In unseren Breitengraden ist die Spültoilette Standard. Doch das ist nicht überall auf der Welt so. Denn da wo ein WC ohne Wasser funktionieren muss, kann sie nicht eingebaut werden. Dafür gibt es Toilettensysteme, die gänzlich ohne Wasseranschluss auskommen und dazu auch noch umweltfreundlicher sind. Die Rede ist von der Trockentoilette, die wir euch in diesem Ratgeber näher vorstellen möchten.
In Skandinavien schon lange bekannt
Wenn du beispielsweise schon mal Urlaub in Schweden gemacht hast, dann konntest du sie vielleicht schon mal entdecken und unter Umständen auch selber benutzen – die Komposttoilette. Oft findet man sie entlang von Wanderwegen, aber auch in schwedischen Ferienhäusern und Waldhütten. Mit etwas Glück kann man das Erlebnis auch direkt mit den zwei besten Freundinnen teilen, nämlich dann, wenn 3 Klobrillen nebeneinander auf einem Holzbalken sind. Auch das ist in Schweden übrigens keine Seltenheit.
Unsere erste Begegnung mit dem Trockenklosett
Wir selbst hatten in Finnland den ersten Kontakt mit einer Trockentoilette. Anfangs konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, eine Toilette zu benutzen, wo ich bei einem Blick durch die Klobrille noch die Hinterlassenschaften meines Vorgängers betrachten kann.
Da werden Erinnerungen an das Plumpsklo aus grauen Vorzeiten wach.
Doch die Not war stärker, als die anfängliche Skepsis. Ich hatte beim Betreten des Holzhäuschens eher mit einem Geruch a la Dixie-Klo gerechnet. Doch ich musste mich eines Besseren belehren lassen, es roch nämlich schlicht und ergreifend nach nichts, außer Holz. Das war spannend und so setzten wir uns mit der Thematik näher auseinander.
Die verschiedenen Trockentoiletten-Systeme
Die Funktionsweise der Trockentoilette sorgt dafür, dass das System ohne Verwendung von Wasser zum Spülen auskommt. Folgende Systeme sind dabei am gängigsten:
- Plumpsklo
Aus Omas Zeiten kennt es manch einer vielleicht noch. Auch hier wurde nicht nachgespült. - Verbrennungstoilette
Hier werden die Fäkalien nach dem Toilettengang verbrannt. Zurück bleibt ein Häufchen Asche. - Trenntoilette
Festes und Flüssiges wird hier durch einen speziellen Einsatz getrennt. Der Urin wird in einem Behälter gesammelt, genauso wie der Kot. - Komposttoilette
Hier werden die Fäkalien gesammelt, um anschließend kompostiert zu werden. Zusätzlich zu den Feststoffen kommt beispielsweise Kokosfaser. Alles wird mit einem Rührwerk vermengt und am Ende bleibt nur noch etwas Erdähnliches zurück. - Trockentrenntoilette
Diese Variante findet neben der Trenntoilette häufig Anwendung in Campern oder kleinen Gartenhäuschen. Fest und flüssig wird voneinander getrennt und je nachdem separat in einem mit einer Tüte ausgeschlagenen Eimer oder einem Urintank gesammelt.
Funktionsweise der Trockentoilette
Prinzipiell ist die Funktionsweise der Trockentoilette schnell erklärt. Außer bei der Verbrennungstoilette werden die Fäkalien immer zusammen oder fest und flüssig getrennt, in einem Eimer/Kanister gesammelt. Auch das biologisch abbaubare Toilettenpapier gibt man mit zu den Feststoffen. Anschließend wird es, je nach Toilettensystem, mit Streugut bedeckt. Das sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit im Eimer gebunden und die Fäkalien abgedeckt werden. So ist kaum eine Geruchsentwicklung möglich. Wird ein Lüfter verwendet, so ist kein Abdeckmaterial vonnöten.
Wo kann ein Trockenklo verbaut werden?
Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten für eine Toilette ohne Wasseranschluss. Die häufigsten finden wir in unseren Breiten wohl im
- Gartenhaus,
- Ferienhaus und auf
- Ski- und Berghütten.
Aber auch hier ist der Einsatz einer Trockentoilette vorteilhaft:
- Schrebergarten,
- Tiny-House,
- Wohnmobil und
- Wohnwagen.
Wir persönlich nutzen unsere im Wohnmobil. Seit gut vier Jahren haben wir sie im Einsatz und sind damit sehr zufrieden. Dank unseres Lüfters haben wir keinerlei Gerüche im Camper. Auch in einem Tiny-House durften wir die schwedische Trockentoilette schon mal testen und waren auch damit sehr zufrieden.
Vorteile und Nachteile
Natürlich hat eine Trockentoilette ebenso Vor- und Nachteile. Diese möchten wir auch beleuchten. Was vorteilhaft ist, hängt sicherlich auch vom Einsatzort und dem eingebauten System ab. Was in einem Tiny-House praktisch ist, kann in einem Wohnmobil genau das Gegenteil sein.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Spart Ressourcen, da kein Wasser nötig. | Auseinandersetzen mit den Ausscheidungen. |
Hinterlassenschaften sind biologisch abbaubar. | |
Eine Toilette ist so, ohne weitere Voraussetzungen, überall möglich. | Unter Umständen empfundener Ekel, wenn Fremde auf dieselbe Toilette gehen. |
Kaum Elektrik, die kaputt gehen könnte (außer dem Lüfter). | |
Beim Selbstbau individuell anpassbar. | |
Keine Gerüche, selbst beim Toilettengang riecht mit Lüfter nichts mehr. |
Update: Der größere Platzbedarf bei einer fertigen Trockentoilette ist mittlerweile überholt. Seit wir diesen Beitrag geschrieben haben, hat sich auf dem Markt so einiges getan und so passt beispielsweise die Trockentoilette Kackbox selbst in jeden noch so kleinen Van. (keine Werbung, unbezahlt)
Viele von uns brauchen sicher erst mal etwas Zeit, um sich von der Spültoilette umzugewöhnen. Wenn es dir geht wie mir, dann wirst du gerade nach den ersten Toilettengängen immer wieder die Taste zum Spülen suchen.
Allerdings funktioniert das auch andersrum, wenn man nach ein paar Jahren mit der Trockentoilette wieder mal auf ein normales Klo geht. Sogar den Geruch hatten wir schon total vergessen.
Brauche ich Streugut und was eignet sich?
Bei einer Variante, wo alle Hinterlassenschaften in einem Eimer gesammelt werden, solltest du auf jeden Fall Abdeckmaterial verwenden, ebenso wenn du den Inhalt kompostieren möchtest. Auf Streugut verzichten kann man bei der Trenntoilette und der Trockentrenntoilette, vorausgesetzt man verwendet einen Lüfter.
Bei den Trockentrenntoiletten gibt es übrigens Modelle, wo eine Abdeckklappe verbaut ist, welche sich erst öffnet, sobald man sich auf die Klobrille setzt. Sobald man sich wieder erhebt, geht die Klappe wieder zu.
Doch nicht jedes Material eignet sich. Es muss einerseits leicht, andererseits aber auch saugfähig und trocken sein. Folgende haben sich bewährt:
- Terra-Preta,
- Kleintierstreu,
- Sägespäne,
- Erde,
- trockener Kaffeesatz.
Immer wieder liest man von der Verwendung von Katzenstreu als Abdeckmaterial. Ja, Katzenstreu ist saugfähig, aber gerade das Granulat ist auch unheimlich schwer.
Eine Kompostierung ist damit nicht möglich und das Gewicht der vollgesogenen Körnchen könnte dazu führen, dass die Tüte beim Entsorgen reißt. Die Verwendung einer der oben genannten Varianten ist nicht nur besser, sondern auch wesentlich günstiger.
Wie du siehst, ist die Trockentoilette eine tolle Möglichkeit, wenn kein Wasseranschluss vorhanden ist oder man seine Fäkalien kompostieren will. Du suchst nach genauen Infos, die über die Basics hinausgehen? Dann wirst du bei uns fündig.
Beitrag erstellt: 26.11.2018