil-Batterie vorhanden ist und kannst das Laden entsprechend abbrechen, wenn es knapp wird.
Tiefentladung ist für Bleibatterien immer ein Problem und sollte unbedingt vermieden werden. - Nur Wechselrichter mit einer reinen Sinuswelle verwenden
Hier sollte man auf keinen Fall am falschen Ende sparen und seinen Akku oder sogar einen Brand riskieren. Lithium-Batterien mögen keine Überhitzung und könnten im schlimmsten Fall in Rauch aufgehen, wenn sie an einem minderwertigen Wechselrichter betrieben werden. Weitere Infos zum Thema Wechselrichter findest du in unserem Blogbeitrag.
Gibt es 12-Volt Ladegeräte für E-Bikes?
Aktuell bietet Bosch keine 12-Volt-Ladegeräte mehr an. Diese wurden schon vor Jahren aus dem Programm genommen. Der Grund hierfür ist mir nicht bekannt. Ich bin allerdings per Zufall auf einen deutschen Anbieter gestoßen, der scheinbar 12-V-Ladegeräte für verschiedenste E-Bikes im Programm hat. Über die Qualität und den Hersteller kann ich leider nichts sagen. Mit 2A Ladestrom wird das 12-V-Ladegerät für einen 500-Wh-Akku aber auch gut neun Stunden Ladezeit benötigen. Der Preis des Geräts liegt in etwa gleichauf mit einem passenden Wechselrichter. Diesen kann man aber auch zur Nutzung weiterer 230-Volt-Verbraucher nutzen, was meiner Meinung nach ein großer Vorteil ist.
Wie du siehst, ist es kein Problem, das E-Bike im Wohnmobil zu laden. Allerdings solltest du, wenn du nicht an Landstrom hängst, deine Batterien im Auge behalten, sonst ist am Ende nur noch der E-Bike-Akku voll.
Beitrag erstellt: 19.01.2020
4 Kommentare für “E-Bike-Akku im Wohnmobil laden: So klappt es ohne Probleme”
Stefan
Hallo Gil,
das kommt auf die Kapazität der Powerstation an. Die 400W sollten zum Betrieb des Ladegeräts genügen.
Viele Grüße
Stefan
Gil steinbach
Hallo
Ich habe mir überlegt eine Powerstation mit ca 400w zu kaufen mit echter Sinuswelle und AC, die während dem Laden im Fahrenden Camper geladen wird, gleichzeitig aber auch Strom abgeben kann. An die AC Steckdose der Powerstation (Beaude) hänge ich dann mein standard Ladegerät von Bosch um meinen 500w Bosch Akku zu laden. Da der Akku nie gänzlich leer ist, müsste der Ladevorgang über diese Kombination doch eigentlich klappen?!
LG
Ole Usslepp
Hallo Stefan,
Danke für die vielen hilfreichen Informationen rund um das laden von E Bike im WoMo die du auch noch relativ leicht verständlich formulierst hast.
Dazu beitragen möchte ich gerne meine Erfahrungen rund um das Ladegerät PowerButler das du unter den Verweis: Hersteller verlinkt hast.
Ich habe zwei PowerButler seit dem letzten Jahr im Gebrauch und kann diesen aufgrund des sehr geringen Verlust von nur ca. 5% der Ladeenergie empfehlen.
Auf meinen WoMo habe ich 2 mal 160 Watt Büttner Solar Black Line und als Boardbatterie 2 mal 95 AH Gel Batterien. Es ist richtig was du schreibst, meistens sind die E Bike Akkus nicht komplett leer und beide Akku‘s habe ich mit den PowerButler in ca. 3-5 Stunden über Solar locker geladen. Wenn ich nur einen Akku anschließe kommt sogar bei viel Sonne am Batterie Computer abgelesen
mehr Energie rein als raus geht. Ich kann das Ladegerät wärmstens empfehlen.
Kurt Wrona
Hallo Campofanten!
Zum laden der E-Bike Akkus im Womo mein Tip, den ich seit 5 Jahren nutze.
Wirkunsgrade der Ladegeräte multiplizieren sich. Wechselrichter 90%,Laderät 90%, macht 81% zusammen.
Also ca. 20% Wärmeverlust.
Besser aus 12V z.B.42V machen zum Laden.
Ca. 10% Verlust. Ich habe mir vom Chinamann einen step up Wandler mit 1200W Leistung bestellt und lade damit seit 5Jahren unsere beiden 400Wh Akkus
Parallel auf. Der wird mal gerade Handwarm und kostet ca. 15€.
Kuddl5