Der Herbst zieht ins Land und für viele neigt sich die Sommersaison dem Ende. Jetzt beginnt die beste Zeit, um sich nach einem gebrauchten Wohnmobil umzusehen. Vermietete Wohnmobile kommen zurück zum Händler und werden anschließend verkauft. Aber auch so mancher Camper trennt sich von seinem Wohnmobil. Entweder, weil für die nächste Saison ein Neues bestellt wurde oder man den Spaß am eigenen Wohnmobil verloren hat. Soll man ein gebrauchtes Wohnmobil eigentlich beim Händler oder privat kaufen? Was sollte ich alles überprüfen, ohne hinterher das Nachsehen zu haben?
Gebrauchtes Wohnmobil kaufen
Der Kauf eines gebrauchten Wohnmobils ist meist keine kleine Investition. Gerade als Neuling ist man gut beraten, ein paar Tage im Wohnmobil zu verbringen, um zu prüfen, ob diese Art des Urlaubs eigentlich das Richtige für einen ist. Außerdem sollte man sich vor dem Kauf Gedanken über die eigenen Bedürfnisse machen. Noch besser wäre es mit dem Traumfahrzeug einen kleine Reise zu unternehmen und so zu testen, was man braucht. Dann stellt sich noch die Frage zu den verschiedenen Wohnmobilaufbauten, welche sich aber meist nach Klärung des Platzbedarfs ergeben.
Welches Budget steht zur Verfügung? |
Wie viele Erwachsene und Kinder sollen Platz finden? |
Kommen Haustiere mit? |
Möchte ich getrennte Betten, ein Doppelbett oder Stockbetten? |
Braucht man eine Dusche? |
Soll eine Rundsitzgruppe vorhanden sein? |
Stehe ich üblicherweise auf Campingplätzen, Stellplätzen oder lieber frei? |
Wo findet man gebrauchte Wohnmobile?
Der erste Weg wird meist das Internet sein. In den bekannten Onlinebörsen finden sich jede Menge gebrauchte und neue Wohnmobile von Privat oder Händlern. Mit unserer ersten Checkliste können wir so schon einige Fahrzeuge ausgrenzen. Natürlich ist wie bei allen Onlineangeboten eine kritische Sicht nötig.
Nicht nur Papier ist geduldig, sondern auch Bilder. Oft wird geschönt und vor Ort sieht alles irgendwie anders aus.
Vorsicht vor Angeboten, welche einfach zu verlockend aussehen. Niemand hat etwas zu verschenken und irgendwo steckt mit Sicherheit ein Haken. Gerade wenn vom Verkäufer vorab Geld verlangt wird, sollte man hellhörig werden. In vielen Fällen ist man dann an einen unseriösen Anbieter geraten und sollte die Verhandlungen abbrechen.
Lass Dich auf keinen Fall zu einem Geldtransfer überreden, egal wie plausibel die Gründe des Verkäufers auch klingen mögen.
Aber es lohnt sich auch, zum nahe gelegenen Händler zu fahren. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Man sieht direkt vor Ort, was es fürs Geld gibt, bekommt eine Beratung und kann vor allem “anfassen” und “Probe sitzen”. Eventuell gibt es auch ein günstiges, gebrauchtes Wohnmobil aus der letzten Mietsaison, doch dazu später mehr.
Händler vs. Privat
Die meisten stellen sich jetzt die Frage, ob man ein gebrauchtes Wohnmobil privat oder doch lieber beim Händler kaufen soll. Der klare Vorteil beim Händler ist die gesetzliche Gewährleistung. Somit können gewerbliche Verkäufer für Sachmängel am Wohnmobil zwei Jahre lang haftbar gemacht werden. Vertraglich kann diese Gewährleistung auf ein Jahr gekürzt werden. Dabei liegt die Beweispflicht im ersten halben Jahr allein beim Händler, danach muss der Käufer beweisen, dass der Mangel bereits beim Kauf bestanden hat.
Natürlich gilt die Gewährleistung nicht für Verschleißteile, wie z. B. Bremsbeläge.
Bei einem Privatverkauf wird man oft auf günstigere Angebote stoßen. Der ADAC spricht von bis zu 8%, die auf dem Privatmarkt für vergleichbare Modelle abgerufen werden. Dafür gibt es auch keine Sachmängelhaftung oder Rückgabemöglichkeit. Darum sollte man bei der Besichtigung genau hinschauen, um später keine bösen Überraschungen zu erleben. Wenn man selbst noch kein gebrauchtes Wohnmobil gekauft hat, kann ein Freund oder Bekannter, der im Thema ist, durchaus eine Hilfe sein. Eine weitere Möglichkeit ist die Prüfung bei TÜV und Co.
Wer ein älteres Modell oder ein Bastlerfahrzeug sucht, wird auf dem Privatmarkt eher fündig, als beim Händler.
Günstige, gebrauchte Wohnmobile kaufen
Wie bereits erwähnt, ist der Herbst genau die richtige Zeit um sich nach einem günstigen, gebrauchten Wohnmobil umzusehen. Viele Händler mit angebundener Wohnmobilvermietung bekommen die Leihfahrzeuge zurück auf den Hof. Einige werden für die kommende Saison vorbereitet, andere werden weiterverkauft. Hier kann man mit Sicherheit das ein oder andere Schnäppchen machen.
Vorteile beim Kauf eines Mietmobils
Gerade beim Kauf von Mietmobilen kann man günstig an gebrauchte Wohnmobile kommen. Meist sind die Fahrzeuge nicht älter als zwei Jahre alt. Wenn man das Reisemobil vorher für einen Urlaub mietet, kann man gründlich prüfen, ob Grundriss und Ausstattung zusagen. Viele Händler verrechnen den Mietpreis bei einem Kauf. Hier lohnt es sich einfach zu fragen.
Nachteile beim Kauf eines Mietmobils
Zu beachten ist natürlich, dass die meisten Wohnmobile ordentliche Laufleistungen hinter sich haben. Auch die Tatsache, dass viele verschiedene Menschen mit dem Camper unterwegs waren, sollte einem bewusst sein. So kann auch ein relativ neues Fahrzeug schon ziemlich abgewohnt sein. Man sollte vor dem Kauf darum genau hinsehen, ob es größere Mängel oder Beschädigungen im Wohnmobilaufbau gibt.
Was muss man beim Wohnmobilkauf beachten?
Egal ob beim Händler oder privat, eine Vor-Ort-Besichtigung mit Probefahrt ist Pflicht. Wie oben bereits erwähnt, kann ein zweites Paar Augen auf keinen Fall schaden. Ein Blick ins Serviceheft verrät, ob wirklich alle Kundendienste gemacht wurden. Auch die jährliche Dichtigkeitsprüfung sollte gemacht worden sein. Manche Wohnmobilhersteller geben bis zu 10 Jahre Garantie auf die Dichtigkeit des Aufbaus, vorausgesetzt, die Prüfung wurde lückenlos gemacht.
Checkliste für den Kauf eines gebrauchten Wohnmobils
Wir haben für Euch eine Checkliste zusammengestellt, die euch bei der Besichtigung eines gebrauchten Wohnmobils unterstützen soll. Am Ende des Beitrags findet ihr die Liste als PDF zum Ausdrucken.
Papiere, Wartungsnachweise und Fahrzeugdaten
- Sind alle Fahrzeugpapiere vorhanden?
Zulassungsbescheinigung Teil I, Teil II, Gelbes Prüfungsheft für die Gasanlage, Serviceheft, Bedienungsanleitungen für Fahrzeug, Ausbau und alle Geräte. - Welche Feinstaubplakette wurde zugeteilt?
Gerade ältere Fahrzeuge haben vielleicht nur eine gelbe oder rote Plakette. Kann eventuell ein Russpartikelfilter nachgerüstet werden? - Wann ist TÜV und Gasprüfung fällig?
Sind alle Gasgeräte im gelben Buch vermerkt? - Wurden die Kundendienste erledigt?
Gibt es bei der Laufleistung des Basisfahrzeugs demnächst höheren Wartungsaufwand ? (Hier sollte man im Serviceheft nachsehen, ob z. B. der Zahnriemen fällig ist. Bei manchen Herstellern muss der Russpartikelfilter nach einer bestimmten Laufleistung erneuert werden. Hierfür können schon mal bis zu 2000 Euro abgerufen werden. ) - Gibt es Unfallschäden?
Man sollte sich auf jeden Fall im Kaufvertrag bestätigen lassen, dass das Fahrzeug unfallfrei ist, bzw. die Vorschäden im Vertrag mit eintragen.
Aufbau und Fahrzeug
- Aufbau nach Beschädigungen untersuchen
Auch die Kanten am Fahrzeug sollten genau überprüft werden. Bei größeren Beschädigungen (Hagelschaden o. ä.) oder Unfallspuren den Verkäufer fragen. Den Unterboden nicht vergessen. - Frontscheibe auf Steinschläge untersuchen.
- Schließen die Fenster und Türen?
Sind die Dichtgummis in Ordnung, Fensterscheiben klar und ohne Risse? - Verdunkelungsrollos und Fliegengitter
Sind diese leichtgängig und schadfrei? - Dachluken
Auf Beschädigungen, Leichtgängigkeit und Dichtigkeit überprüfen. - Gibt es Roststellen am Aufbau oder Basisfahrzeug?
- Stauklappen auf Funktionstüchtigkeit überprüfen
- Reifen und Profil
Sind Allwetterreifen montiert, sind Winterreifen dabei, Profiltiefe ermitteln, Alter der Reifen und ggf. nach Beschädigungen und Rissen Ausschau halten. (Bei Reifen, die älter als sechs Jahre sind und Risse aufweisen, sollte man über eine Neuanschaffung nachdenken).
Innenraum und Technik
- Schlechter Geruch?
Wenn im Wohnmobil ein schlechter Geruch in die Nase steigt, sollte man nach Schimmel und Feuchtigkeit Ausschau halten. (Stockflecken unter Matratzen, Polster, Vorhängen, Schränken, und Ecken) - Badezimmer
Ist die Dusche ohne Risse und Beschädigungen? Ein Wasserschaden kann dadurch bereits vorhanden sein. - Schränke
Alle Schränke öffnen, Funktionstüchtigkeit der Verschlüsse und Scharniere testen. - Funktionieren die Gasgeräte?
Der Herd, Kühlschrank, Ofen und Warmwassertherme laufen lassen. Wenn das Fahrzeug länger steht, kann es etwas länger dauern bis die Geräte anspringen. - Stromverbraucher testen
Laufen Kühlschrank, Wasserpumpe, Licht und alle anderen Stromverbraucher? - Beleuchtung
Wurde bereits auf LED umgerüstet? Wenn nicht, ist es möglich? Leuchten alle Lampen? - Frischwasseranlage
Sind die Schläuche sauber und die Tanks algenfrei? Ist genügend Druck auf den Wasserleitungen? - Funktionstüchtigkeit des Bordpanels
Funktionieren alles Anzeigen und Schalter? - Probefahrt
Auf Fahrverhalten und Geräusche achten. Wie lässt sich das Fahrzeug schalten? Ist die Leistung angemessen? Fühle ich mich wohl?