Nachdem wir ein gutes halbes Jahr in unserem Camper gelebt hatten, mussten wir feststellen, dass unsere Toilettenlösung nicht optimal ist. Der Wunsch nach einem Campingklo ohne Chemie, mit welchem man auch länger autark stehen kann, wurde immer größer. Nach langem Suchen entdeckten wir die Möglichkeit, eine Trockentoilette im Wohnmobil einzubauen, was wir auch taten. Was uns genau zu dieser Entscheidung geführt hat und ob wir nach zwei Jahren mit der Trenntoilette immer noch zufrieden sind, erfährst du hier.
Der Weg von der Chemietoilette zum Trockenklo
Wer kennt es nicht, das Campingklo mit der blauen Flüssigkeit. Wonach riecht es, wenn ich einen Laden mit Campingzubehör betrete oder in ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen steige? Richtig, nach der Chemietoilette. Selbst die verschlossenen Flaschen mit der „blauen Chemie“ (es gibt sie mittlerweile auch in Grün) verströmen diesen sehr eindringlichen „Duft“. Man möchte meinen, das ist der normale Geruch.
Auch wir hatten uns anfangs für ein Porta Potti als Toilettenlösung entschieden, da wir sie schon aus unserem Wohnwagen kannten. Was von uns allerdings nicht bedacht wurde, war die Tatsache, dass wir nicht permanent auf Campingplätzen stehen, um das Campingklo jederzeit leeren zu können. Außerdem sind wir nicht nur drei Wochen unterwegs, sondern 24/7. Da nutzen wir die Campingtoilette täglich und selbst der größte Tank mit 22 Litern Fassungsvermögen, reicht dann nur bedingt.
Da, wo die Infrastruktur zum Ver- und Entsorgen gut ist, ist das auch weniger ein Problem. Aber in Ländern wo diese nicht gegeben ist, wird es dann schon kompliziert. Wenn dann noch eine Blasenentzündung dazu kommt, dreht sich alles nur noch um die nächste Möglichkeit, den Toiletteninhalt zu entsorgen.
Wir brauchen ein Campingklo ohne Chemie
Spätestens ab diesem Zeitpunkt war uns klar, unsere Toilette entspricht in keinster Weise unseren Anforderungen.
Da fragten wir uns, was ist uns bei einem Klo wichtig? Folgende Punkte kamen uns da in den Sinn:
- Längere Entsorgungsintervalle,
- kein Wasser und keine Chemie nötig,
- geringe Folgekosten,
- kein zu hoher Energiebedarf,
- möglichst einfach ohne zu viel technischen Schnickschnack,
- Entsorgung auch abseits spezieller Entsorgungsstationen problemlos möglich.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der manche sicher zum Schmunzeln bringen wird, ist die Größe des Toilettensitzes. Ich empfand die Chemietoiletten von der Größe her immer wie ein Kinderklo. Das hatte für mich nicht den Komfort der heimischen Toilette. Doch da wir ja im Camper leben, wollen wir auch ein vernünftiges Klo haben.
Ein Plumpsklo einbauen?
Während man so nach einer alternativen Toilettenlösung sucht, stößt man unweigerlich auf seltsame Lösungsvorschläge. Einen den ich so empfand, war der, eine Trockentoilette im Wohnmobil zu nutzen.
Ich gestehe, meine erster Gedanke hierzu war folgender:
“Wir können doch nicht ein Plumpsklo einbauen? Das ist ja so was von eklig.”
Und so warfen wir diese Lösung über Bord und beschäftigten uns mit vielen anderen, bevor wir in Finnland wieder zurück auf diese gebracht wurden.
Denn es kam, wie es kommen musste, auf einer Wanderung stand uns für die Notdurft lediglich eine Komposttoilette zur Verfügung. Die Vorfreude auf das vermeintliche “Dixie-Klo im Wald” war natürlich riesig. Umso verwunderter waren wir, als uns nicht mal der Hauch von einem Geruch in die Nase stieg, als wir die Tür zum stillen Örtchen öffneten. Ab diesem Zeitpunkt setzten wir uns mit dem Thema auseinander, was nicht zu unserem Nachteil sein sollte.
Trockentoiletten-Systeme im Camper
Als Trockentoilette wird eine Klolösung bezeichnet, die ohne Wasser auskommt. Für den Einsatz im Wohnmobil gibt es drei unterschiedliche Varianten, die hauptsächlich verbaut werden, je nachdem was man präferiert.
Die Verbrennungstoilette ist für uns aufgrund des teuren Anschaffungspreises und des enormen Energieverbrauchs sofort ausgeschieden. Blieben noch die Trenntoilette und die Trockentrenntoilette, die wir uns näher ansehen wollten. Doch vorher sollten wir eine grundlegende Frage klären.
Warum Festes und Flüssiges trennen?
Bei der „klassischen Trockentoilette“, die man häufig aus Skandinavien kennt, landet alles in einem Behälter. Das ist kein Problem, weil durch das Streugut die Feuchtigkeit aufgenommen wird. In der Praxis steht die Komposttoilette aber an einem festen Standort und der Humus, der durch die Kompostierung der Fäkalien entsteht, kann später entnommen, und als Dünger im Garten weiter verwendet werden. Hierbei aber unbedingt auf die aktuelle Gesetzeslage in deiner Region achten.
Im Wohnmobil ist das Ganze nicht besonders praktikabel. Wir müssen den Eimer bzw. unsere Sammeltüte aus der Trockentoilette entnehmen und entsorgen. Wenn man sich überlegt, dass der überwiegende Teil unserer Ausscheidungen flüssig ist, hätten wir sehr schnell eine volle und schwere Tüte.
Abhilfe schafft hier die Trennung in fest und flüssig. Das Flüssige wird in einem Tank gesammelt und das Feste fällt in einen Eimer mit Beutel.
Der Urin kann über eine normale Toilette oder bei einer Entsorgungsstation entsorgt werden. Die Mülltüte hält etwa zwei Wochen und kann einfach in einer Mülltonne entsorgt oder ebenfalls kompostiert werden. Natürlich nur, wenn man sich für kompostierbare Müllbeutel entschieden hat.
Außerdem entsteht durch die Trennung der Ausscheidungen nicht dieser typisch stechende Fäkalgeruch, den man beispielsweise von Dixie-Toiletten kennt.
Vor- und Nachteile
Alles im Leben hat nicht nur schöne Seiten, sondern es gibt auch Dinge, die man als nachteilig empfindet. Wir wollen auch diese Aspekte näher betrachten und haben euch nun deswegen aus unserer Sicht die Vor- und Nachteile der Nutzung einer Trockentoilette im Wohnmobil näher beleuchtet.
Vorteile:
- Keine Chemie,
- kein Wasser nötig,
- längere Leerungsintervalle,
- keine speziellen Entsorgungsstationen nötig,
- günstig beim selber Bauen,
- geringe Folgekosten,
- Klobrille wie Zuhause.
Nachteile:
- Entlüftung nötig,
- höherer Anschaffungspreis,
- größerer Platzbedarf bei Fertigvariante,
- eventuell Sichtkontakt mit den eigenen Hinterlassenschaften,
- wenn Chemietoilette fest verbaut ist, kann der Umbau etwas aufwendiger sein.
Trockentoilette kaufen oder selber bauen?
Wir haben unsere Trockentrenntoilette selber gebaut, hatten allerdings auch die Möglichkeit ein fertiges Modell, nämlich die Separett Villa in einem Tiny-House auszuprobieren. Dementsprechend kennen wir beide Varianten.
Was für uns persönlich gegen die fertige Trenntoilette gesprochen hat:
- Wir empfinden die Sichtschutzklappe als unpraktisch, denn sobald man den Hintern ein wenig hebt, geht diese zu, obwohl man vielleicht noch etwas Toilettenpapier zu entsorgen hätte. Also muss man irgendwie dafür sorgen, dass man noch genug Druck auf den Klositz bringt, um die Klappe offen zu halten.
- Preis-Leistungs-Verhältnis ist beim Selbstbau wesentlich besser.
- Die Maße wären bei uns nicht ideal gewesen d. h. die fertige Variante hätte nicht in unser Bad gepasst. Heute gibt es allerdings auch eine größere Auswahl.
Dementsprechend war für uns nach diesem Test klar, wir bauen unsere Trenntoilette selbst, was wir bis heute auch nicht bereut haben.
Trenntoilette mit Rührwerk
Manche Trenntoilette sind mit Rührwerk ausgestattet und eignen sich vor allen Dingen für die anschließende Kompostierung. Dafür werden die Feststoffe mit einem Zusatzmaterial wie Kokosfasern vermengt. Dadurch soll der Kompostiervorgang vorzeitig in Gang gesetzt und die Hinterlassenschaften ausgetrocknet werden. Am Ende bleibt dann nur noch Erde zurück, welche man ohne Probleme kompostieren kann. Wir konnten uns so ein Modell auf einer Messe näher ansehen.
Warum eine Trenntoilette mit Rührwerk für uns nicht infrage kam:
- Für die Entsorgung muss nicht nur eine Tüte aus dem Eimer genommen, sondern der Behälter geöffnet und in eine Mülltüte gekippt werden, was den Abbau der halben Toilette nötig macht.
- Für uns ist der Urinbehälter zu klein dimensioniert.
- Auch hier empfanden wir die Größe des Toilettensitzes und die Haptik eher wie beim Campingklo, als bei der Toilette zuhause.
Wie ihr sehen könnt, wirklich begeistern konnte uns diese Komposttoilette nicht. Doch das muss nichts heißen, denn wie schon mal erwähnt, hat jeder andere Ansprüche und Bedürfnisse.
Trenntoilette selber bauen mit Bauanleitung und Bausatz
Mittlerweile findet man so einige Bauanleitungen für die Trockentoilette. Außerdem gibt es bei unserem Partner auch fertige Bausätze, die an die verschiedensten Bedürfnisse des Campers angepasst sind. So ist es ganz egal wie viel Platz man hat, irgendwie bringt man das Klo selbst im noch so kleinen Van unter.
Extra kleine Trockentoilette für VW-Bus oder Van
Gerade in einem Bus ist nicht gerade viel Platz vorhanden und jeder Zentimeter will bestens ausgenutzt werden. Da passt unsere selbstgebaute Trenntoilette auch bei bestem Willen häufig nicht rein.
Allerdings gibt es mittlerweile eine kleine Variante, die den Namen “Kackbox” trägt. Diese extra kleine Trockentoilette für VW-Bus oder Van ist bestens für kleine Camper geeignet, da sie unter den Sitz oder in den Einschub passt.
Unsere Erfahrung mit der Trockentoilette im Wohnmobil
Im Jahr 2016 haben wir unsere Chemietoilette rausgeschmissen und eine Trockentoilette ins Wohnmobil eingebaut. Eine Entscheidung, die wir bis heute nicht bereut haben. Fünf Jahre in denen wir jede Menge Erfahrungen sammeln konnten. Unsere wichtigsten möchten wir euch noch mitgeben.
Ihr werdet überrascht sein, wie lange man ohne Entsorgen auskommen kann und wie wenig Geruch man dabei “ertragen” muss. Natürlich ist es anfangs total seltsam und auch etwas unappetitlich, beim Öffnen des Klodeckels einen Blick auf die Hinterlassenschaften des Partners zu werfen. Eine ganz neue Seite, die man so von seinem Liebsten entdecken kann. 😉
Spaß beiseite, das ist ehrlich gesagt einfach nur Gewohnheitssache. Ich finde da nichts Ekliges dran, denn es ist einfach natürlich.
Und das Einzige, was wir nach zwei Jahren Dauernutzung erst kürzlich austauschen mussten, war unser Lüfter. Der hatte seinen Geist aufgegeben und wurde durch einen Neuen ersetzt.
FAQs zur Trockentoilette
Wir haben unseren Beitrag im Jahr 2016 veröffentlicht und freuen uns sehr über die vielen positiven Rückmeldungen. Ein paar Fragen tauchen immer wieder auf und so ist es an der Zeit für ein paar FAQs.
Wie oft entleeren wir?
Den Eimer der Trenntoilette entleeren wir ca. alle 2-3 Wochen. Der Urinkanister reicht uns für etwa eine Woche. Im Vergleich zum Chemieklo ist das eine gewaltiger Unterschied. Der Großteil der Ausscheidungen ist flüssig. Wenn man einen größeren Kanister und einen größeren Eimer nimmt, kann der Zeitraum natürlich noch ausgedehnt werden. Bedenken sollte man lediglich, dass man den Kanister ohne Ablassventil auch noch tragen können muss.
Brauche ich Streugut?
Streugut ist kein Muss, allerdings kann es durchaus hilfreich sein. Wir nutzen gerne etwas Streu, wenn wir Durchfall haben oder Flüssiges mal daneben gegangen ist. Das beschleunigt die Trocknung und sorgt auch dafür, dass keine Gerüche entstehen. Alternativ gehen auch Sägespäne, Kleintierstreu oder Kaffeesatz.
Bei dem fertigen Modell „Villa“ befindet sich eine Klappe über dem Eimer, die sich erst beim Setzen auf die Klobrille öffnet.
Beim Selbstbausatz PRIVY 501 gibt es diese Klappe nicht. Allein aus geruchstechnischer Sicht ist bei der Trenntoilette kein Streugut nötig, solange man sie mit einem Lüfter betreibt.
Was mache ich bei Durchfall?
Es kann nicht schaden, bei Durchfall Streugut zu nutzen und die Trenntoilette bei nächster Gelegenheit zu leeren. In der gesamten Dauer unserer Nutzung blieb es natürlich auch nicht aus, dass wir selbst von einer Darmverstimmung heimgesucht worden sind. Wie Zuhause ist bei einer Magen-Darm-Grippe erhöht auf Sauberkeit zu achten.
Zielgenauigkeit von Frauen, aber auch Männern?
Stehend kann die Trenntoilette nur schwierig benutzt werden. Beim Sitzen hat Man(n) keinerlei Schwierigkeiten in die richtige Öffnung zu treffen. Als Frau ist etwas Übung nötig.
Ein paar Tipps hat Robby für die Damen, bei denen es nicht so recht klappen will:
- Setze dich etwas weiter nach vorne.
- Versuche den Oberkörper mehr aufzurichten.
- Das Becken etwas nach vorne oder hinten schieben.
Durch das Verändern der Sitzposition findest auch du garantiert die Richtige, sodass es auch mit dem Zielen klappt.
Sollte etwas Urin im Eimer landen, ist das kein großes Drama. Einfach etwas Streugut darüber verteilen und bei Geruchsbildung vorzeitig entsorgen.
Wie pflegt man die Trenntoilette richtig?
Die Reinigung und Pflege der Trenntoilette unterscheidet sich nicht wesentlich von einer normalen Toilette und sollte genauso regelmäßig durchgeführt werden. Bei starker Nutzung kann von Zeit zu Zeit ein Urinal-Reiniger genutzt werden, um das Ablaufrohr zu reinigen.
Riecht die Trockentoilette wirklich nicht?
Gerade Robby war am Anfang ziemlich skeptisch, was das Thema wasserloses Klo anbelangt. „Es kann doch nicht sein, dass man da gar nichts riecht“, war ihr O-Ton. Nachdem wir nun seit Anfang Oktober 2016 eine Trenntoilette haben, können wir das mit dem Geruch wirklich bestätigen. Das System funktioniert, egal ob bei 10 Grad oder bei 43 Grad. Der Lüfter sorgt dafür, dass man nicht mal während oder direkt nach dem Toilettengang Gerüche wahrnehmen kann.
Wie ist der Geruch beim Entsorgen?
Natürlich haben menschliche Fäkalien einen Eigengeruch. Wer behauptet es würde nach Rosen duften beim Entsorgen, der hat entweder Parfum gegessen oder den Duftbaum unter der Nase hängen. Urin riecht natürlich, hat aber keinen beißenden Ammoniakgestank, es sei denn er wird mit Wasser vermischt. Die Entsorgung des Beutels gleicht vom Geruch in etwa einem mit dem Inhalt einer Katzentoilette.
Gibt es auch einen Kindersitz für die Trenntoilette?
Ja, es gibt für die Separett beispielsweise einen speziellen Aufsatz für Kinder, den man dann einfach wie die Kindertoilettensitze, die man fürs normale Klo kennt, nutzen kann.
Brauche ich spezielles Toilettenpapier?
Nein, du kannst ganz einfach normales Klopapier verwenden, solange es nicht das Super-Duper-Flauschige mit sechs Lagen ist. Wir nutzen 3-lagiges aus dem Supermarkt, das ist wunderbar. Einfach mit in den Eimer werfen. Das saugt zusätzlich Flüssigkeit. Allerdings nimmt es auch Platz weg. Wer also möglichst lange hinkommen möchte, der könnte es separat sammeln.
Brauche ich einen Kanister oder kann ich den Urin in den Abwassertank leiten?
Diese Frage taucht immer wieder auf und die Meinungen gehen hier auseinander. Wir persönlich würden den Urin nicht in den Grauwassertank leiten, da Urin in Verbindung mit Wasser einen starken und beißenden Geruch entwickelt. Wir wissen von einigen, die das verwirklicht und innerhalb von kürzester Zeit wieder zurückgebaut haben.