Wer mit dem Camper in Österreich Autobahn oder Schnellstraße fahren möchte, der muss je nach Gewicht eine Vignette oder eine Mautbox kaufen. Doch wo bekommt man sie und wie läuft das mit der Go-Box für Wohnmobile über 3,5 Tonnen genau ab? Profitiere von unseren Erfahrungen und lass dir erzählen, was du über die Maut in Österreich wissen musst.
Maut in Österreich – Regelung nach zulässigem Gesamtgewicht (zGG)
In Österreich fallen für die Nutzung von Autobahn, Schnellstraße und einigen Straßenabschnitten Maut an. Diese ist nach Fahrzeuggewicht geregelt und so gelten für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht andere Vorschriften, als für jene unter 3,5 Tonnen.
Ganz einfach kannst du dir Folgendes merken:
Wohnmobil unter 3,5 Tonnen: Vignette
Wohnmobil über 3,5 Tonnen: Go-Box
Wer auf österreichischen Schnellstraßen oder Autobahnen als Mautpreller entlarvt wird, der muss mit hohen Bußgeldern rechnen.
Info
Zulässiges Gesamtgewicht = Leergewicht + maximal erlaubte Zuladung.
Du findest die Angabe auch in deiner Zulassungsbescheinigung (Fahrzeugschein) unter F.1, F.2 (zG) sowie G (Leergewicht)
Vignette für Wohnmobile unter 3,5 Tonnen zGG
Die Vignette, auch Pickerl genannt, ist ein Aufkleber, welcher an die Frontscheibe geklebt wird. Dieses System ist ziemlich einfach und so ist es gerade für Womos, die weniger als 3,5 Tonnen wiegen ein Leichtes, sich diese zu besorgen.
Kaufen kannst du die Vignette meist an grenznahen Tankstellen und Raststationen, sowie bei den Automobilclubs. Direkt beim Anbieter findest du eine Liste mit den Vertriebsstellen in deiner Nähe.
Tipp:
Bereits an den letzten Novembertagen kann man die Vignette fürs Folgejahr erwerben.
Außerdem gibt es mittlerweile die Möglichkeit die Vignette online direkt im Asfinag Webshop zu kaufen. Doch hier gibt es etwas Wichtiges zu beachten:
Wenn du die Vignette online kaufst, dann ist sie aufgrund der 18-Tage-Konsumentenschutzfrist frühestens am 18. Tag nach Kauf gültig, außer du kaufst sie gewerblich.
Was kostet die österreichische Vignette?
Wer die Vignette online kauft, der bezahlt genauso viel wie der, der sie an der Tankstelle erwirbt. Allerdings hat man beim Online-Kauf keine Rennerei beim Grenzübertritt, muss jedoch frühzeitiger planen.
Doch was kostet die Vignette für Wohnmobile unter 3,5 t aktuell eigentlich? (Stand 02.03.2020)
Gültigkeitsdauer | Preise |
10 Tage | 9,40 € |
2 Monate | 27,40 € |
1 Jahr | 91,10 € |
Auch die Streckenmaut kannst du vorab kaufen und bezahlen.
Wie viele Vignetten darf ich maximal auf der Windschutzscheibe haben?
Da man immer wieder davon hört, dass lediglich eine Vignette auf der Windschutzscheibe erlaubt wäre, möchten wir hierzu noch einen kleinen Hinweis geben.
Die Asfinag empfiehlt nicht mehr als zwei Vignetten auf der Scheibe zu haben. Das ist allerdings eine Empfehlung und keine Vorschrift. Wenn die Sicht nicht beeinträchtigt wird, dann kannst du theoretisch so viele österreichische Pickerl auf der Scheibe haben, wie du willst. Allerdings lassen sie sich leichter entfernen, je kürzer sie auf der Scheibe angebracht sind.
Go-Box für Wohnmobile über 3,5 Tonnen zGG
Reisemobile, Lkws und Wohnmobile über 3,5 Tonnen kommen um den Kauf einer Go-Box nicht drumrum. Das Prozedere ist ein wenig umständlicher als das bei der Vignette, aber auch nicht übermäßig kompliziert. Da wir selber vor Kurzem eine Go-Box für unseren Lkw mit 7,49 t zGG gekauft haben, erklären wir dir kurz, wie das funktioniert.
Wo kann man die Go-Box kaufen und was brauche ich dafür?
Die Go-Box gibt es an den meisten Tank- und Raststellen in Österreich, aber auch an ein paar wenigen Raststationen in Deutschland kann man die kleine Box käuflich erwerben. Am besten nutzt du dafür die bereits verlinkten Vertriebsstellen. Dort kannst du einstellen, dass du die Go-Box erwerben willst und das Tool zeigt dir an, wo es sie zu kaufen gibt.
Bitte nimm für den Kauf folgende Unterlagen mit:
- Fahrzeugschein,
- Ausweis,
- Kreditkarte oder Bargeld.
Die Go-Box funktioniert mit zwei verschiedenen Bezahlsystemen. Wie sie funktionieren und worauf du achten solltest, erfährst du nun:
Prepaid-System
Wer sich für die Prepaid-Variante entscheidet, der lädt an der Verkaufsstelle mindestens 75 Euro auf die Go-Box, bezahlt diese direkt vor Ort und bekommt dann die Mautkosten vom eben bezahlten Guthaben auf der Box abgezogen.
Info: Es ist nicht möglich sich Restguthaben auszahlen zu lassen. Das Guthaben ist ab Aufladung für zwei Jahre gültig. Was nicht genutzt wurde, verfällt anschließend. Eine Mindestaufladung von 75 Euro ist allerdings Pflicht, weniger ist nicht möglich.
Abbuchung von Kreditkarte
Die zweite Möglichkeit ist die Kreditkarte zu hinterlegen. Dort wird der gebrauchte Betrag dann immer direkt abgebucht. Der große Vorteil liegt auf der Hand, man hat kein Guthaben auf der Go-Box, das man am Ende dann vielleicht gar nicht braucht.
Info: Wir wollten dieses System beim Kauf nutzen, allerdings haben unsere Kreditkarten nicht funktioniert. Drei Karten von verschiedenen Anbietern und keine einzige wurde vom System genommen. Also blieb uns nur die Möglichkeit Guthaben auf die Karte zu laden. Ärgerlich, denn bei Überprüfung der Karten funktionierten diese im Supermarkt einwandfrei.
Kontrolliere nach dem Kauf der Go-Box unbedingt, ob all deine Daten korrekt eingetragen wurden.
Die Go-Box funktioniert vom Prinzip her wie das Via-Toll-System in Polen. Man bekommt ein kleines Kästchen, welches man sich direkt an die Frontscheibe klebt. Mithilfe von Mikrowellentechnik kommuniziert die Box mit den Mautportalen. So wird bei jeder Mautstelle automatisch ein gewisser Betrag von deinem Guthaben oder der Kreditkarte abgebucht.
Kosten für die Go-Box
Da wir alle unterschiedliche Wohnmobile fahren, hängen natürlich auch die Go-Box Kosten von verschiedenen Faktoren ab. Diese wären:
- Anzahl der Achsen,
- Euro-Emissionsklasse des Fahrzeugs,
- zurückgelegte Kilometer.
Für die Box selber bezahlst du ein Bearbeitungsentgelt i. H. v. 5,00 Euro inkl. MwSt. Dazu kommt dann noch der Betrag zum Aufladen. Als Minimum sind 75 Euro festgelegt, als Maximum 500 Euro. Du solltest darauf achten, dass du schon im Vorhinein grob kalkulierst, wie viel du für die Strecke, die vor dir liegt, in etwa benötigen wirst.
Alles in allem haben wir für unsere Go-Box 80,00 Euro bezahlt.
Bei der Asfinag findest du übrigens die genauen Tarife für die Go-Box, damit kannst du die Kosten für deine Strecke kalkulieren.
Funktion der Go-Box überprüfen
Noch bevor du die Box montierst, solltest du überprüfen, ob sie richtig funktioniert. Dafür drückst du die Bedientaste (1) kürzer als zwei Sekunden. Nun blinken die Leuchtanzeigen.
Je nachdem, was nun blinkt, kannst du ablesen, ob alles ordnungsgemäß funktioniert:
S blinkt | 2, 3 oder 4 blinken | Ergebnis |
1x grün | 1x grün | Alles in Ordnung |
2x rot | 2x grün | Warnung |
4x rot | blinkt nicht | Nicht ok |
blinkt nicht | blinkt nicht | Nicht ok |
Das solltest du übrigens immer kontrollieren, bevor du losfährst. Denn du bist in der Verantwortung, auch wenn technisch etwas nicht funktioniert.
Go-Box an der Scheibe montieren, so geht’s
Es ist genau festgelegt, wie die Box an der Windschutzscheibe anzubringen ist.
Vorgehensweise | Tipps für die Montage |
Aufkleber an Box anbringen | Packe die kleine Box aus und bringe den Aufkleber auf der Rückseite an. |
Windschutzscheibe reinigen | Reinige die Stelle an der Windschutzscheibe, wo die Go-Box angebracht wird, am besten mit Fensterputzmittel o. Ä. |
Go-Box an richtiger Stelle anbringen | Das ist die richtige Stelle für die Montage:
|
Durch Lösen des Klebestreifens kannst du die Box dann ganz einfach abnehmen und wieder anbringen.
Signaltöne der Box während der Fahrt
Die Signaltöne an den Mautstellen zeigen genau an, ob die Box ordnungsgemäß funktioniert.
- 1 x piepen: Alles in Ordnung, Maut wurde bezahlt
- 2 x piepen: Bezahlung ok, aber Guthaben geht zu Ende oder Daten müssen geändert werden. Fahre die nächste Vertriebsstelle an.
- 4 x piepen: Bezahlung nicht erfolgt, fahre zur nächsten Go-Box Vertriebsstelle.
- Kein Piepton: Keine Bezahlung, melde dich telefonisch bei der Asfinag oder fahre die nächste Verkaufsstelle an.
Ohne Maut durch Österreich, geht das?
Natürlich kann man auch ohne Go-Box und Maut durch Österreich fahren, allerdings solltest du beachten, dass es nicht nur mautpflichtige Autobahnen gibt, sondern auch so manche Schnellstraße. Außerdem gibt es dann noch Streckenmautabschnitte, wo du direkt an der Mautstelle bezahlst.
Schau dir vor der Planung deiner Route das Streckennetz der mautpflichtigen Straßen in Österreich an.
Am besten gibst du in dein Navigationssystem ein, dass du Mautstrecken meiden möchtest. Allerdings solltest du darauf achten, dass manche Wege für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt sind.
Diese Strecken sind jetzt mautfrei für alle unter 3,49 t
Seit 15. Dezember 2019 gibt es ein paar Mautstrecken, die nun nachträglich von der Abgabe befreit wurden. Das betrifft vor allen Dingen kurze Verbindungsstücke. Damit du weißt, wo du nun ohne Maut zu zahlen fahren kannst, möchten wir dir die neuen mautfreien Strecken in Österreich noch kurz auflisten:
- A1 – Walserberg bis Salzburg Nord
- A7 – Mühlkreisautobahn bis neue Donaubrücke Linz (im Bau)
- A12 – Kiefersfelden bis Kufstein Süd
- A14 – Hörbranz bis Hohenems
- A26 – Linzer Westring
Unsere persönlichen Erfahrungen
Wir haben vor Kurzem auf dem Weg in die Schweiz für die A14 zwischen Hörbranz und Hohenems noch Maut in Österreich bezahlen dürfen. Da unser Wohnmobil mehr als 3,5 Tonnen wiegt, brauchten wir die Go-Box. Geärgert hat uns bei der Abwicklung, dass unsere Kreditkarten nicht akzeptiert wurden und wir für ein paar wenige Kilometer nun 75 Euro auf die Go-Box aufladen mussten. Aber ansonsten hat das System ganz einfach funktioniert und wir kamen auch gut damit zurecht.
Quellenangaben: https://www.asfinag.at/