Gerade wenn die Temperaturen draußen auf über 30 oder 40 Grad steigen, denkt sich der ein oder andere Camper sicherlich, ob es nicht einen einfachen und günstigen Weg gibt, um eine mobile Klimaanlage im Wohnmobil betreiben zu können. So ging es auch uns dieses Jahr und deswegen haben wir im Baumarkt ein solches Gerät erworben. Im portugiesischen Hochsommer haben wir es auf Herz und Nieren getestet und berichten euch heute, wie einfach es ist, so eine Klimaanlage im Wohnmobil nachzurüsten, ob die Kühlleistung wirklich ausreicht und ob man die Klima autark nur mit Solar betreiben kann.
Klimaanlage im Wohnmobil nachrüsten
Die meisten Wohnmobile sind standardmäßig nicht mit einem Klimagerät ausgestattet, wie auch unser Lkw. Bisher hatten wir die Sommer auch immer ganz gut mit Ventilatoren, Abdunkeln der Fenster usw. überstanden. Doch der Wunsch nach mehr Abkühlung war gerade dann besonders groß, als das Thermometer im portugiesischen Hochsommer wieder mal über die 40 Grad kletterte. Da war es selbst um Mitternacht noch so warm im Camper, dass an Schlaf nicht zu denken war. Immer wieder hatten wir den Gedanken, dass es toll wäre, wenn wir ganz einfach und vor allen Dingen auch günstig eine Klimaanlage fürs Wohnmobil nachrüsten könnten.
Bei einem Blick auf die Preise von speziellen Wohnmobil-Klimaanlagen war uns schnell klar, dass das keine schnelle und preisgünstige Lösung ist. Allerdings gibt es ja auch noch mobile Klimaanlagen, die man häufig im Baumarkt stehen sieht und die ein wesentlich kleineres Loch in den Geldbeutel reißen.
“Diese liegen von der Leistung sicher hinter den professionellen Split-Anlagen, aber unser Lkw ist ja nicht so groß und vielleicht funktioniert es ja”, dachten wir uns. Deswegen wollen wir in diesem Beitrag auch nur von unserer Erfahrung mit einer mobilen Klimaanlage im Wohnmobil berichten und lassen alle anderen Varianten außen vor.
Wie funktioniert eine mobile Klima?
Die mobile Klimaanlage ist ein Gerät, das normalerweise mit einem Abluftschlauch ausgestattet und nicht gerade kompakt ist. Die Funktionsweise ähnelt dabei einem Kühlschrank. Dafür wird die warme Raumluft angesaugt und im Inneren des Geräts durch einen Kühlmechanismus abgekühlt. Dadurch produziert das Gerät Wärme, welche dann durch den Abluftschlauch nach außen geführt wird. Bei unserem Modell waren Einsätze fürs Fenster dabei, d.h. man öffnet das Fenster und passt den Einsatz aus Kunststoff so an, dass alles abgedeckt ist. So kann das Fenster dann auch offenbleiben.
Wir haben den Einsatz unserer Fenstergröße angepasst und dort wird dann der Abluftschlauch angeschlossen.
Hinweis: Das ging bei uns ganz einfach, da wir keine klassischen Wohnmobil-Fenster haben, ansonsten könnte das schon etwas tricky werden.
Wer jetzt allerdings davon ausgeht, dass man bei Außentemperaturen über 40 Grad angenehme 20 Grad im Wohnmobil haben kann, sobald man die Klimaanlage eingeschaltet hat, den müssen wir leider enttäuschen. Die Temperatur im Wohnmobil lässt sich selbst im Dauerbetrieb nur um max. 5 Grad im Vergleich zur Außentemperatur reduzieren. Doch darauf gehen wir in unseren Erfahrungen etwas weiter unten im Beitrag noch mal näher ein.
Wichtig: Achte beim Kauf unbedingt darauf, dass es sich tatsächlich um eine Klimaanlage und nicht nur um einen Luftbefeuchter oder Ventilator handelt. Deren Kühlleistung ist mit der einer richtigen Klima nicht zu vergleichen.
Was bedeutet BTU und wie berechne ich die benötigte Kühlleistung richtig?
Bei Klimaanlagen wird der BTU-Wert (British Thermal Unit) angegeben, welcher beschreibt, wie viel Wärmeenergie benötigt wird, um ein Pfund (britisch) Wasser um ein Grad Fahrenheit zu erwärmen.
1000 BTU/h entsprechen 293,71 Watt.
Mit diesen werten kannst du ganz einfach btu in watt und umgekehrt berechnen.
Zusammen mit der Raumgröße, die gekühlt werden soll, kannst Du so ermitteln, wie viel Kühlleistung die mobile Klimaanlage haben sollte, damit sie das Wohnmobil auch gekühlt bekommt.
Die Formel für die Berechnung der benötigten Kühlleistung in Watt ist Quadratmeter des Raumes * 60 bei guter Dämmung und wenig Sonneneinstrahlung oder * 100 bei schlechter Dämmung und viel Sonne.
Zu kühlen ist in diesem Beispiel unser Wohnmobil: Der Koffer ist 2,30 m breit und knapp 5 m lang, dementsprechend haben wir einen Raum mit knapp 12 m2.
Also wäre die Berechnung in unserem Fall 12 * 100, da wir ja in der prallen Sonne stehen. Dementsprechend sollte unsere Klimaanlage fürs Wohnmobil mindestens 1200 Watt oder umgerechnet in BTU 1200 / 293,71 * 1000 = 4085 BTU/h haben.
Pro Person, die sich im Raum aufhält, kannst Du noch mal 100-200 Watt dazurechnen und auch für elektronische Geräte, die betrieben werden, kannst Du noch ein paar Hundert Watt obendrauf packen. Also wären in unserem Fall 2000 Watt großzügig gerechnet und damit kämen dann auf eine BTU/h von 6800.
Unsere mobile Klimaanlage hat 9000 BTU/h, was echt in Ordnung ist.
Hoher Stromverbrauch – das solltest Du wissen
Was unbedingt erwähnt werden muss, ist der enorme Stromverbrauch. Dabei ist es ganz egal, ob man die Wohnmobil-Klimaanlage autark oder über Landstrom betreiben möchte. Energiesparend geht anders, allerdings kann man den Strom, den die Klimaanlage verbraucht, mithilfe von Solarzellen produzieren. Doch dazu gleich mehr.
Denn wer jetzt denkt, dass der Strom aus der Steckdose die einfachste Lösung ist, der hat einerseits recht. Aber auf Campingplätzen in südlicheren Ländern kann es durchaus sein, dass die Sicherung des Platzes fliegt, weil der Anlaufstrom der Klimaanlage zu groß ist. Wenn du Glück hast, ist dein Stellplatz separat abgesichert, wenn du Pech hast, legst du die Stromversorgung des ganzen Campingplatzes lahm.
Wohnmobil-Klimaanlage autark betreiben
Da wir auf unserem Grundstück in Portugal keinen Landstrom zur Verfügung haben, war für uns von Anfang an klar, dass wir die mobile Klimaanlage autark mit Solar betreiben wollen. Allerdings mussten wir vorher ein paar Berechnungen anstellen, um zu wissen, wie unser Strom-Setup im Womo aussehen muss, damit wir so einen starken Verbraucher auch betreiben können, ohne dass abends dann vorzeitig das Licht ausgeht.
Zuerst haben wir ermittelt, wie viel Strom das von uns ausgesuchte Gerät benötigt. Bei unserem Modell ist eine Leistungsaufnahme von 900 Watt angegeben. Das klingt erst mal nicht so viel, doch Vorsicht. Klimaanlagen haben einen wesentlich höheren Anlaufstrom. Für das Betreiben mit einem Wechselrichter muss das auf jeden Fall berücksichtigt werden. Denn häufig fehlen genauere Angaben zum Anlaufstrom, was es schwierig macht, den Wechselrichter passend zu dimensionieren bzw. rauszufinden, ob die Spitzenleistung abgerufen werden kann.
Da hilft häufig nur ausprobieren, denn der Anlaufstrom kann gut und gerne beim 3-10-fachen der Leistungsaufnahme liegen, auch wenn dieser natürlich nur für Millisekunden benötigt wird. Zum Glück können die Wechselrichter häufig kurze Stromspitzen leisten, hier solltest Du aber auch unbedingt auf die Angaben des Herstellers achten.
Wie viel Solar ist für den Betrieb nötig?
Unsere mobile Klimaanlage hat eine Leistungsaufnahme von 900 Watt. Wenn ich das mal durch unseren Solarrechner jage, dann komme ich auf einen Verbrauch von 75 A pro Stunde.
Rechenbeispiel: Klimaanlage 900 Watt – Betrieb 6 Stunden täglich = 450 Ah pro Tag
Wenn man wie wir z. B. nur 200 Ah Batteriekapazität zur Verfügung hat, dann geht sich das am Ende nicht ganz aus, denn nach nicht mal drei Stunden Betrieb wäre die Batterie komplett leer. Hier kommt dann die Solaranlage ins Spiel. Wir persönlich haben auf dem Wohnmobildach 660 Watt und außerdem noch mal eine kleine Inselanlage im Garten mit ebenfalls 660 Watt, d. h. insgesamt stehen uns 1320 Watt Solar zur Verfügung. Wir haben auch einen 2200 Watt Reiner Sinus Wechselrichter verbaut, der den Anlaufstrom gut packt.
Und ich kann Dir sagen, dass dieses Setup in Portugal gerade so ausreicht, dementsprechend bräuchte man in nördlicheren Ländern noch etwas mehr Solar, um auf dieselben Ergebnisse zu kommen.
Der Test im Hochsommer in Portugal
Natürlich wollen wir Dich jetzt an unserem Test und unserer Erfahrung teilhaben lassen.
Drei Monate lang haben wir unsere mobile Klimaanlage im Wohnmobil betrieben. Dabei hatte sie gerade in den Monaten Juli und August so einiges zu tun. Nahezu täglich hatten wir 40 Grad im Schatten und auch abends hatte es um Mitternacht häufig noch zwischen 25 und 30 °C.
Technische Daten unserer mobilen Klimaanlage
Hersteller – Modell | Kunft – KAC4254 |
BTU | 8000 |
Leistungsaufnahme | 900 Watt |
Stromverbrauch pro Stunde | 75 – 80 Ah |
Kühlleistung ausreichend für | bis zu 16 m2 |
Geräuschpegel | 62 dB |
Funktionen: | Aktive Kühlung, Ventilator, Entfeuchtung, Automatikfunktion |
Extras: | Fernbedienung, Timer |
Maße und Gewicht | Breite 35 cm – Höhe 70,3 – Tiefe 34,5 cm, Gewicht 25,5 kg |
Anpassungen vor der Inbetriebnahme
Für dieses Modell brauchten wir eine Öffnung, um die Abluft aus dem Schlauch nach außen zu leiten. Zuerst nutzten wir das Loch unter unserer Küchenzeile, welches der Vorbesitzer für den Betrieb einer Dieselheizung in den Boden gemacht hatte. Allerdings war hier die Luftverteilung nicht ideal. In unserem Bad war es richtig kühl und auch im Bett ging es, aber gerade der vordere Teil des Campers war nach wie vor sehr heiß.
Richtige Positionierung der Klimaanlage
Also stellten wir die Klima um. Wir platzierten sie auf dem Esstisch und führten den Schlauch mithilfe des vorgefertigten Einsatzes fürs Fenster nach draußen. Das hat wunderbar geklappt und jetzt war die Kühlleistung auch zufriedenstellend. Dementsprechend solltest Du darauf achten, dass der ganze Raum optimal belüftet wird. Außerdem sind diese mobilen Anlagen nicht wirklich leise, dementsprechend ist es gar nicht so verkehrt, wenn sie etwas weiter vom Bett entfernt stehen.
Wie ein heißer Sommertag bei uns aussah
Für den Betrieb haben wir immer gewartet, bis unsere Batterie 100 % Ladezustand anzeigte, was meist so gegen 11 Uhr vormittags der Fall war. Dann schlossen wir alle Türen und Fenster und schalteten die Klima an. Zu dieser Zeit hatten wir um die 30 Grad im Womo und 35 Grad draußen. Gegen 17 Uhr hatten wir etwa 25 % unserer Batteriekapazität entnommen, nach wie vor um die 30 Grad im Wohnmobil und dann die mobile Klimaanlage ausgeschaltet.
So konnte die Solaranlage die aus der Batterie entnommenen A wieder nachladen und wir waren zum Beginn des Abends wieder voll. Damit hatten wir die Möglichkeit, die Klimaanlage auch nachts noch mal einzuschalten, um den Schlafbereich aktiv noch mal um ein paar Grad runter zu kühlen.
Aber Vorsicht: Mir ist es schon passiert, dass ich die Klimaanlage abends eingeschaltet habe und dann eingeschlafen bin. 90 Minuten später wurde ich wach mit einem Verbrauch von 120 A. Da wir aber vorher schon 60 A entnommen hatten, war unsere Lithium-Batterie damit fast leer. Ups …
Unser persönliches Fazit und unsere Tipps
Unser persönliches Fazit nach einem Sommer mit mobiler Klimaanlage im Womo: Wir würden die Anschaffung immer wieder machen, denn mit einer Investition von 176 Euro für die mobile Klimaanlage kann man eigentlich nichts falsch machen. So schafft man im Wohnmobil ein angenehmes Klima, auch wenn es lediglich 5 Grad weniger als draußen sind. Ich hätte nicht gedacht, dass der Unterschied so spürbar ist.
Je niedriger die Temperaturen draußen, umso angenehmer wird es im Camper und umso leichter tut sich die Klima auch. Unsere hat einen Automatikmodus, d. h. man stellt die persönliche Wunschtemperatur ein, die dann gehalten wird. Ist die Temperatur erreicht, schaltet die Klimaanlage von aktiv kühlen auf Ventilator um. Das ist klasse, weil währenddessen braucht sie kaum noch Strom und die Solaranlage kann dann quasi wieder einige Ampere nachladen, bevor sich der Kompressor wieder anschaltet.
Allerdings ändert es nichts daran, dass wir im Sommer das Womo gegen 17 Uhr verlassen mussten. Denn sobald wir die Klima ausgeschaltet haben, wurde es ziemlich schnell warm. Das war allerdings nur bei sehr heißen Temperaturen der Fall. Bei um die 33 Grad mittags können wir die Klima ganz locker bis abends an lassen, da sie sich dann immer wieder abschaltet. Aber ab einer gewissen Außentemperatur läuft der Kompressor dann einfach nur noch durch und saugt entsprechend stark an der Batterie.
Natürlich könnte man die Laufzeit mit mehr Batteriekapazität oder auch Solar noch verlängern. Es kommt dann immer drauf an, was für Bedürfnisse man hat. Uns persönlich war es wichtig, dass wir auch im heißesten Hochsommer noch unserer Arbeit nachgehen können, was bei 43 Grad im Schatten draußen kaum noch möglich ist. Dementsprechend ist diese Lösung für uns ideal.
Wer sein Strom-Setup extrem aufstocken müsste, für den ist die mobile Klimaanlage dann sicher keine günstige Lösung mehr.
Gibt es eine Alternative zur Klimaanlage?
Wem das Betreiben einer Klimaanlage im Wohnmobil nicht zusagt, der kann auf alternative Möglichkeiten zurückgreifen, um das Wohnmobil runter zu kühlen. Dabei reicht es schon, wenn man das Fahrzeug im Schatten parkt. So heizt sich der Camper gar nicht erst übermäßig auf.
Allerdings muss ich auch sagen, dass es keine adäquate Alternative gibt, denn nichts kühlt das Wohnmobil aktiv. Und gerade bei extremen Temperaturen wie in Portugal führt eigentlich kein Weg an der aktiven Kühlung des Womos vorbei, wenn man einen spürbaren Effekt haben möchte.